«Modulares Outsourcing des Investment-Managements stösst auf reges Interesse»
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Martin Raab
Frank Häusler, CIO Marcuard Family Office, über das neue Serviceangebot, alte Kernkompetenzen, den Mut zum Nicht-alles-selbst-Machen und die Erfahrungen im Umgang mit Milliardensummen.
Herr Häusler, Family Offices gelten als sehr zurückgezogen. Sie schlagen Ihren Branchenkollegen jetzt eine völlig neue Option auf: das Outsourcing des Chief Investment Officers. Wie kam diese Idee zustande?
Wir beobachten diesen Industrietrend schon längere Zeit in Nordamerika. Die Gründe für eine Externalisierung der Aufgabe des Chief Investment Officers sind aus Sicht eines Family Office vielfältig. Kosten stehen dabei nicht zwingend an erster Stelle.
Worauf zielt das Outsourcing dann ab?
Es geht vielmehr darum, dass die Anlagewelt, ihre technische Administration und das regulatorische Umfeld heute sehr viel komplexer und dynamischer geworden sind als noch vor zehn oder 20 Jahren. Sprich kleinere Stiftungen oder Family Offices – zum Beispiel aus drei, vier Personen bestehend – erkennen, dass es langfristig wenig Sinn macht, sich ein eigenes hochqualifiziertes Investment-Team zu leisten, das tagtäglich bessere, sprich rentablere, Anlageentscheidungen trifft als zum Beispiel externe Kapitalanlage-Spezialisten. Daher löst das Outsourcing einige Probleme. Lösungsanbieter mit Track-Record in diesem Segment sind aber in der Schweiz und Europa bisher noch wenig aktiv. Das haben wir als unsere Chance verstanden. Gerade auch ein modulares Offering, bei dem man nicht alles outsourcen muss, stösst auf reges Interesse.
Wie waren denn die Reaktionen bisher im Dialog mit potenziellen Kunden?
Es ist erstaunlich, wie offen jetzt Branchenkollegen anderer Family Offices gegenüber diesem Thema sind. Vor einiger Zeit hätten diese uns noch als Mitbewerber angesehen und Dialoge über das Outsourcen des Investment Managements wahrscheinlich nicht mit uns geführt. Viele Family Offices fokussieren sich aber gerne vermehrt wieder auf die strategische Steuerung, statt täglich Börsenkurse zu verfolgen, Orders einzugeben und Reserachinputs zu analysieren.
Muss ich mich dann als Stiftung bzw. Family Office voll und ganz den Ansichten des externen CIO anschliessen?
Die Skalierung erfolgt ganz nach Wunsch des Kunden, der seine Anlage-Entscheidungen auslagern will. Diese Auslagerung erfolgt in frei wählbaren Schritten – sprich die CIO-Leistungen sind modular aufgebaut und der Kunde bezahlt auch nur für die Dinge, die er wirklich benötigt.
…sprich man kauft sich die CIO-Expertise von Marcuard Family Office je nach Bedarf und Tiefe ein?
Korrekt. Das Fundament dieser Services ist unsere eigene Anlagephilosophie und unser seit über 15 Jahren währender Anlageprozess. Wir sind mehrheitlich langfristige Beta-Sammler und versuchen zusätzliche Ineffizienzen auszunutzen, aber sicher sind wir keine rastlosen Trader. Familien, deren Philosophie ähnlich langfristig ausgerichtet ist, finden somit einen guten Partner bei uns als ihrem externen CIO.
Welche Kosten entstehen mit dem Outsourcing des Investment Managements an Ihr Unternehmen?
Das ist je nach Skalierung ein massgeschneiderter Preisrahmen. In jedem Fall verstehen wir unsere Dienstleistungen als konkurrenzfähiges Angebot.
Sie erwähnten gerade die Anlagephilosophie. Wie lässt sich diese konkret und kompakt beschreiben?
Wir leben seit unserer Gründung im Jahr 1998 einen konservativen Ansatz, sind Benchmark-getrieben und beim Thema Leverage weitgehend abstinent. Am treffendsten lässt es sich vielleicht mit dem englischen Motto umschreiben: «We don’t shoot the lights out», sprich wir lassen uns nicht zu halsbrecherischen Aktionen hinreißen. Es steht ganz klar immer der Kapitalerhalt im Zentrum unserer Tätigkeiten, und somit ist Risk Management der zentrale Fokus.
Bewirtschaften Sie alle Anlageklassen inhouse?
Unsere Stärke liegt in der Asset Allokation auf globaler Ebene. Corporate Bonds picken in den Emerging Markets, Small Caps in asiatischen Ländern und ähnliche sehr spezifische Entscheide geben wir bewusst an externe Partner, die über einen Leistungsausweis im jeweiligen Segment verfügen. Je nach Kundenwunsch sind wir im Investment Committee des Kunden oder betreiben dieses komplett bei der Managerauswahl und Reporting-Konsolidierung aktiv oder managen einen Teil seines Vermögens. Im Bereich Private Equity-Bereich nutzen wir grösstenteils Netzwerkpartner mit langjähriger Expertise und bieten selber eine Private Equity-Beratung an. Direktanlagen im Bereich Private Equity sollten jedoch vom Kunden getrieben sein. Dort möchten wir keine Interessenskonflikte generieren.
Angenommen, das Outsourcing-Angebot von Marcuard sagt mir zu. Wie rasch kann ich als Stiftung oder Family Office ihre externe CIO-Lösung nutzen bzw. wie lange dauert die Implementierung?
Je nach Wohnort, Nationalität des Family Office-Kunden und ob entsprechende Konti schon offen sind oder nicht, können wir innert weniger Tage oder nach mehreren Wochen mit der effektiven Outsourced CIO-Dienstleistung starten. Weiter hängt es natürlich von den genauen Modulen der Dienstleistungen ab. Mit dem Onboarding, auch grosser Vermögen, haben wir sehr profunde Erfahrungen.
Was macht Ihre Firma aus und wie viel Vermögen verwaltet Marcuard Family Office?
Unsere Firma gehört den Mitarbeitern. Uns ist wichtig, dass wir immer die geeigneten Dienstleistungen für unsere Kunden beziehen und liefern können, mit möglichst wenigen Interessenskonflikten. Wir verwalten ca. 3 Mrd. liquide Assets und darüber hinaus weitere nicht liquide Vermögenswerte.
VITA
Frank Häusler, Jahrgang 1977, ist seit Anfang 2014 als Chief Investment Officer bei Marcuard Family Office tätig. Zuvor war er von 2009 bis 2013 für die Wegelin Privatbank und deren Vermögensverwalter, 1741 Asset Management, u.a. als Head of Research und Head Portfolio Management tätig. In dieser Position leitete er zuletzt als CEO von 1741 Asset Management, das institutionelle Anlagegeschäft mit 50 Mitarbeitenden. Er ist Experte für Asset Allocation und Beiratsratsmitglied eines der grössten U.S. Family Offices. Desweiteren verfügt Frank Häusler über Praxiserfahrungen als Mitglied des Board of Directors von Luxemburger Fondsstrukturen. Seine vormaligen Arbeitgeber umfassen u.a. AIG Private Bank bzw. AIG Investments, wo er als Head Research tätig war, sowie KPMG. Frank Häusler ist regelmässiger Sprecher auf Anlässen der Finanzindustrie und publiziert in den Bereichen Investments und Risk Management. Zudem ist er als Lektor für Masterarbeiten in Finanzmathematik an der ETH Zürich engagiert, wo er ebenfalls seinen Master in Mathematik abgelegt hat.