Nestlé: Spannender Blick in die Bücher

• Wolfgang Hagl
  

Es hat nicht sollen sein: Exakt 3.22 Punkte trennten den SMI am Montag im frühen Handel vom im Februar 2020 erreichten Allzeithoch bei 11‘270 Zählern. Einmal mehr machte das Indexschwergewicht den Bullen bei der Rekordjagd einen Strich durch die Rechnung. Die Nestlé-Aktie wurde am Montag ex-Dividende gehandelt. Folgerichtig drückte die Ausschüttung von insgesamt gut CHF 7.9 Mrd. Franken oder CHF 2.75 je Anteilsschein den Large Cap ins Minus. Bereits über die Wintermonate hinweg hatte Nestlé sich als ein Bremsklotz für die heimische Benchmark entpuppt. Gleichwohl kann der Dividendenabschlag nichts daran ändern, dass sich das Chartbild von Europas grössten Börsenunternehmen zuletzt deutlich aufgehellt hat.

Prognose steht

Bereits am morgigen Donnerstag hat der Branchenkrösus die Gelegenheit, das positive Momentum zu untermauern. Vor der Börseneröffnung publiziert Nestlé die Verkaufszahlen für das 1. Quartal 2021. Ab 14:00 Uhr melden sich CEO Mark Schneider und CFO François-Xavier Roger an einer Telefonkonferenz zu Wort. Von der im Februar ausgegebenen Prognose dürfte das Führungsduo kaum abweichen. Schliesslich hat Schneider den Ausblick erst an der Generalversammlung in der vergangenen Woche bestätigt: «Mit Blick auf das Jahr 2021 erwarten wir eine weitere Verbesserung des organischen Wachstums, der Profitabilität und der Kapitaleffizienz im Einklang mit unserem Wertschöpfungsmodell.» Nachdem Nestlé 2020 organisch um 3.6% zulegen konnte, möchte Schneider das Tempo im laufenden Jahr in Richtung mittlerer einstelliger Bereich forcieren.

Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux, erwartet beim Branchenkrösus 2021 eine Wachstumsrate von 4.1%. Für die ersten drei Monate hat er eine Steigerung von 3.6% auf dem Zettel. Im laufenden Dreimonatszeitraum soll das Wachstum auf 5.0% anziehen. Unter anderem mit dem Verweis auf die Beschleunigung von Umsatz und Gewinn stuft Kepler Cheuvreux die Nestlé-Aktie mit «Buy» ein und taxiert das Kursziel auf CHF 120. Neben dem Zahlentermin sieht Cox den milliardenschweren Verkauf des Nordamerika-Wassergeschäfts sowie die mögliche Ankündigung neuer Akquisitionen als mögliche positive Treiber für den Large Cap.

Dazu passt, dass Mark Schneider vor kurzem Zukäufe im Kaffee- und Tiernahrungsgeschäft in Aussicht gestellt hat. In einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» betonte er, dass die grössten Veräusserungen hinter dem Unternehmen lägen. «Jetzt geht es darum, zu expandieren und anzugreifen», sagte der CEO. Dabei läge seine Präferenz generell auf kleinen bis mittelgrossen Deals – diese seien leichter zu integrieren.

Anlagekonklusion:

Mit positiven Zahlen und optimistischen Statements würde das Management das jüngste Chartsignal fundamental untermauern. Im März hat das Börsenschwergewicht dynamisch nach oben gedreht und Ende Monat den Sprung über die 200-Tage-Linie. Im Bereich von CHF 108/110 wartet nun eine markante Widerstandszone auf den Dividendentitel. Vor dem morgigen Zahlentermin war der Call-Warrant NES6TU unter den umsatzstärksten Hebelpapieren auf Nestlé zu finden. Bei einem Sprung über die skizzierte Hürde würde der Schein (Strike: CHF 110) ins Geld vorstossen. Aktuell beträgt der Hebel 16.6.