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payoff Trading Desk

SMI: Dieses Wochenende kommt gerade Recht

28.02.2020 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Das Coronavirus hat die Börse fest im Griff, der heimische Leitindex erlebt die stärkste Korrektur seit dem «Franken-Schock». Anleger werden weiterhin starke Nerven brauchen.

Keine 10 Tage ist es her, dass der SMI mit 11’270 Punkten ein Allzeithoch erreicht hat. Obwohl das Thema Coronavirus schon zu diesem Zeitpunkt omnipräsent war, hoffte das Gros der Markteilnehmer wohl auf Immunität. Wie so oft kam es anders: Zum gestrigen Schlusskurs notierte der heimische Leitindex mehr als 1’000 Punkte oder 9.4% unter dem historischen Top. Das Drama hat sich beinahe zur Gänze in der letzten Februar-Woche abgespielt. Bleibt es beim gestrigen Indexstand, dann geht der SMI mit einem Minus von 7.7 Prozent in die zweitägige Pause – das wäre der grösste Wochenabschlag seit dem «Franken-Schock» von Anfang 2015.

Das Wochenende kommt als gerade recht. Wobei die Anleger das zentrale Thema der vergangenen Tage dabei kaum los lassen wird. Die verstärkte Ausbreitung des Coronavirus in Ländern ausserhalb Chinas bestimmt die Medien und das Privatleben. Angesichts der Fülle an Berichten und Einschätzungen fällt die Fokussierung auf die für die weiteren Börsenaussichten entscheidenden Parameter alles andere als leicht. Letzen Endes dürfte hier die «R-Frage» entscheidend sein: Wird die Weltwirtschaft in die Rezession rutschen?

Vorsichtige Unternehmen

Noch ist es nicht so weit – dafür sprechen jedenfalls die zuletzt vorgelegten Indikatoren. Allerdings wurden die jüngsten Stimmungsbilder ermittelt, bevor das Virus eine neue Dimension erreicht hat. Insofern könnte bereits der am Montag auf der Agenda stehende Einkaufsmanagerindex für die Schweiz neue Aufschlüsse bringen. Die jüngsten Aussagen heimischer Grosskonzerne lassen wenig Gutes erwarten. Beispielsweise befürchtet Adecco im Zuge der Pandemie eine Unterbrechung der industriellen Lieferketten. Harte Fakten zur konjunkturelle Entwicklung der Schweiz gibt es am Dienstag. Dann veröffentlicht das Seco das Bruttoinlandsprodukt für das 4. Quartal 2019.

Derweil ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den SMI seit dem Top von rund 18 auf etwas mehr als 16 geschrumpft. Ein echter Grund, auf die Wende zu setzen, ist die reduzierten Bewertung allerdings nicht. Das KGV beruht auf den erwarteten Gewinnen der 20 Indexmitglieder. Hält sich das Virus länger, dürften die Analysten den Rotstift an ihren Prognosen ansetzen und damit das KGV wieder heben. Ausserdem liegt die Bewertung noch immer über dem langjährigen Mittel. Als Einstiegschance könnte sich die aktuelle Korrektur dagegen entpuppen, falls die Pandemie rasch verfliegt. Diesbezüglich verweisen die Optimisten auf den Ausbruch von Sars in den Jahren 2002 und 2003. Damals kam es zu einer raschen Kurserholung. Seriös lässt sich die mögliche Parallelität jedoch nicht vorhersagen.

Anlagekonklusion:

Und auch die Charttechnik hilft in einem von Panik geprägten Umfeld nur bedingt weiter. Am gestrigen Nachmittag ist der SMI zum ersten Mal seit Oktober unter die Marke von 10’200 Punkten gefallen. Etwas unterhalb verläuft die 200-Tage-Linie. Doch konnte dieses markante Unterstützungsbündel den Ausverkauf nicht stoppen. Vielmehr rutsche der Index in Richtung des nächsten Supports bei 10’100 Punkten ab. Bewahrheiten sich die vorbörslichen Indikationen, kommt heute zur Handelseröffnung die 10’000er-Marke auf den Prüfstand. Auch wenn der Markt zusehends überverkauft ist: Nur hartgesottene Trader sollten, beispielsweise mit dem Long Mini-Future CBFJGX, auf einen Rebound setzen. Die Commerzbank handelt das genannte Derivat auf Swiss DOTS sowie an der BX Swiss. Derweil lassen sich weiter fallenden Kurse mit dem Short-Papier CB5ORP ins Kalkül ziehen. Beide Strategien sind im aktuellen Umfeld ziemlich risikobehaftet. Es könnte also selbst für die Trader eine gute Option sein, vorerst die Füsse still zu halten.

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