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payoff Trading Desk

Millionen-Buffet à discrétion

01.04.2023 3 Min.
  • Martin Raab
    Investment-Stratege

Wenn ein Vergütungsbericht 36 Seiten Erklärungen bedarf, genügt der gesunde Menschenverstand um Warnlampen blinken zu lassen. Wie Corporate Governance besser nicht laufen soll.

Die unwiederbringliche Vernichtung von CHF 105 Milliarden Aktienkapitalisierung in 16 Jahren, bei gleichzeitiger «Entnahme» von mehr als 250 Millionen für CEOs und Verwaltungsratsmitglieder ist die vorläufig letzte toxische Kombination in der entgleisten Corporate Governance der Credit Suisse. Netto für alle ein Totalverlust. Ausgenommen natürlich die Teppichetage, die sich bis zuletzt vehement gegen den Untergang gestemmt hat. Doch Vorsicht an all jene, welche jetzt auf der Generalversammlung lauthals gegen das bisherige Management wettern und drohen: Keiner der Aktionäre:innen war gezwungen Aktien der Grossbank zu kaufen und hoffentlich jeder der Aktionäre:innen ist in der Lage Berichte zu lesen.

Ein Beispiel hierzu: Von Jahr 2019 auf Ultimo 2020 sind die Erträge des Unternehmens um ein Drittel (-27%) zurückgegangen. Die Corona-Pandemie nagte hart. Eher soft nahm das die Belle Etage, Immunisierung der Saläre war angesagt. Die Vorstandsbezüge aka Executive Compensation gingen lediglich um 12% in dieser Periode zurück. Gleiches Spiel ein Jahr später – nur noch wesentlich smarter. Der Milliardenverlust durch Archipelago wurde hübsch im Vergütungs-Report visuell ausgekehrt, so dass ein Plus von 51% beim «Adjusted income before taxes» abgedruckt werden konnte. Eine der Folgen dieses genial kalibrierten Ergebnisses war die Anhebung der «CEO realized compensation» um +22%. Der Eindruck: Millionen à discrétion? Das hierfür zuständige Compensation Committee wurde durch Kai S. Nargolwala seit 2017 präsidiert, welcher für seine enormen Aufwände mit angemessenen CHF 775‘000 allein im Geschäftsjahr 2021 auf 2022 vergütet wurde. Jüngst hat ihn und seinen Mitstreiter namens Severin Schwan allerdings die Lust Vergütungs-Pakete abzusegnen verlassen – Rücktritt aus persönlichen Gründen. Beide Top-Leute wurden vom VR-Präsident Axel Lehmann für ihre «unschätzbare Verdienste» mit Glanz und Gloria verabschiedet.

Glänzend legendär bleiben in Sachen Governance u.a. Ex-CEO Brady Dougan mit seinen knapp USD 100 Millionen Compensation Package, im Detail im Vergütungsbericht des Jahres 2010 nachzulesen, und die Ikonen für robuste und konstante Neuausrichtung der Bank: Ulrich Körner, Thomy Gottstein und Tidjane Thiam. Doch keine Sorge: Alle warmen Regenströme der Multi-Millionen wurden stets sorgfältig vom CS-Verwaltungsratspräsident, Hans-Ulrich Doerig und dann Urs Rohner, verifiziert und abgesegnet. Offengelegt allen Aktionär:innen jeweils zur Generalversammlung. In den letzten Jahren hat diese Art von Unternehmensführung leider nie zu grossen Gegenstimmen oder gar Einflussnahme durch Politik und Regulierung geführt. Nun ist es zu spät und das Millionen-Buffet à discretion geht in die Schweizer Wirtschaftsgeschichte ein. Rubrik: «Bad Governance a its worst».

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