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payoff Interviews

«Im Low-End-Markt breiten sich chinesische Marken aus.»

09.11.2015 5 Min.
  • Martin Raab

Sundeep Gantori, Director and Equity Analyst bei UBS Chief Investment Office WM über Trends bei Consumer Electronics, dem Wettrennen bei Tablet-Computer, schwere Zeiten bei PCs und den Milliardenmärkten von morgen.

Herr Gantori, der Black Friday und die Feiertagssaison stehen vor der Türe. Welche Ausblicke können sie uns für die nächsten zwei, drei Quartale geben?

Der US-Markt für Consumer Electronics könnte im mittleren, einstelligen Bereich weiter wachsen. Diese Zuwachsrate ist beeindruckend — sie liegt zwar etwas unter dem Durchschnitt der letzten Quartale aber in erster Linie durch das Fehlen von Blockbuster-Produkten, insbesondere bei den Smart Phones, im aktuellen Jahr bedingt. In Europa verbessern sich die Umsatz- und Nachfragezahlen schrittweise, wobei Nordamerika beim Wachstum nicht eingeholt werden kann.  

Wie ist die Situation im globalen PC und Tablet-Markt?

Der klassische PC erlebt inzwischen eher schwere Zeiten, da die Tablet-Computer vielfach zu einer interessanten Alternative geworden sind. Völlig ersetzen werden Tablets aber PCs wohl nicht. So sind die globalen PC-Auslieferungen zwar um etwa 8% im Jahresvergleich zum 3. Quartal 2015 gesunken, bis zum Jahresende könnten sich die Rückgänge bei den Personal Computern bei etwa 8 bis 10% einpendeln, aber auch die Lieferungen von Tablets sind leicht zurückgegangen. 

Welche Trends sehen beim rivalisierenden Paar PC vs. Notebook?

Wir erwarten, dass sich Notebooks auch weiterhin gegenüber Desktops durchsetzen werden. Gerade im klassischen PC-Segment ist wahrscheinlich keine bahnbrechende Neuerung in nächster Zeit zu erwarten und Windows 10 ist ein eher begrenzter Wachstumskatalysator für das Segment. 

Hat Apple ernsthafte Konkurrenz für iPad, iPad Mini & Co. zu befürchten?

Das iPad hält derzeit rund 20% Marktanteil im globalen Tablet-Markt und wird nach unserer Ansicht stabil in diesem Bereich bleiben, schliesslich wird bald das iPad Pro lanciert. Diese Einführung könnte Apple weiterhin eine starke Position verhelfen. 

Wie beurteilen Sie die Chancen von chinesischen Telefonherstellern wie zum Beispiel ZTE in westlichen Märkten Fuss zu fassen?

Hier muss man die jeweiligen Nachfragesegmente ansehen: Der westliche Premium-Smartphone-Markt wird ganz klar von den beiden Rivalen Apple und Samsung dominiert. Im Low-End-Markt breiten sich chinesische Marken aus, speziell im Bereich der Prepaid-Pläne. In Summe kommen die Mitbewerber aus China allerdings auf gerademal 10% Marktanteil. Das Wachstum bzw. Hineinwachsen in das Premiumsegment wird für chinesische Hersteller eher schwierig, da das Markenimage und die After-Sales-Präsenz noch nicht ausgeprägt sind. 

Ein Evergreen im Bereich Consumer Electronics sind TVs. Welche Trends sehen Sie dort?

Das Jahr 2015 musste ohne globale Mega-Veranstaltungen wie eine Fussball WM oder Olympia auskommen, entsprechend waren die Absätze bei TV-Geräten mehr oder weniger unverändert. Bewegung gibt es im TV-Bereich im Bereich 4K, also dem Nachfolgeformat von den HD 1080p Fernsehgeräten. Bei 4K TVs sind Umsatzverdoppelungen möglich, da die Preisniveaus absinken und so für breitere Konsumentenschichten zugänglich werden. Die grössten fünf Marken kontrollieren derzeit 60% der TV-Industrie, dort sehen wir allerdings das Risiko, dass chinesische Marken langfristig die etablierten Hersteller unter Druck setzen und gerade im Niedrigpreissegment zulegen. 

Jüngst gab es ein 104-Milliarden-Dollar Zusammenschluss im globalen Biermarkt. Werden wir im Bereich der Konsumelektronik ebenfalls eine verstärkte M&A-Aktivität sehen?

Im Technologiesektor haben sich die Merger & Akquisitionsaktivitäten bevorzugt auf Halbleiter, Software und Hardware beschränkt. Jedoch ist für wenige Unternehmen aus dem Bereich Consumer Electronics, gerade solche mit schwächelnden Fundamentaldaten, die Zeit reif für eine Konsolidierung. Asiatische Lieferanten werden eine Schlüsselrolle in der Industriekonsolidierung im Bereich Consumer Electronics spielen. 

Abschliessend: Gibt es vielversprechende Trends im Bereich Smart Home?

Wir glauben, dass Smart Home Geräte und Lösungen die grössten Profiteure des generellen Internet-der-Dinge Trends sind, in welchem alltägliche Gegenstände mit dem Internet verbunden und bedienbar sind. Derzeit ist diese Industrie rund USD 20 Milliarden gross und dürfte nach Expertenschätzungen eine der schnellst wachsenden Bereiche bleiben.

«Asiatische Lieferanten werden eine Schlüsselrolle in der Industriekonsolidierung im Bereich Consumer Electronics spielen.»

Tonangebend werden die USA bleiben und entsprechende Unternehmen in diesem Segment. Allerdings wird die Popularität in Europa und Asien dank der gesteigerten Effizienz von smarten Immobilien entsprechend steigen. 

 

VITA

Sundeep Gantori (CFA, CAIA) ist als spezialisierter Aktienanalyst im Chief Investment Office WM bei UBS am Standort Singapur tätig. Sein Schwerpunkt sind die Segmente Halbleiter, Hardware, Internet sowie Software & Services. Sundeep Gantori ist in dieser Funktion u.a. für die Asia ex Japan Focus 20 Liste der UBS Anlagestrategien zuständig. Der gebürtige Inder arbeitet seit 2007 für UBS und war zuvor für PCS Securities als Aktienanalyst für den lokalen IT- und Telekom-Sektor zuständig. Er hält einen Wirtschaftsabschluss mit Auszeichnung der Osmania University in Hyderabad. In seiner Freizeit testet er mit grosser Begeisterung neue Gadgets oder liest eBooks auf seinem Kindle.

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