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Silber: Initialzündung aus New York City

29.11.2023 3 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Der Markt für das zweitwichtigste Edelmetall bleibt chronisch unterversorgt. Passend zu dieser Meldung ist Silber nach oben aus einem Abwärtstrend ausgebrochen.

Seien es Photovoltaikzellen, Windkraftanlagen, Stromleitungen oder Elektrofahrzeuge: Ohne Silber würde sich die weltweite Energiewende kaum bewerkstelligen lassen. Entsprechend gefragt ist das Edelmetall derzeit. Laut einer aktuellen, vom Silver Institute zusammen mit dem Beratungsunternehmen Metals Focus erstellten Prognose, könnte der industrielle Bedarf 2023 um 8% auf rekordhohe 632 Mio. Unzen steigen. Der Silbermarkt als Ganzes dürfte dennoch schrumpfen. Das Brancheninstitut rechnet mit einem Rückgang von 10% auf 1.14 Mrd. Unzen.

Enorme Unterversorgung

Bei Schmuck und Silberware sowie bei physischen Investments erwarten die Analysten sogar jeweils einen Rückgang von mehr als einem Fünftel. Im zweitgenannten Segment hinterlässt die globale Zinswende Spuren. In diesem Umfeld trennen sich die Investoren von Gold und Silber, da das Duo selbst keine Erträge abwirft. Gleichwohl haben die Abflüsse aus physisch hinterlegten Exchange Traded Products (ETPs) auf Silber nachgelassen. Mit 40 Mio. Unzen sollen sie 2023 nur noch bei rund einem Drittel der im Vorjahr verzeichneten rekordhohen Mittelabflüsse liegen.

Auf der Angebotsseite rechnet Metals Focus für das laufende Jahr mit einem Rückgang der Minenproduktion um 2%. Ein Grund hierfür sei die Situation in Mexiko. Wegen Streiks habe die dortige Peñasquito-Mine im zweiten und dritten Quartal den Betrieb einstellen müssen. Obwohl das Angebot in Summe weniger stark schrumpft, als die Nachfrage, bleibt der globale Silbermarkt im Defizit. Selbst unter Berücksichtigung der ETP-Abflüsse rechnet das Institut mit einer Unterversorgung von historisch betrachtet sehr hohen 100’000 Unzen. Bekommen die Experten Recht, würde die Nachfrage das Angebot bereits das vierte Jahr nacheinander übertreffen. Metals Focus spricht von einem strukturellen Defizit, welches auf absehbare Zukunft Bestand haben dürfte.

Ein spezieller Anlass

Vorgestellt haben die Analysten ihre Prognose Mitte November am jährlichen Dinner des Silver Institutes in New York. An den Metallmärkten entpuppte sich dieser wichtige Anlass als eine Art Initialzündung: Seit dem 16. November verteuerte sich die Silberunze um mehr als 5%. Gleichzeitig ist es dem zweitwichtigsten Edelmetall gelungen, nach oben aus einer kurzfristigen Abwärtsbewegung auszubrechen. Die Experten von Commerzbank Research sehen sich durch den Metals Focus-Ausblick in ihrer Einschätzung zu Silber bestätigt. Sie räumen dem Metall weiteres Aufwärtspotenzial ein.

Neben der bestehenden Verknappung spielte bei den jüngsten Avancen auch die Geld- und Geopolitik eine Rolle. Die steigende Wahrscheinlichkeit einer baldigen US-Zinssenkung hat die Edelmetalle zusammen mit der Eskalation im Nahen Osten angeschoben – Gold notiert auf dem höchsten Niveau seit Mitte Mai. Gleichwohl hat sich Silber kurzfristig deutlich besser geschlagen, als der grosse Bruder.

Anlagelösungen

Seit gestern handelt Vontobel auf Swiss DOTS einen Long Mini-Future (Valor: 130199170) auf Silber. An steigenden Kursen beim Edelmetall partizipiert dieses Produkt mit einem Hebel von 13.3. Trader, die weniger forsch agieren möchten, können zu einem Pendant (Valor: 129099956) von BNP Paribas greifen. Bei dem ebenfalls auf der OTC-Plattform gelisteten Mini-Future fällt der Hebel nur etwa halb so hoch aus. Natürlich würden beide Produkte überproportional an Wert verlieren, falls sich der Ausbruch bei Silber als Fehlsignal entpuppen und die Notierung nach unten drehen sollte.

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