Nestlé: «Liebesgrüsse» aus New York
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Martin Raab
Der Investor Daniel Loeb unterstreicht in einem Brief seine Forderungen an den Lebensmittelkonzern und verlangt darüber hinaus mehr Tempo. Zumindest bei der Nestlé-Aktie zeigte der Vorstoss sofort Wirkung.
Spätestens seit Mitte 2017 dürfte Daniel Loeb im Top-Management von Nestlé kein Unbekannter mehr sein. Damals stieg der Investor mit seinem Hedgefonds Third Point im grossen Stil bei dem Lebensmittelkonzern ein. Loeb kaufte Nestlé-Aktien in einem Volumen von mehr als USD 3 Mrd. Gleichzeitig wandte er sich mit einem Forderungskatalog an das Unternehmen. Neben der Verbesserung der Gewinnmarge zählten Aktienrückkaufe und das Abstossen von nicht zum Kerngeschäft zählenden Geschäftsbereichen zu den zentralen Punkten.
Sonderlich viel Freude hat Daniel Loeb mit diesem Investment bis dato nicht. Aktuell notiert Nestlé mehr als 5% unter dem Niveau von Mitte 2017. Möglicherweise ist die maue Performance ein Grund dafür, dass sich der Grossaktionär aus New York zum Jahrestag seines Einstiegs erneut zu Wort meldet. Neben einem an die Konzernführung um CEO Mark Schneider und Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke adressierten Brief veröffentlichte Third Point auf der Internetseite nestlenow.com eine 34-seitige Präsentation. Beide Dokumente haben eine klare Botschaft: Loeb gehen die vom Management angestossenen Veränderungen nicht schnell und weit genug.
«Wir bitten Nestlé dringend, eine #NestléNOW-Denkweise anzunehmen», schreibt der Investor. Getreu diesem Hashtag soll der Branchenkrösus «schärfer» in der Formulierung seiner Strategie, «mutiger» in der Neuformierung des Portfolios sowie «schneller« in der Neugestaltung der Organisation werden. Konkret fordert Loeb die Verantwortlichen beispielsweise dazu auf, Geschäftsanteile abzustossen, die für 15% der Umsätze stehen. Das gelte auch für die Beteiligung am Kosmetikkonzern L’Oréal. Laut Loeb ist das Nestlé-Board weiterhin nicht im Stande ist, einen überzeugenden langfristigen strategischen Beweggrund für ein Festhalten an dem 23%-Paket zu formulieren.
Wenig überraschend lässt Mark Schneider die Kritik nicht auf sich beruhen. Am 2. Juli veröffentlichte sein Unternehmen eine Medienmitteilung mit dem Titel «Nestlé zu den Fortschritten bei der Wertschöpfung». Darin werden zwar weder Loeb noch Third Point erwähnt. Der Text geht allerdings mehr oder weniger direkt auf die Forderungen ein. «Der Verwaltungsrat und das Management von Nestlé verwirklichen eine beschleunigte langfristige Wertschöpfungsstrategie», schreibt das am Genfersee beheimatete Unternehmen. Gleichzeitig wird auf die in den vergangenen 12 Monaten erreichten Fortschritte verwiesen. Neben der Ernennung des neuen CEOs listet Nestlé unter anderem die Neupositionierung des Portfolios sowie die Margeverbesserung und das erreichte Umsatzwachstum auf. Hinzu komme die «Rückgabe von beträchtlichem Kapital an die Aktionäre.»
Anlagekonklusion:
Fest steht, dass der Loeb-Vorstoss die jüngste Erholung beim SMI-Krösus kräftig angeschoben hat. Nachdem Nestlé bereits im Juni einen doppelten Boden ausgebildet hatte, gelang dem Large Cap an den vergangenen Tagen die Flucht aus dem kurzfristigen Abwärtstrend. Jetzt nähert sich die Aktie der 200-Tage-Linie an. Auf einen Sprung über den gleitenden Durchschnitt können Trader mit dem Long Mini-Future FNEAAU setzen. Das UBS-Papier partizipiert mit einem Hebel von aktuell 6.6 an steigenden Kursen bei Nestlé. Mit CHF 68.58 liegt der Stop loss 13.4% unter dem Basiswertkurs. Wer dagegen damit rechnet, dass es sich bei den jüngsten Avancen nur um ein Strohfeuer gehandelt hat, kann sich mit dem Put-Warrant NESANZ auf der Short-Seite positionieren.