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payoff Trading Desk

Nestlé: Showdown am Genfer See

16.02.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Morgen präsentiert der Lebensmittelkonzern die Resultate des vergangenen Jahres. Der Zahlentermin könnte die aktuelle Hängepartie bei der Nestlé-Aktie beenden.

Galoppierende Inflation, steigende Zinsen und geopolitische Spannungen – die ersten knapp sieben Wochen des Börsenjahres 2022 hatten es in sich. Man möchte meinen, dieses Umfeld sei wie gemacht für defensive und substanzstarke Börsenschwergewichte wie Nestlé. Weit gefehlt: Mit einem Minus von 7.6% zählt der gelegentlich als «Obligationen-Proxy» bezeichnete Lebensmittelriese bist dato zu den Verlierern im SMI. Anfang Jahr hatte der Large Cap noch ein Allzeithoch von knapp CHF 130 erreicht. Jetzt droht die Nestlé-Aktie aus dem im vergangenen März lancierten Aufwärtstrend zu fallen.

Dabei galt der Nahrungsmittelsektor zunächst noch als ein Profiteur des zusehends inflationären Umfeldes. Doch zuletzt sind Zweifel an diesem Status aufgekommen. In der vergangenen Woche musste Unilever einräumen, dass Preiserhöhungen nicht ausreichen, um den steigenden Kosten Herr zu werden. Der Konsumgüterkonzern, zu dessen Imperium globale Food-Marken wie Knorr-Suppen oder Magnum-Eis genauso zählen, wie die Deos von Axe, stellte daher für 2022 eine schrumpfende Marge in Aussicht.

Doppel-Call mit dem Führungssduo

Morgen wird sich zeigen, ob Nestlé in einem ähnlichen Dilemma steckt. Vor der Börseneröffnung legt das Unternehmen vom Genfer See die Zahlen für 2021 vor. Ab 9:00 Uhr werden sich CEO Mark Schneider und sein für die Finanzen zuständiger Kollege François-Xavier Roger an einer Medienkonferenz zu Wort melden. Am Nachmittag (14:00 Uhr) steht auch noch ein Investorencall mit dem Management-Duo an. Zur Vorbereitung auf diesen wichtigen Anlass hat Nestlé den aktuellen Konsens veröffentlicht. Demnach rechnen die Analysten im Schnitt damit, dass der Branchenriese 2021 ein hohes organisches Umsatzwachstum von 7.1% verbucht hat. Damit hätte sich die Steigerungsrate gegenüber der Vorperiode annähernd verdoppelt. Vor allem die starke Nachfrage nach Kaffeeartikeln der Marken Nescafé, Nespresso und Starbucks sowie das florierende Purina-Segment für Heimtiere dürfte dem Unternehmen diese Tempobeschleunigung ermöglicht haben.

Bei der Profitabilität gehen die 22 ausgewerteten Analystenschätzungen dagegen von einem moderaten Rückgang aus. Der Konsens für die «Trading Operating Profit Margin» fällt mit 16.7% um 20 Basispunkte tiefer aus als der im Vorjahr von Nestlé erzielte Wert. Hier machen sich die steigenden Kosten bemerkbar – sei es im Bereich Energie, beim Transport, den Löhnen oder den Rohstoffen. Es wird interessant, wie der CEO hier die Lage einschätzt. Laut Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux, hat die jüngste Margen-Warnung von Unilever die Märkte erschüttert. Seiner Ansicht nach ist Nestlé jedoch in mehr Premium-Kategorien aktiv. Daher sollte das Unternehmen 2022 in der Lage sein, den Inflationsdruck über die Preise mehr oder weniger zu kompensieren. Kepler Cheuvreux stuft das SMI-Schwergewicht bei einem Kursziel von CHF 125 jedenfalls weiter mit «Kaufen» ein. Jefferies teilt diesen Optimismus nicht. Die US-Investmentbank hat Nestlé auf «Underperform» herabgestuft. Nach Einschätzung von Analyst Martin Deboo könnten eine hohe Vergleichsbasis im Tierfutter- und Kaffeesegment sowie der allgemeine Margendruck dem Konzern im laufenden Jahr zu schaffen machten.

Anlagekonklusion:

Morgen wird sich ein Stück weit zeigen, wer von den beiden Experten die Aussichten treffender eingeschätzt hat. Die Nestlé-Aktie ist vor dem Zahlentermin jedenfalls in einem kritischen Areal angekommen. Wie eingangs erwähnt, wankt der Aufwärtstrend. Sollte der Lebensmittelriese enttäuschen, droht auch noch der Rückfall unter die 200-Tage-Linie. Auf Höhe des gleitenden Durchschnitts verläuft zusätzlich ein horizontaler Support. Bei einem Bruch dieses massiven Unterstützungsareals würde der Verkaufsdruck wohl zunehmen. Für dieses bearishe Szenario können sich Trader mit dem Faktor-Zertifikat Short SGYTW8 positionieren. Das Produkt gibt die tägliche Kursveränderung der Nestlé-Aktie mit einem konstanten Hebel von 6 spiegelverkehrt wieder. Während hier also hohe Gewinne auflaufen, sobald der Basiswert nachgibt, zielt das Long-Pendant SGQRR0 mit einem identischen Faktor auf steigende Notierungen ab.

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