Ölmarkt: Das schwarze Gold schmiert kräftig ab
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Martin Raab
Die Förderkürzungen der Opec gehen den Marktteilnehmern offenbar nicht weit genug. Jetzt droht die Ölsorte Brent durch eine wichtige charttechnische Unterstützung zu fallen.
Im vergangenen Herbst holte die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zum Befreiungsschlag aus. Ende November beschlossen die Mitglieder zum ersten Mal seit 2008 eine Kürzung ihrer Fördermenge. Auf diese Weise wollte das Kartell der chronischen Überversorgung am weltweiten Ölmarkt und der damit einhergehenden Preisschwäche beim schwarzen Gold Herr werden. Knapp sieben Monate nach dem historischen Beschluss sind die Zweifel an dessen Wirkung grösser denn je. Beispielsweise hat sich ein Barrel der Nordseegattung Brent im bisherigen Jahresverlauf um nahezu ein Fünftel verbilligt. Sah es im Januar noch ganz danach aus, als könnte der Preis zum ersten Mal seit Mitte 2015 die Marke von USD 60 erklimmen, droht Brent kurz vor dem Semesterende der Ausbruch nach unten.
Und dass, obwohl die Opec und einige weitere Förderländer, allen voran Russland, gerade eine Verlängerung der Kürzungen beschlossen haben. Bis kommenden März soll die Leistung der Pumpen pro Tag um 1.8 Mio. Barrel reduziert bleiben. So mancher Marktteilnehmer hatte auf eine Ausweitung des seit Anfang Jahr bestehenden Kürzungsumfangs spekuliert. «Es ist eine Enttäuschung, dass sich die Opec nicht zu mehr durchringen konnte, um die Preise zu stabilisieren», kommentiert Olivier Jakob, Analyst bei der Zuger Beratungsfirma Petromatrix den jüngsten Beschluss. Allerdings ist die von Saudi-Arabien dominierte Organisation für die globale Ölschwemme nicht alleinverantwortlich. Vor allem die USA haben ihre Produktion deutlich erhöht. Seit Mitte 2016 nahm die Förderung dort um mehr als ein Zehntel zu. Mit einer täglichen Produktionsmenge von gut 9.3 Mio. Barrel bewegen sich die Staaten auf Augenhöhe mit Saudi-Arabien und Russland.
Vor diesem Hintergrund überrascht die prekäre chartechnische Konstellation bei Brent nicht. Längst ist die Nordseesorte aus dem seit Anfang 2016 laufenden Aufwärtstrend gefallen. Mittlerweile befindet sich der nächstfällige Terminkontrakt inmitten der horizontalen, bei USD 46 beginnenden Unterstützungszone. Fällt auch dieser Support, droht ein baldiges Wiedersehen mit der runden 40er-Marke. Da Brent zusehends überverkauft ist, könnte es zunächst zu einer Konsolidierung oder gar leichten Gegenbewegung kommen. Mittelfristig betrachtet spricht die Charttechnik jedoch für fallende Notierungen.
Anlagekonklusion
Ein solches Szenario können Trader über den Short Mini-Future MCOARV umsetzen. Das durch die Bank Vontobel Ende Mai lancierte Produkt zeigt aktuell einen vergleichsweise moderaten Hebel von 4.0. Mit USD 53.59 liegt der Stop Loss rund ein Fünftel über der Brent-Notiz. Nicht zuletzt wegen der relativ hohen Volatilität am Ölmarkt ist auch der Barrier Reverse Convertible KABIOU interessant. UBS setzt die US-Sorte WTI als Basiswert ein. Solange der nächstfällige Future nicht auf oder unter die Barriere bei USD 35.44 fällt, wirft das strukturierte Investment Anfang Juni 2018 eine stattliche Seitwärtstrendite von 15% p.a. ab. Dieser Chance steht ein nicht all zu grosser Risikopuffer von 16.2% gegenüber – gerade die jüngste Entwicklung am Ölmarkt hat gezeigt, wie schnell es zu einem Rücksetzer dieser Grössenordnung kommen kann.