Nestlé: Hürde auf dem Weg zum Allzeithoch
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Wolfgang Hagl
Seit der Vorlage der Neunmonatszahlen zeigt der SMI-Krösus eine beachtliche relative Stärke. Die Aussicht auf ein starkes Schlussquartal und steigende Preise im neuen Jahr könnte Nestlé beim Sprung über einen zähen Widerstand helfen.
In rund 7 Wochen jährt sich der Amtsantritt von Mark Schneider zum 2. Mal. Am 1. Januar 2017 übernahm der Deutsch-Amerikaner den Posten als CEO von Nestlé. Seine bisherige Börsenbilanz kann sich sehen lassen: Gegenüber dem Niveau von Anfang 2017 hat sich die Kapitalisierung des weltgrössten Lebensmittelkonzerns um 17% ausgedehnt. Damit hängt der Large Cap sowohl den SMI als auch den breiten europäischen Aktienmarkt ab. Relative Stärke zeigte Nestlé auch und gerade in den vergangenen Wochen, als sich die Stimmung an den Börsen merklich eintrübte. Auf Sicht von einem Monat legte das Papier um knapp 8% zu und klopfte dabei am Allzeithoch von CHF 86.40 an. Diesen Spitzenwert hatte Nestlé am 6. Dezember 2017, also schon während Schneider Amtszeit, erreicht.
Den Anstoss für die kurzfristige Rallye setzte das Unternehmen am 18. Oktober mit den Umsatzzahlen für die ersten 9 Monate 2018. Nestlé verbuchte in diesem Zeitraum ein bereinigtes organisches Wachstum von 2.8%. Damit hat der Branchenprimus gegenüber dem Vorjahr, als die Steigerungsrate 2.6% betrugt, Fahrt aufgenommen. Schneider stellt diesen Erfolg in einen direkten Zusammenhang mit seiner bisherigen Arbeit: «Unser Wachstum stützte sich auf die disziplinierte Umsetzung unserer Strategie und schnellere Innovation.» Der Top-Manager richtet Nestlé konsequent auf wachsende Geschäftsfelder wie Gesundheitsprodukte oder Kaffee aus. Gleichzeitig werden weniger lukrative Aktivitäten abgestossen.
Für das Gesamtjahr peilt Schneider weiterhin ein organisches Wachstum von 3% an. Mit Blick auf 2020 gilt die Devise, die früheren Wachstumsraten von rund 5% zu erreichen. Auf dem Weg dorthin setzt das Unternehmen auch auf Preiserhöhungen. In den ersten 9 Monaten trugen diese 50 Basispunkte zur gemeldeten Wachstumsrate bei. Ende September hatte Schneider die Hoffnung geäussert, dass die Inflation in Zukunft wieder zu einem echten Wachstumsfaktor für Nestlé werden könnte. «Das ist eine Frage der Zeit, dass Anbieter und Produzenten früher oder später gestiegene Inputkosten weiterreichen müssen», sagte er an einer Veranstaltung in Zürich. Allerdings wollte er sich nicht darauf festlegen, ob es bereits in 2019 dazu komme.
Anlagekonklusion:
Die Möglichkeit einer neuen Preissetzungsmacht spricht zusammen mit der Aussicht auf ein starkes 4. Quartal dafür, dass die Nestlé-Aktie die Bestmarke erklimmt. Allerdings macht die Charttechnik dem SMI-Krösus das Weiterkommen nicht gerade einfach. Im Bereich von CHF 86 trifft der Dividendentitel auf einen markanten horizontalen Widerstand, dessen Wurzeln bis Mitte 2017 zurückreichen. Einen Ausbruch nach oben können Trader mit dem volumenstarken Call-Warrant WANESU ins Kalkül ziehen. Das im kommenden März fällige UBS-Papier notiert deutlich im Geld. Für Couponjäger hat Julius Bär gerade den Callable Barrier Reverse Convertible SAALJB an der SIX kotiert. Solange Nestlé nicht auf oder unter die Barriere von CHF 71.72 zurückfällt, wirft das Produkt per Laufzeitende im Februar 2020 eine Rendite von 6.0% p.a. ab.