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Korrekturen gewinnbringend nutzen

13.11.2019 3 Min.
  • Andreas Hausheer

Short-ETFs ermöglichen es, von fallenden Kursen zu profitieren. Aufgrund einer rechnerischen Feinheit ist ihr Einsatz zwecks Spekulation oder Absicherung aber nur über einen kurzen Zeitraum sinnvoll.

Wenn von Shortsellern die Rede ist, sind die Meinungen geteilt. Weil sie auf sinkende Kurse setzen, sehen sie sich mit teils heftiger Kritik konfrontiert. Für die einen gehören sie verboten, für die anderen sind sie ein notwendiger Bestandteil funktionierender Märkte. Doch es bleibt nicht nur bei Diskussionen. Als prominentes Beispiel kann das Mitte Februar erlassene Verbot der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in Bezug auf die Aktien des Zahlungsdienstleister Wirecard herangezogen werden. Nach starken Kursgewinnen dürften sich auch Privatanleger vermehrt fragen, wie sie sich vor fallenden Kursen schützen oder diese sogar gewinnbringend nutzen können. Eine Möglichkeit sind Short-ETFs, auch inverse ETFs genannt. Das Grundprinzip ist eigentlich einfach. Der Short-ETF spiegelt die Entwicklung eines Aktienmarktes in umgekehrter (inverser) Richtung wider. Fällt der Index um 1%, steigt der Short-ETF um 1% und umgekehrt. Auf den ersten Blick also eine simple Angelegenheit, wäre da nicht der Effekt der sogenannten «Pfadabhängigkeit».

«Short-ETFs sind als mittel- und langfristige Anlagen wenig geeignet.» 

Inverse Indexabbildung nur auf Tagesbasis

Mit diesem Begriff ist gemeint, dass der inverse Effekt nur von einem Tagesschlusskurs auf den nächsten Tagesschlusskurs gilt. Fällt ein Index an einem Tag um 5% von 10’000 Punkten auf 9’500 Punkte, steigt der Short-ETF um 5%, beispielsweise von CHF 1’000 auf CHF 1’500. Am nächsten Tag steigt der Index dann wieder auf 10’000 Punkte, entsprechend einer prozentualen Veränderung von 5.26%. Der Short-ETF bildet nun diese prozentuale Indexveränderung wieder ab und fällt um 5.26% von CHF 1’050 auf CHF 994.74. Der Short-ETF hat an diesen zwei Tagen somit einen Verlust erlitten, obwohl der Index selbst sich unter dem Strich nicht bewegt hat. Dieser Effekt wirkt insbesondere in schwankungsstarken Märkten zu Ungunsten von Short-ETFs. Fällt der Aktienindex jedoch kontinuierlich über einen längeren Zeitraum, können durch die Pfadabhängigkeit zusätzlich Gewinne realisiert werden, da in diesem Szenario der Short-ETF einen stetig höheren Wert annimmt.

Gehebelter Pfadabhängigkeitseffekt

Mittlerweile werden auch gehebelte Short-ETFs angeboten. So bildet beispielsweise LYSSL die inverse Entwicklung des Swiss Market Index Total Return (SMI) auf täglicher Basis mit einer zweifachen Hebelwirkung ab. Damit verstärkt sich auch der Effekt der Pfadabhängigkeit. Wer aber eine klar negative Haltung zur kurzfristigen SMI-Entwicklung hat, kann seine Marktmeinung effizient und umso gewinnbringender umsetzen. Die jährlichen Gebühren für LYSSL werden mit 0.60% angegeben. Da sich Short-ETFs zur langfristigen Anlage aber grundsätzlich kaum eignen, sind die jährlichen Gebühren nicht der entscheidende Einflussfaktor. Viel wichtiger ist es, sich der Konsequenzen der gehebelten Pfadabhängigkeit bewusst zu sein und solche Short-ETFs wirklich nur zur kurzfristigen, taktischen Portfoliogestaltung einzusetzen.

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