Swiss Re: Attacke auf den notorischen Stolperstein

• Wolfgang Hagl
  

Es gibt charttechnische Widerstände, welche von Anlegern zu Recht als «psychologische Hürden» bezeichnet werden. Derartige Barrieren stellen sich Aktien besonders hartnäckig in den Weg. Ein Musterbeispiel für eine solche Konstellation kommt beim Blick auf Swiss Re zum Vorschein. Seit nahezu vier Jahren versucht der SMI-Titel, nachhaltig in den dreistelligen Bereich vorzustossen. Doch bis dato stellt sich dem Large Cap bei diesem Unterfangen die Marke von CHF 100 erfolgreich in den Weg.

Aktuell unternimmt Swiss Re einen weiteren Anlauf, diesen schweren Stolperstein aus dem Weg zu räumen. Nach einem kurzen Intermezzo unterhalb der 200-Tage-Linie drehte die Aktie am 7. August nach oben. Zwei Tage zuvor hatte Swiss Re den Kauf eines Lebensversicherungs-Portfolios in Grossbritannien gemelet. Für GBP 425 Mio. erwirbt die Konzernsparte ReAssure von der Gesellschaft Quilter mehr als 200.000 Policen. Das Paket beinhaltet Vermögenswerte von GBP 12 Mrd. Durch die Transaktion konnte ReAssure die Zahl der verwalteten Policen auf 4.5 Mio. ausbauen. Gleichzeitig erreicht die Gesellschaft nun ein verwaltetes Vermögen von GBP 81 Mrd.

Der Deal ist schon allein deswegen interessant, weil Swiss Re noch vor kurzem das IPO der Sparte abgeblasen hatte. Das geplante Debüt an der Londoner Börse war am schwierigen Marktumfeld und der damit einhergehenden Zurückhaltung institutioneller Investoren gescheitert. Zwar soll es im laufenden Jahr keinen erneuten Anlauf geben. Über kurz oder lang ist der Teilverkauf aber weiterhin geplant. «Wir halten an unserem Ziel fest, die Beteiligung von Swiss Re zu reduzieren, um ReAssure zu dekonsolidieren», lautet des Credo von CFO John Dacey. Möglicherweise diente der jüngste Portfolio-Erwerb auch dazu, die Tochter für das IPO aufzuhübschen.

Einfluss nehmen die Börsenpläne auch auf die Aktienrückkaufe des Unternehmens. Seit Mai ist Swiss Re dabei, eigene Papiere im Volumen von bis zu CHF 1 Mrd. zu erwerben. Das Management hat bereits eine zweite Tranche in gleicher Höhe in Aussicht gestellt. Allerdings ist deren Realisierung laut Dacey nach dem geplatzten Börsengang von ReAssure weniger wahrscheinlich geworden. «Sie ist nicht abgesagt worden und wir werden die Kapitalsituation des Konzerns im dritten Quartal bewerten», erklärte der Finanzchef vor kurzem. Insofern verspricht die Vorlage des nächsten Zwischenberichts Spannung: Am 31. Oktober präsentiert Swiss Re die Neunmonatszahlen – keine vier Wochen später findet am 25. November in Zürich der diesjährige Investorentag statt.

Bereits Anfang September meldet sich das Management in Monte Carlo zu Wort. Bei der viel beachteten Branchenkonferenz Les Rendez-Vous de Septembre (RVS) ist Swiss Re mit einem eigenen Pavillon vor Ort. Im Fürstentum loten die Rückversicherer mit ihren Kunden die Konditionen für das kommende Jahr aus. Swiss Re hatte im ersten Semester 2019 das Prämienvolumen deutlich steigern können. Gleichzeitig lasteten jedoch Schadenbelastungen auf dem Ergebnis – neben Naturkatastrophen schlug der Absturz einer Boeing-Maschine von Ethiopian Airlines negativ zu Buche.

Anlagekonklusion:

Positive News aus Monte Carlo könnten dem Large Cap dabei helfen, den historischen Ausbruch nach oben zu schaffen. Optimisten können sich mit dem Mini-Future JIBBBP im Vorfeld auf der Long-Seite positionieren. Aufgrund der hohen Dividendenrendite ist Swiss Re auch als Basiswert für Bonus-Zertifikate interessant. Ein Sicherheitspolster von annähernd 30% bringt die im Mai von Julius Bär emittierte Variante SARSJB mit. Solange Swiss Re bis zum Verfall nicht auf oder unter die Barriere (CHF 70.23) abtaucht, wirft die Struktur mindestens 5.2% ab. Sollte der Basiswert über das Bonus-Niveau von CHF 103.75 klettern, würde die Rückzahlung entsprechend höher ausfallen.