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payoff Trading Desk

متعة سعودية «Saudi-Gaudi»

01.11.2022 3 Min.
  • Martin Raab

Auf der Investoren-Angeltour der Credit Suisse nach 4 Milliarden Franken beisst ein erster grosser Fisch – Glücksfang oder doch gefährlicher Hai an Bord?

Die Rute war geworfen, der Köder im Markt – dann hiess es ein paar Tage warten. Die Erleichterung und die Gaudi war gross, als auf das Pitchdeck vom Paradeplatz gebissen wurde. Der kapitale Fisch heisst Saudi National Bank (SNB), im einheimischen Wording «Alahli» genannt und auch unter www.alahli.com gehostet, gleicht einem agilen Hai voller Petrodollars. Die Saudische Staatsbank wird CHF 1.5 Milliarden nach Zürich überweisen und schnappt sich 9.9% an der Credit Suisse Group AG. In der Not kann Cheffischer Axel P. Lehmann nicht wählerisch sein.

Das Geld vom Golf ist ein Segen. Hat er noch im Frühjahr bei einem Governance-Forum in Zürich geheuchelt, CEO Gottstein «habe er Zeit und volle Unterstützung zum Umbau der Bank gegeben», ist wenige Monate später seine Angeltour zum Überleben angesagt. Doch Vorsicht: Lehmann hat jetzt ein Schwergewicht in seiner inzwischen zur jämmerlichen Nussschale verkommenen Credit Suisse, der einstigen Superjacht. Der SNB-VRP, Ammar A. AlKhudairy, ist sympathischer Shark vom persischen Golf und mit reichlich Finanzerfahrung gesegnet. Seine VR-Mandate sind üppig wie ein Seidenteppich, das Backing durch Kronprinz Mohammed Bin Salman gesichert.

Im Zweifel beisst so ein Hai auch mal den Angler. Die Konsequenzen für die CS sind – Kapitalerhöhung hin oder her – mit diesem Large Shareholder schon jetzt frappant: Die Saudis fordern Tempo und drastische Vermeidung von Volatilität. Der Pitch hatte solide Schweizer Renditen versprochen. Das konnte bisher noch nie geliefert werden, Lehmann vielleicht? Auch in Sachen ESG und Nachhaltigkeit hängen die Wolken künftig tiefer. So dürfen aktuell Frauen mit Saudischem Pass nur mit schriftlicher Erlaubnis eines männlichen Vormunds – Ehemann, Vater oder Sohn – in die Schweiz ausreisen oder in Saudi-Arabien ein eigenes Bankkonto einrichten. Herrlich für den Beauty Contest mit internationalen Mitbewerbern bei ESG-Mandaten.

Wer regimekritische Töne plant, sollte vermeiden die Angelrute zu überspannen. Leicht könnte es zu ungewollten Freizeit-Unfällen kommen. Apropos Unfällen: Was man der Saudi National Bank nicht vorwerfen kann, ist Intransparenz oder mangelnde Compliance. So werden brav und offenkundig Mitte Oktober ganze 17 “conflicts of interest” für diverese SNB-Investmentfonds auf der Firmenwebsite offengelegt. Die SNB manscht nämlich als Spinne im Netz beim IPO Arabian Drilling Company. Da trägt man sehr viele Hüte und hat diverse Schnüre im Wasser. Am Ende dreht dort die SNB an der Rolle und zieht Profite an Land. Möge es auch mit der Credit Suisse so passieren.

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