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payoff Trading Desk

Keine Governance, volles Risiko

26.02.2024 2 Min.
  • Martin Raab
    Investment-Stratege

Genie und Wahnsinn liegen oft nahe beieinander. Investoren, die sensibel auf mangelhafte Unternehmensführung reagieren, ersparen sich herbe Kapitalverluste und manchen Karrierekratzer.

Exotisch, erfolgshungrig und egozentrisch – diese Eigenschaften vereinen Gründer, die es mit der Unternehmensführung oft nicht ganz so genau nehmen. Corporate Governance ist das Zauberwort für gute Unternehmensführung. Typischerweise finden sich in manchen Start-up’s bizarre Visionäre, die in den Anfangsjahren als wichtiger Treiber erfolgsentscheidend sind. Doch sobald aus einem Start-up ein grösseres Unternehmen mit Struktur und zahlreichen Mitarbeitenden wird, sollte auch die Corporate Governance mitwachsen. Regeln für Verwaltungsrat und Personal sind genauso wichtig wie seriöse Entscheidungsfindung und knallharte Kostenüberwachung.

Leider verschwimmen die Grenzen zwischen «Visionär» und «Vollpfosten» häufig bei einigen Führungskräften mit Gründer-Hintergrund. Am Ende zahlt der Investor die Zeche oder übernimmt zumindest mehrheitlich das Risiko für Fehlschläge und schräge Auswüchse. So gerät der inzwischen 52-jährige Elon Musk in der Tendenz zunehmend ausser Rand und Governance. Seltsam naiv, wer derzeit noch immer euphorisch an Tesla-Aktien festhält.

Ebenfalls sehr naiv hat sich die Hochfinanz beim österreichischen Welteroberer gezeigt. René Benkos Vision war vielleicht begeisternd, mitreissend und von Anfang an aber leider ohne jede Kenntnis über Finanzen und Kapitalmarkt. «Fragen Sie mich bitte nicht nach dem Finanzkram», war die geflügelte Antwort des Tirolers, wann immer man etwas ins Detail bohrte. Es hätte genügt, sich nur zwei Bilanzen und Erfolgsrechnungen von seiner Finanzabteilung sowie den Organisationschart zeigen zu lassen.

Endgültig sein strafrechtlicher Todesstoss droht nun offenbar durch eine weitere Stufe von «Zero Governance»: Gemäss Recherche der Financial Times wurde in den letzten Tagen vor dem Untergang seines Immobilien-Imperiums die Grenze zwischen seinen persönlichen Interessen und denen des Unternehmens krass überschritten. Ein Unternehmen der Signa-Gruppe übertrug vor dem Zusammenbruch des Immobilienriesen mehr als EUR 300 Millionen an zwei Unternehmen, die von der Familie seines österreichischen Gründers René Benko kontrolliert wurden. Dooferweise hatten die Zielunternehmen den identischen Vornamen wie Benkos Tochter Laura. Zufälle gibts. Am Ende hat die fehlende Unternehmensführung allein nach jetziger Schätzung Anlegende rund EUR 5 Milliarden gekostet. Besser also die Bremse betätigen, wenn wild wirbelnde Exzentriker am Ruder von Unternehmen stehen und zur Sonne fliegen möchten.

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Foto von Kevin Malik auf Pexels

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