Rating Watch Länder: Selbstzerstörung?
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Martin Raab
Im Credit-Trading auf europäische Staatsanleihen blicken alle nach Grossbritannien. Am 23. Juni wird über den «Brexit» abgestimmt. Auch Anrainerstaaten wie Irland und Frankreich sind betroffen.
Die Warnung kam klar und unmissverständlich: Bis zu 800’000 Jobs verliert das Vereinigte Königreich (UK) binnen zwei Jahren, sollte der Austritt aus der Europäischen Union durchgeführt werden. So illustrierte der britische Finanzminister George Osborne die Folgen des «Brexits» vor wenigen Tagen. Die «Selbstzerstörungs-Option» nannte Osborne den «Brexit». Parallel zu den Hochs und Tiefs diverser Umfragewerte für oder gegen den EU-Austritt verlaufen die Credit Spreads für britische, aber auch irische und französische Staatsanleihen. Für Irland, wo 14% aller Exporte ins UK gehen und das damit nach den USA der zweitgrösste Handelspartner ist, wäre ein «Brexit» brandgefährlich. Entsprechend sprühen bei den Credit Spreads auf irische Staatsanleihen seit Februar ordentlich die Funken. Ebenfalls angezündet sind die britischen Staatspapiere selbst, wenn auch nicht so heftig. Einen kleinen, aber bemerkbaren Ruck nach oben machten unterdessen auch Kreditaufschläge bei französischen und deutschen Staatsanleihen. Mehr mit Budgetstress als mit wirren Ideen aus Britannien zu tun haben die jüngsten Aufschläge für italienische und portugiesische Staatsanleihen – im zehnjährigen Bond der Republik Portugal beträgt die Rendite wieder über 3% p.a. An Italien (2,4% p.a. 2039 Laufzeit) scheinen noch mehr Investoren zu glauben. So wie an eine Beruhigung in Brasilien. Die Renditen, deren Bonds sind stark zurückgekommen, wie auch die Kreditaufschläge, welche sich merklich verkleinert haben. 11,8% gibt es dennoch auf den 2022er Brasilien US-Dollar Bond mit 12,5% Fixcoupon.