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payoff Trading Desk

Teamviewer: Mehr als eine Home-Office-Aktie

15.04.2020 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Während des Corona-Lockdowns ist die Fernwartungssoftware von Teamviewer mehr gefragt denn je. Doch die Wachstumsaussichten des Börsenneulings sollten über die aktuelle Krise hinaus positiv bleiben.

Unter dem Motto «Stay-at-Home» hat sich an den Börsen in den vergangenen Wochen eine Art neues Segment etabliert. Dort tummeln sich die Aktien von Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen zum Gelingen des durch die Corona-Pandemie erzwungenen «Daheimbleibens» beitragen. Entsprechend gefragt waren diese Papiere bei den Investoren. Spannend wird es, wenn demnächst die ersten Lockerungen in Kraft treten. Dann könnte sich bei den vermeintlichen Profiteuren die Spreu vom Weizen trennen.

Zu den Unternehmen aus dem «Stay-at-Home»-Segment, deren Aussichten ungeachtet von Covid-19 positiv sind, zählt Teamviewer. Das deutsche Unternehmen hat eine Software entwickelt, mit der sich unterschiedlichste Systeme aus der Ferne warten lassen. Dazu zählt die Kontrolle eines einfachen PCs genau so, wie die Überwachung von Windparks, Krananlagen oder riesigen Serverräumen. Neben Fernsupport und -wartung umfasst das Angebot der Schwaben Kommunikationslösungen. Deren Nutzer können beispielsweise Videokonferenzen einrichten oder Daten austauschen.

Das Geschäft brummt

Folgerichtig zog die Nachfrage bei Teamviewer kräftig an, als im März immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter in das Home-Office schickten. «In Verbindung mit einem guten Quartalsstart in den Monaten Januar und Februar, führt dies zu einem beschleunigten Anstieg der Billings», teilte das Unternehmen mit. CEO Oliver Steil erwartet für diese zeitlich abgegrenzte Umsatzkennzahl für das 1. Quartal ein Wachstum von 60%. «Aus heutiger Sicht geht Teamviewer von einer vorübergehenden Entwicklung aus», betonte das Unternehmen in einer Ad hoc-Mitteilung.

Daher liess Steil die Jahresprognose zunächst unverändert. Der CEO stellt für 2020 Billings von EUR 430 bis 440 Mio. in Aussicht. Am oberen Ende dieser Spanne würde Teamviewer gegenüber dem Vorjahr um 35% wachsen. Das operative Ergebnis (Stufe EBITDA) soll zwischen EUR 240 bis 250 Mio. landen. Hier gehen die Göppinger im günstigsten Fall von einer Steigerung um 37% aus. Die Chancen stehen gut, dass der CEO die Guidance im weiteren Jahresverlauf nach oben anpasst. Schliesslich dürfte der Trend in Richtung Home-Office trotz möglicher Lockerungen anhalten. «Wir glauben, dass das Management die Prognose früher oder später anheben muss», schrieb die Commerzbank vor kurzem in einem Kommentar.

Ungeachtet dessen ist Teamviewer bestens positioniert, um dauerhaft von Megatrends wie der Digitalisierung im Allgemeinen oder Künstlicher Intelligenz und Robotik im Speziellen zu profitieren. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2005 wurde die Software auf mehr als 2 Mrd. Geräten installiert. 2019 generierte Teamviewer Billings in rund 180 Ländern. An der Frankfurter Börse debütierte die Gesellschaft im vergangenen September zu einem Ausgabepreis von EUR 26.25. Keine 7 Monaten später notiert die Teamviewer-Aktie um annähernd die Hälfte höher.

Anlagekonklusion:

Auf den ersten Blick ist das mittlerweile im MDAX enthaltene Papier alles andere als ein Schnäppchen. Beispielsweise beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2021 knapp 38. Vergleicht man die Bewertung mit anderen prominenten Home-Office-Aktien, relativiert sich das Bild. Das gilt sowohl für den Videokonferenzanbieter Zoom als auch den Workflow-Spezialisten Slack Technologies. Während das KGV bei erst genantem Nasdaq-Unternehmen mehr als 200 beträgt, steckt Slack noch in den roten Zahlen. Und doch ist gerade um Zoom zuletzt ein regelrechter Hype entbrannt – seit dem Jahreswechsel hat sich die Aktie mehr als verdoppelt. Teamviewer ist auf lange Sicht vor allem wegen der genannten strukturellen Treiber interessant. Kurzfristig könnte sich mit Blick auf den 12. Mai eine Tradingchance bieten. An diesem Tag präsentiert das Unternehmen die Zahlen für das 1. Quartal. Mit dem Long Mini-Future CBLJDZ lässt sich gehebelt auf einen positiven Zwischenbericht sowie die mögliche Prognoseerhöhung spekulieren. Die Société Générale (bis vor kurzem: Commerzbank) handelt das Produkt auf Swiss DOTS sowie an der BX Swiss.

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