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payoff Trading Desk

MTU Aero Engines: Warten auf den Schub

08.02.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Die Aktie des Triebwerksherstellers steckt in einem Seitwärtstrend fest. Mit starken Zahlen für 2021 und einem optimistischen Ausblick könnte das MTU-Management den DAX-Titel aus der Lethargie befreien.

Reiner Winkler ist ein MTU-Urgestein. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet der Diplom-Kaufmann für den Münchener Triebwerkshersteller. Anfang 2014 übernahm er den Chefsessel. Vor zwei Jahren schwebte der CEO sprichwörtlich auf «Wolke 7». Im Januar 2020 erreichte die MTU-Aktie ein Allzeithoch von EUR 289.30. Wenige Tage später durfte Winkler an einer Gala mit mehr als 500 Gästen in München die Auszeichnung als «Unternehmer des Jahres» entgegennehmen. Der prestigeträchtige, vom Finanzen Verlag verliehene Goldene Bulle war kaum im Regal verstaut, da schlitterte MTU Aero Engines ohne eigenes Zutun in eine tiefe Krise.

Bekanntlich kam mit dem globalen Ausbruch der Corona-Pandemie der internationale Flugverkehr mehr oder weniger zum Erliegen. Dementsprechend brachen die Geschäfte der Airline-Ausrüster ein. Bei einem Umsatzrückgang von 14.1% auf knapp EUR 4 Mrd. verbuchte MTU für 2020 ein unverwässertes Ergebnis je Aktie (EPS) von EUR 2.63. Das waren 71.5% weniger als in der Vorperiode. In der Krise gab der CEO der Sicherung der Liquidität die oberste Priorität. Ausserdem forcierte er die Kostendisziplin noch einmal. Trotz aller Wirren hat sich der erfahrene Konzernlenker seinen Optimismus nicht nehmen lassen. „Die MTU ist gut positioniert, um bereits 2022 wieder auf Wachstumskurs zu schwenken, überproportional an der Erholung der Branche teilzuhaben und so bis 2024 das Niveau des Jahres 2019 zu übertreffen“, sagte Winkler am Investorentag im vergangenen November.

Gut gefülltes Orderbuch

Zuversichtlich stimmt ihn insbesondere Sparte für zivile Instandhaltung, das grösste Segment des Unternehmens. MTU Aero Engines verfügt hier über einen Orderbestand von knapp USD 18 Mrd. Selbst in den Krisenjahren 2020 und 2021 sicherte sich das Unternehmen Wartungsaufträge in einem Volumen von insgesamt rund USD 10 Mrd. Zuversichtlich ist das Management auch in Bezug auf die Serienfertigung. Der CEO rechnet vor allem bei Kurz- und Mittelstreckenmaschinen mit sukzessive steigenden Auslieferungszahlen. Hier kommen MTU die Pläne von Airbus zu Pass. Der Flugzeugbauer möchte die Produktion der A320-Familie deutlich forcieren. Bei diesen Modellen wird das Zweistrom-Zweiwellentriebwerk V2500 eingesetzt. Die Bayern sind an dem für diesen Motor verantwortlichen Konsortium beteiligt.

Dass die MTU-Aktie trotz der positiven Aussichten nicht in die Gänge kommt, hat auch und gerade mit der pandemischen Entwicklung zu tun. Noch scheinen sich die Investoren vor neuerlichen Mobilitätseinschränkungen zu fürchten. Als weiterer Bremsklotz gilt der hohe Ölpreis. Die meisten Researchhäuser trauen dem Sektor im Allgemeinen und MTU Aero Engines im Speziellen dennoch höhere Kurse zu. Zuletzt hat Jefferies die Coverage der Aerospace-Unternehmen aufgenommen. Der US-Investmentbank zufolge steht die Branche am Anfang einer materiellen Erholung nach der schwersten Krise aller Zeiten. Mit Verweis auf die Bewertung sowie ein positives ESG-Screening erhält MTU Aero Engines von Jefferies ein «Buy»-Rating. Damit steigt die Zahl der von Reuters dokumentierten Kaufempfehlungen auf 16. Dem stehen acht «Halten»-Urteile sowie zwei «Verkaufen»-Ratschläge gegenüber.

Anlagekonklusion:

Geht der optimistische Konsens auf, würde die MTU-Aktie den seit November 2020 laufenden Seitwärtstrend zu den Akten legen. Aus dieser übergeordneten Konstellation hat sich in etwa ab Mitte 2021 eine Abwärtsgeraden herausgebildet. An dieser ist der DAX-Titel schon mehrmals abgeprallt. Dabei entpuppte sich auch die 200-Tage-Linie als Hürde. Am kommenden Mittwoch, 16. Februar, präsentiert das Unternehmen die vorläufigen Zahlen für 2021. Möglicherweise kann der CEO bei der geplanten Telefonkonferenz seinen Optimismus mit neuen Fakten zum Orderbuch sowie dem Ausblick für 2022 untermauern. Für Anleger, die vor einer Rebound-Wette zurückscheuen, könnte der Barrier Reverse Convertible KIJTDU interessant sein. Das UBS-Produkt zeigt eine Seitwärtsrendite von 10.4% (8.6% p.a.). Diese Chance ist durch einen Risikopuffer von mehr als einem Drittel für die MTU-Aktie teilgeschützt.

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