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payoff Trading Desk

Nord Stream Zero

17.08.2022 2 Min.
  • Martin Raab

Turbinen, die angeblich im Wartungsnirwana pendeln und ungeklärte Füllstandsphantasien jagen der Industrie seit Wochen Schrecken ein. Anleger sind gut beraten Risiko und Realität im Auge zu behalten – und Fakten statt Fiktion zu beherzigen.

Diversifikation nicht nur beim Prozentanteil von Männlein und Weiblein bei den Angestellten, sondern auch bei der vielzitierten Lieferantenkette gehört zu den Grundregeln für Kaufleute. Nun ist Deutschland inzwischen leider nicht (mehr) als gerissener Kaufmann bekannt, doch die frappante Naivität beim Thema Erdgas-Importe der Deutschen Regierung übertrifft alles. Man hat sich zu mehr als der Hälfte aller Gaslieferungen auf einen einzigen Lieferanten verlassen: Russland.

Jetzt hängt die grösste und wichtigste Industrienation Europas in Sachen Gas-Importe buchstäblich am Tropf des lupenreinen Rohstoff-Demokraten Vladimir Putin und dem Kreml. Der wiederum gibt jetzt als Tagesbefehle Durchleitungsprozentzahlen an Gazprom, welche die legendären Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 betreibt. Ohne Zweifel: Das hat kritische Auswirkungen auf die Verbraucher – egal ob Industrie oder Private Haushalte. Doch bei genauem Hinsehen, stellt der schnelle Prozentrechner verwundert fest: Von 100% der deutschen Energiequellen stammen derzeit lediglich 10,5% aus Gas. Keine Zeile berichtet wurde auch darüber, dass es übrigens alternativ-Routen via Polen oder Ukraine für Erdgas gäbe – diese sind physisch verfügbar, werden aber nicht genutzt. Heikel aber Realität ist auch TurkStream, welche seit 8. Januar 2020 technisch in Betrieb ist. Und Gas aus dem Kaukasus nach Europa bringen könnte.

Risikobewusste Anleger stellen jetzt beim Ölpreis coole Kalkulationen an. Erste Opportunity: Die Prämien bei Öl-Puts auf Brent und WTI ansehen und je nach Gusto und implizierter Volatilität Short Puts auf Öl verkaufen. Laufzeiten und Strikes je nach Risikoappetit. Zweitens: Der vielzitierte «Gas-Winter» in der D-A-CH Region fällt nicht so dramatisch katastrophal wie befürchtet aus. Das spricht für Industrie-Titanen aus dem DAX und M-DAX Universum. Drittens: Rechnen Sie mit Cashflows und nicht mit Vermutungen. Das macht Energieaktien vom Kaliber Shell, TotalEnergies und ENI SpA zu hoch interessanten Picks.

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