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payoff Interviews

«62% der Anleger sind nicht gewillt, ihr Bargeld zu investieren.»

22.07.2015 5 Min.
  • Martin Raab

André Bantli, Leiter Retail Business von BlackRock Schweiz, über die Ergebnisse der Swiss High Net Worth Investor Pulse Studie, die das Anlageverhalten wohlhabender Schweizer Privatpersonen beleuchtet, deren Sorgen und ihre Haltung zum Cash im Lichte der Negativzinsen.

Herr Bantli, BlackRock hat jüngst den vermögenden Anlegern den Puls zu Investments und Vorsorge gefühlt. Welche Kriterien mussten die Interviewpartner erfüllen und warum gerade diese Gruppe?

Wir befragten 502 wohlhabende Privatpersonen aus der Schweiz. Die Befragten verfügen über ein investierbares Vermögen von durchschnittlich rund CHF 1.6 Mio. Ziel war es, die Spar- und Investitionsgewohnheiten zu analysieren und von den besten Anlageverhalten zu lernen. Wir möchten den Nutzen für unsere Anleger optimieren. Mit dieser Umfrage erhalten BlackRock und der Bankenplatz Schweiz ein Instrument, um das Produktangebot entsprechend auszurichten.

Wie lässt sich die Gefühlslage bei Schweizer High-Net Individuals in einen Satz fassen?

Wohlhabende Schweizer sind trotz volatilem Umfeld ausgesprochen positiv gegenüber ihren Finanzen – 83% sind der Ansicht, die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen.

Welche Sorgen und Nöte bei Anlagethemen geben die Befragten offen zu?

Hauptsorgen bereiten den vermögenden Schweizern die Gesundheitskosten und die Altersvorsorge.

Wie steht es um die Vorsorgeplanung der Vermögenden jüngeren Alters?

Besorgniserregend ist, dass die Planung der Pension oft hinten ansteht, nicht nur bei Jüngeren: Lediglich 31% der Befragten haben einen präzisen Vorsorgeplan. Gar 58% der unter 45-Jährigen sehen keine Finanzplanung für das Pensionsalter vor.

Wie sorgt der Rest der Schweizer Anleger vor und wie sieht die aktuelle Depotstruktur aus? Wurde auf den SNB-Entscheid hin agiert?

Die befragten Personen halten im Durchschnitt 34% ihres Vermögens in Cash, 29% in Aktien, 10% in Immobilien, 7% in festverzinslichen Anlagen und der Rest wird auf alternative Anlagen verteilt. 15% haben in der Folge des SNB-Entscheids Änderungen an ihren Portfolios vorgenommen; weitere 18% beabsichtigten in den Wochen nach dem Entscheid Portfolioanpassungen.

…ist den Leuten bewusst, dass sie auf dem Cash-Anteil effektiv Geld verlieren bzw. ein Nullwachstum haben?

Den Anlegern ist zwar bewusst, dass sie durchschnittlich etwa 30% mehr Bargeld halten als sie selbst als ideal betrachten. Trotzdem sind 62% nicht gewillt, ihr Bargeld in andere Anlageprodukte zu investieren. 20% halten Cash sogar als Langzeitanlage. Das Vertrauen von vermögenden Schweizern in Bargeld ist nach wie vor sehr hoch, ja wohl gar zu hoch.

Gemäss den Rückmeldungen – was ist die beliebteste Anlageform neben dem Cash-Konto?

Festverzinsliche Anlagen sind in der Schweizer Anlagenwelt populär. Über ein Drittel halten Obligationen in ihren Portfolios. 62% erwarten aufgrund der sinkenden Zinsen jedoch einen geringeren Ertrag aus diesen Produkten innerhalb der nächsten drei Jahre. Dies lässt vermuten, dass viele Anleger die Alternativen zu den traditionellen festverzinslichen Anlageprodukten noch nicht kennen.

Die Debatte über aktive und passive Investments kennt man im Hause BlackRock bestimmt. Was waren die Rückmeldungen bei der Investoren-Umfrage?

71% der Befragten wählen einen aktiven Investment Ansatz mit der Hauptbegründung, dass sie gerne auf die Expertise von Experten zurückgreifen. 17% präferieren passive Anlageprodukte und schätzen dabei besonders das Preis-/Leistungsverhältnis und die Transparenz. Künftig wird es wohl zu einer verstärkten Kombination von aktiven und passiven Anlagen kommen.

Eigentlich sollte der Anlageberater seine Kunden hier ja aufklären. Gab es eine Abfrage in die Richtung «Wie gut hilft mir mein Berater»?

Die Umfrage zeigt, dass eine grosse Skepsis gegenüber der Anlageberatung besteht. So nehmen momentan rund ein Drittel der Befragten keine Beratung von Experten in Anspruch. Vorbehalte gibt es insbesondere gegenüber der Qualität der Beratung. Wohlhabende Personen verlangen verstärkt eine personalisierte und angepasste Herangehensweise in der Anlageberatung, welche glaubhaft Mehrwert schafft. Die Umfrage zeigt gleichzeitig auch, dass sich Anleger mit professioneller Finanzberatung in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft besser aufgehoben fühlen.

Was darf man von BlackRock auf der Produktskala für Schweizer Anleger erwarten?

Die gesamte Branche ist bei der intensiveren Aufklärung über Vorsorge gefordert. Insbesondere im Bereich der festverzinslichen Anlagen müssen traditionelle Denkmuster kritisch hinterfragt werden. Auf der Aktivseite entwickelt BlackRock Produkte mit neuen Strategien, die flexibel in unterschiedliche Arten von Anleihen investieren und auch Restlaufzeiten gezielt kombinieren können. Die flexibel gemanagten Obligationenfonds können dadurch, unabhängig vom Zinsumfeld, attraktive Erträge generieren.

Abschliessend gefragt: Ihre persönliche Vorsorgeplanung besteht derzeit aus…?

Persönlich habe ich bereits früh angefangen, mir ein Anlageportfolio aufzubauen. Ich verfolge dabei grundsätzlich eine Diversifikationsstrategie mit einem langen Anlagehorizont und investiere neben Aktien auch in «Unconstrained Fixed Income»-Produkte. Wie viele andere Anleger freue auch ich mich deshalb über gute Dividendenrenditen von Schweizer Aktien.

 

 

VITA

Andre Bantli, Managing Director, ist Leiter des Retailgeschäft Schweiz der Fondsgesellschaft BlackRock und Mitglied des Schweizer Exekutiv Komitees. Er und sein Team sind verantwortlich für das Anlagefonds Geschäft sowie alternative Anlagen. 

 

Bevor Herr Bantli sich im November 2013 BlackRock anschloss war er Regionalleiter Investment & Portfolio Management Asia Pacific und Landesleiter Asset Management Singapore, bei Credit Suisse Private Banking and Wealth Management. Herr Bantli ist ein Anlageprofi dessen internationale Karriere Anstellungen in Singapur, Peking, Dubai, New York und Zürich umfasst. Er begann seine berufliche Laufbahn 1992 bei der Credit Suisse.

Er besitzt einen M.B.A. der Universität Chicago und einen Bachelor in Betriebswirtschaft der Universität Zürich.

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