Siemens Healthineers: Mit Manuel Neuer nach oben
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Martin Raab
Nach dem nahezu perfekten Börsendebüt kann das Medizintechnikunternehmen mit viel Selbstvertrauen in die aktuelle Roadshow gehen. Kommende Woche gastiert Siemens Healthineers in Zürich.
Für Deutschland geht es am Samstag in zweiten WM-Spiel bereits am «alles oder nichts». Bei einer Niederlage droht der Titelverteidiger vorzeitig aus dem Turnier zu fliegen. Mehr denn je wird es bei der Partie gegen Schweden auf Torhüter Manuel Neuer ankommen. Dabei war bis kurz vor der Weltmeisterschaft völlig offen, ob der deutsche Kapitän überhaupt einsatzbereit ist. Nach seinem dritten Mittelfussbruch hatte Neuer nahezu die komplette Saison verpasst.
Anstatt für den FC Bayern auf dem Rasen zu stehen, war der Keeper Dauergast in der medizinischen Abteilung des Clubs. Dort zählten die Geräte von Siemens Healthineers zu den ständigen Wegbegleitern des Profis. Das Medizintechnikunternehmen ist offizieller Partner des deutschen Rekordmeisters und stattet die Bayern mit Ultraschall- und Röntgensystemen aus. Passend dazu war Manuel Neuer mit von der Partie, als die Siemens-Medizintechniktochter am 16. März an der Frankfurter Börse debütierte. Er wurde damit zum Zeugen eines Initial Public Offerings (IPO) der Superlative. Mit einem Emissionsvolumen von EUR 4.2 Mrd. gelang Siemens Healthineers der bislang grösste Börsengang des Jahres in Europa. Dem nicht genug: Mittlerweile notiert der Neuling mehr als 30% über dem Ausgabepreis von EUR 28. Seit Anfang Woche zählt der Medizintechniktitel überdies zu den 30 Mitgliedern des TecDAX.
Das deutsche Technologiebarometer erhielt damit Verstärkung von einem echten Qualitätsunternehmen. Als globale Nummer eins bei MRT- und Ultraschall-Geräten ist die Siemens-Tochter, der Industriekonzern hält noch 85% der Aktien, in strukturellen Wachstumsfeldern aktiv. Neben dem demografischen Wandel spielen dem Unternehmen das Bevölkerungswachstum sowie der verbesserte Zugang zur medizinischen Versorgung in den Schwellenländern in die Hände. Zuletzt florierte vor allem das Geschäft mit Ultraschall-Geräten sowie Magnetresonanz- und Computer-Tomografen. Im zweiten Quartal der Periode 2017/18 (per 30. September) verzeichnete die Sparte ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 6%.
Dagegen stagnierten die Erlöse im Diagnostik-Segment. Allerdings hat Siemens Healthineers hier mit «Atellica» einen neuen Hoffnungsträger am Start. Im zweiten Quartal wurden mehr als 250 Stück des Labordiagnostik-Systems ausgeliefert. Bis Ende September möchte CEO Bernd Montag 800 bis 1’000 Exemplare absetzen. «Atellica ist ein Geschäft, das von der installierten Basis lebt», sagte der Top-Manager im Rahmen der jüngsten Zahlenvorlage. Die bis 2020 angepeilten insgesamt 7’000 Auslieferungen sollen zu 80% darauf zurückgehen.
«Atellica» dürfte auch bei der aktuellen Roadshow des Unternehmens eine zentrale Rolle spielen. Während sich Siemens Healthineers gestern an der J.P. Morgan Cazenove European Healthcare Conference in London präsentierte, ist das Management heute im schottischen Edingburgh unterwegs. Am 27. Juni kommt der Börsenneuling nach Zürich, um am Credit Suisse European Medtech & Healthcare Services Day teilzunehmen.
Anlagekonklusion:
Die Kombination aus TecDAX-Aufnahme und Werbetour dürfte die Aufmerksamkeit für Siemens Healthineers weiter erhöhen. Für Schlagzeilen könnte das Unternehmen zudem mit Übernahmen sorgen. Schliesslich hat das Management Dank des IPOs eine lukrative Akquisitionswährung in Form der eigenen Aktie an der Hand. Wie auch immer: Am Schweizer Markt für Strukturierte Produkte spielt der Medizintechniktitel noch keine grosse Rolle. Einzig die Commerzbank handelt auf der OTC-Plattform Swiss DOTS eine Reihe von Long-Hebelpapieren. Beispielsweise können Trader mit dem Mini-Future 40874566 darauf setzen, dass der von Manuel Neuer «angestossene» Höhenflug der Siemens Healthineers-Aktie weitergeht.