USD/CHF: Zinsentscheid im Doppelpack
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Wolfgang Hagl
Heute Abend und morgen Vormittag melden sich Fed und SNB zu Wort. Vor allem der Zinsentscheid aus den USA wird mit Spannung erwartet und könnte beim Devisengespann USD/CHF für stärkere Ausschläge sorgen.
Seit neun Jahren sitzt Jerome Powell im Board of Governors der US-Notenbank. Der aktuelle Fed-Präsident zählt also bereits zum engsten Zirkel dieser Institution, als sein Vor-Vorgänger im Mai 2013 die Wall Street vor den Kopf stiess. An einer Kongress-Anhörung hatte Ben Bernanke eine offenbar unbedachte Bemerkung fallen lassen: Bei einer anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung könnte das Fed seine Wertpapierkäufe allmählich zurückfahren. Es folgte ein Börsenbeben, Bernankes Statement ging als «Taper Tantrum» in die Geschichte ein.
Möglicherweise hat Jerome Powell seine Kollegen an der aktuellen Fed-Sitzung an dieses Ereignis erinnert. Seit gestern tagt der Offenmarktausschuss. In jedem Fall dürfte das «Tapering», also die Reduzierung der Anleihekaufprogramme, ein Thema sein. Egal, wie das Meinungsbild der Währungshüter auch aussieht: Powell wird alles daran setzen, einen Wutanfall (tantrum) der Märkte zu vermeiden. Wobei ohnehin praktisch niemand damit rechnet, dass der Offenmarktausschuss schon jetzt die Zügel strafft. Laut dem CME FedWatch Tool belässt das Gremium den Leitzins mit einer Wahrscheinlichkeit von 93 Prozent in der Spanne von 0.00% bis 0.25%.
Greenback unter Druck
Das Gros der Beobachter ist sich auch darin einig, dass die Währungshüter noch kein Signal für das Abschmelzen der Anleihekäufe senden. Gut ein Viertel der von Reuters kürzlich befragten Ökonomen rechnet damit, dass Powell die Notenbankkonferenz in Jackson Hole Ende August für eine derartige Ankündigung nutzen könnte. Eine konkretes Tapering sehen annähernd 70 Prozent der Teilnehmer erst ab dem kommenden Jahr.
Der US-Dollar hatte zuletzt dennoch einen ziemlich schweren Stand. Nach einem Aufbäumen im ersten Quartal 2021 wertete der Greenback gegenüber anderen wichtigen Währungen wieder markant ab. Beim FX-Duo USD/CHF blieb auf diese Weise der seit Mai 2019 zu beobachtenden Abwärtstrend intakt. Offenbar gehen die Märkte davon aus, dass die US-Notenbank die Füsse trotz des starken Aufschwungs der weltgrössten Volkswirtschaft und der Rückkehr des Inflationsgespenstes tatsächlich still halten kann. Im Mai legten die Verbraucherpreise in den USA gegenüber dem Vorjahresmonat um 5% zu. Bereits für den April hatte das U.S. Bureau of Labor Statistics eine über den Erwartungen liegende Teuerung von 4.2% gemeldet.
Obwohl die Inflation so hoch ist, wie seit 2008 nicht mehr und das 2%-Ziel der Fed deutlich übertrifft, geben sich die Verantwortlichen bis dato gelassen. Sie haben, auch unter Verweis auf den Corona-Effekt, immer wieder betont, dass sie den Preisauftrieb als vorübergehend erachten. Bei dieser Einschätzung dürfte Jerome Powell heute Abend bleiben. Nach der Publikation des Zinsentscheids (20:00 Uhr) meldet er sich an einer Medienkonferenz zu Wort.
Steilvorlage der EZB
Rund zwölf Stunden später ist die SNB an der Reihe. Um 9:30 Uhr legt sie am Donnerstag die Geldpolitische Lagebeurteilung vor. Eine Art Blaupause hat das Direktorium bereits in der vergangenen Woche von der EZB erhalten. Die Europäische Zentralbank machte weder am Nullzins noch dem billionenschweren Notprogramm «PEPP» Abstriche. «Jede Diskussion über einen Ausstieg aus dem PEPP wäre voreilig, verfrüht», erklärte EZB-Präsidenten Christine Lagarde. Dementsprechend dürfte auch die SNB sowohl am Leitzins von 0.75% als auch ihrer Bereitschaft, falls nötig am Devisenmarkt gegen den Franken zu intervenieren, festhalten. Wie in Washington spielt auch in Zürich die Rhetorik eine wichtige Rolle. Die Märkte werden penibel darauf achten, wie SNB-Präsident Thomas Jordan die konjunkturelle Grosswetterlage, die Inflationsaussichten und nicht zuletzt den Schweizer Franken beurteilt.
Anlagekonklusion:
Die jüngste Entwicklung der heimischen Valuta – auch gegenüber dem Euro wertete sie auf – dürfte ihm jedenfalls nicht besonders gut gefallen haben. Wobei vor allem beim FX-Duo USD/CHF der stärkere Impuls aus den USA kommen sollte. Hält das Fed die Schleusen unvermindert offen, dürfte es beim Abwärtstrend des Greenbacks bleiben. So mancher Trader scheint mit dem Short Mini-Future MUSCNV auf ein solches Szenario zu setzen. Das Vontobel-Papier zählt momentan zu den umsatzstärksten, auf USD/CHF basierenden Produkten dieser Art. Falls das Fed dagegen nur andeutungsweise ein Umdenken in Richtung Tapering signalisiert, könnte es zu einem Dollar-Rebound kommen. Offenbar gibt es am heimischen Struki-Markt auch Verfechter einer solchen Entwicklung. Jedenfalls herrschte im Long Mini-Future MUSCP an den vergangenen Tagen reger Handel.