USD/CHF: Die Bullen starten einen neuen Anlauf
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Martin Raab
Die Frankreich-Wahl hat den Risikoappetit der Investoren neu entfacht. Beim Devisengespann USD/CHF führte dies zum Sprung über die Paritätsmarkte – jetzt sind weitere Avancen möglich.
Natürlich äussert sich Thomas Jordan nicht zu kurzfristigen Ausschlägen an den Devisenmärkten. Und doch dürfte dem SNB-Präsidenten die jüngste Abwertungswelle beim Franken durchaus gefallen. Schliesslich stemmt sich die Nationalbank seit Jahren vehement gegen den Run auf die heimische Valuta. Weniger die Interventionen der Währungshüter als vielmehr ein steigender Risikoappetit bei Investoren dürfte dafür gesorgt haben, dass der Franken an den vergangenen Tagen sowohl gegenüber dem Euro als auch in Relation zum US-Dollar deutlich an Boden verlor. Auch andere Safe Haven-Assets, allen voran Gold, mussten spürbar Federn lassen, nachdem die Franzosen den Europa-Befürworter Emmanuel Macron zum Präsidenten gewählt haben.
Trader lässt vor allem der kurzfristige Verlauf des Devisengespanns USD/CHF aufhorchen. Am Tag nach dem Urnengang in Frankreich sprang der US-Dollar über die Paritätsgrenze, um wenig später sowohl die 200- als auch die 100-Tage-Linie hinter sich zu lassen. Nun schickt sich der Greenback an, den seit Ende 2016 laufenden Abwärtstrend zu knacken. Neben der kollektiven Gemütslage nimmt die Geldpolitik Einfluss auf den Devisenkurs. Schon jetzt lockt der Dollar, gemessen an den 10-jährigen Staatsobligationen, mit einem stattlichen Zinsvorsprung von mehr als 240 Basispunkten gegenüber dem dem Franken. Gut möglich, dass sich der Spread schon bald ausweitet. Zwar hielt die US-Notenbank nach ihrem zweitägigen Treffen von Anfang Monat die Hände still. Allgemein wird jedoch erwartet, dass bereits im Juni die nächste Zinserhöhung ansteht. Mit dem jüngsten Arbeitsmarktbericht erhielten die Verfechter eines solchen Szenarios ein starkes Argument an die Hand. Im April entstanden in den USA ausserhalb der Landwirtschaft 211’000 neue Stellen. Analysten hatten im Schnitt mit 185’000 zusätzlichen Jobs gerechnet. Dem nicht genug: Mit 4.4% lag die Arbeitslosenrate in den Staaten auf dem tiefsten Niveau seit Mai 2007.
Der Jobreport hat Goldman Sachs dazu veranlasst, die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im Juni von 70% auf 90% zu erhöhen. In einem Kommentar verweisen die Ökonomen der Grossbank darauf, dass die Arbeitslosenrate nun die Tiefs des letzten Konjunkturzyklus erreicht habe. Ausserdem würde sie sich deutlich unter 4.7 Prozent bewegen – dieses Niveau bezeichnet das Fed als strukturelle Arbeitslosigkeit. Ob die Experten Recht behalten, zeigt sich am 14. Juni, wenn die US-Notenbank ihren Entscheid publiziert. Fed-Präsidentin Janet Yellen wird die Beschlusslage zudem an einer Medienkonferenz erläutern. Pikanterweise tritt Thomas Jordan nur wenige Stunden später vor die Öffentlichkeit. Am Vormittag des 15. Juni steht die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB auf der Agenda. Alles andere als eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik wäre an diesem Termin eine riesige Sensation.
Anlagekonklusion:
Insofern stehen die Ampeln für das FX-Duo USD/CHF sowohl charttechnisch als auch fundamental auf Grün. Als nächstes Kursziel tut sich der Bereich um CHF 1.0140/60 auf. Hier wartet ein horizontaler Widerstand auf den Dollar. An Avancen in diese Richtung würde der Long Mini-Future FSMBBP mit einem Hebel von gut 17 partizipieren. Während BNP Paribas den Stop Loss hier momentan bei CHF 0.9669 setzt, liegt diese zentrale Stellschraube beim von der Bank Vontobel lancierten Pendant MUSAX mehr als 6 Rappen tiefer. Folgerichtig fällt der Hebel des Long-Papiers mit aktuell 9.3 deutlich geringer aus. Was nichts daran ändern kann, dass auch bei diesem Produkt hohe Verluste drohen, falls der Dollar einmal mehr nach unten drehen sollte.