Rieter: Platzt der Knoten?
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Christian Ingerl
Redaktor
Der Maschinenbauer sieht nach schweren Monaten wieder Licht am Ende des Tunnels. Für die Aktie ist das ein starkes Signal.
Wer bei Rieter zuletzt das berüchtigte Haar in der Suppe suchte, wurde vor allem bei den Auftragseingängen fündig. Hier zeigte sich die allgemeine Nachfrageschwäche in der Branche mit voller Wucht. So stürzte der Ordereingang im ersten Semester 2023 um 63% auf CHF 325 Mio. ab. Die bis dahin steigenden Umsätze und Gewinne waren maximal noch eine Randnotiz wert, schliesslich stellte der Spinnereimaschinen-Hersteller für das Gesamtjahr nur einen Umsatz auf Vorjahreshöhe von rund CHF 1.5 Mrd. in Aussicht. Das bedeutete im zweiten Semester rückläufige Erlöse von rund 16%. Bei der Ebit-Marge wurden 5% bis 7% angepeilt.
Schwache Orders…
Vor wenigen Tagen kamen nun erste Fakten auf den Tisch. Zuerst das weniger erfreuliche: Der Umsatz erreichte die CHF 1.5 Mrd. nicht, sondern beläuft sich nur auf CHF 1.4 Mrd., das entspricht einem Rückgang von 6% im Gesamtjahr. Auch bei den Bestellungen zeigt sich ein gehöriges Minus. Der Auftragseingang summierte sich im Geschäftsjahr 2023 auf insgesamt CHF 541.8 Mio., was zeigt, dass im zweiten Semester die Orders weiterhin rückläufig waren. Der Bestellungsbestand von rund CHF 650 Mio. per 31. Dezember 2023 lag damit 58% unter dem Vorjahr. Doch selbst wenn es im Schlussviertel noch keine grossen Anzeichen für eine sich belebende Nachfrage gab, Analysten hatten im Vorfeld mit einer Erholung gerechnet und für das vierte Quartal einen rund doppelt so hohen Bestellungseingang prognostiziert, blickt der Vorstand positiv voraus und sieht den Tiefpunkt nun als überwunden an.
…aber Besserung ist in Sicht
Eine schlüssige Erklärung lieferte CEO Thomas Oetterli gleich mit. So wurden zum einen diverse Grossprojekte Ende des Jahres zwar fertig verhandelt, aufgrund ungeklärter Finanzierungsfragen sind diese aber noch nicht verbucht worden. Dabei handelt es sich um Bestellungen im Wert von rund CHF 100 Mio. die nun im laufenden Jahr zu Buche schlagen. Zum anderen ist die Zahl der Kundenanfragen gestiegen sei. Der Firmenchef sieht insbesondere in China Anzeichen für eine Erholung, anschliessend dürfte sich der indische Markt beleben. Europa und die USA sollen dann im zweiten Halbjahr folgen.
Punkten kann Rieter auch auf Ergebnisseite. Das in Winterthur ansässige Unternehmen hatte eine Ebit-Marge von 5% bis 7% in Aussicht gestellt und dürfte vorläufigen Berechnungen zufolge eher das obere Ende der Spanne erreicht haben. Zum Vergleich: 2022 lag der Wert bei mickrigen 2.1%. Hier zahlt sich das im vergangenen Jahr lancierte Fitnessprogramm aus, mit dem nicht nur die Vertriebskompetenz gestärkt, sondern auch die Kosteneffizienz in der Produktion sowie die Fixkostenstrukturen verbessert wurden. Damit sollen CHF 80 Mio. an Kosten pro Jahr eingespart werden.
Auf Reboundkurs
Die Signale für einen baldigen Aufschwung sind bei Rieter nicht zu übersehen. Damit könnte auch schon bald der Knoten bei der Aktie platzen. Der Ende 2023 gestartete Erholungsversuch fand an der CHF 90er-Marke ein jähes Ende und der Kurs sackte wieder Richtung der Tiefststände ab. Im Zuge der jüngsten Zahlen hat der Nebenwert einen neuen Anlauf genommen und den Barrierebereich wieder erreicht. Dabei wurden auch die beiden gleitenden Durchschnitte auf 100- und 200-Tage-Basis überwunden.
Anlagelösungen
Durch das jüngste Kurs-Comeback hat sich das technische Bild des Nebenwertes wieder deutlich aufgehellt. Wer davon ausgeht, dass die Bullen bei der Rieter-Aktie nun endgültig das Ruder übernehmen werden, ist mit dem Call Warrant RIEIJB von Julius Bär bestens positioniert. Der Hebel beträgt aktuell 4.7 und der Schein mit einem Strike bei CHF 90 befindet sich bereits «im Geld». Die Laufzeit endet Mitte Juni. Noch bis September gibt der Warrant RIEFJB dagegen dem Basiswert Zeit, in den dreistelligen Kursbereich vorzudringen. Der Strike des Hebel-Papiers von Julius Bär liegt bei CHF 100.
Interessant erscheint uns zudem eine Seitwärtsspekulation bei Rieter. Dafür wäre der Barrier Reverse Convertible SBPLJB bestens geeignet. Das Papier mit einer Laufzeit bis August 2024 stellt eine Seitwärtsrendite von 7.8% sowie einen Risikopuffer von mehr als einem Viertel in Aussicht.