ABB: Raus aus dem Sommerloch!
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Die Börse hat dem neuen CEO des Industriekonzerns nicht gerade einen warmen Empfang bereitet. Knapp einen Monat nach dem Chefwechsel setzt die ABB-Aktie aber zum Sprung nach oben an.
China spielt für ABB eine ziemlich wichtige Rolle. 2023 steuerte das Reich der Mitte 14% zum Umsatz des Industriekonzerns bei. Am Dienstag dürften die Manager sowohl an den knapp 40 Standorten in China als auch der Zürcher Konzernzentrale aufgehorcht haben. An einer Medienkonferenz kündigte die chinesische Zentralbank ein Konjunkturpaket an. Es umfasst die Kürzung der Bankreserven um 50 Basispunkte sowie eine Senkung der Hypothekenzinsen. Für das Jahresende stellte die People’s Bank of China eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik in Aussicht. Die Börsen reagierten prompt: Rund um den Globus waren am Dienstag die Zykliker gefragt. Zu dieser Gruppe zählt ABB.
Stabilisierung in China
Ein Impuls für das China-Geschäft käme für das Unternehmen gerade Recht. Im zweiten Quartal 2024 steigerte ABB den Auftragseingang in der Region Asien, Mittlerer Osten und Afrika zwar um 4% auf USD 2.62 Mrd. China tanzte jedoch mit rückläufigen Bestellvolumen aus der Reihe. Immerhin berichtete der Konzern von einem sich stabilisierenden Marktumfeld in Fernost. In der Elektrifikation und dem Bereich «Motion» für Motore und Antriebe gaben die Orders auf Jahressicht jeweils im tiefen einstelligen Bereich nach. «Der Auftragseingang der Gruppe blieb in China stabil», schreibt ABB im Quartalsbericht. In den ersten drei Monaten 2024 hatten die Zürcher noch einen Rückgang von 7% hinnehmen müssen.
Gleichwohl kamen Umsatz und Auftragseingang bei den Investoren nicht gut an. Am 15. Juli und damit nur drei Tage vor dem jüngsten Zahlentermin hatte die ABB-Aktie ein Allzeithoch von CHF 52.46 erreicht. Nach der Publikation drehte der Large Cap nach unten. Die Börse hat also dem neuen CEO nicht gerade einen warmen Empfang bereitet. Seit dem 1. August steht Morten Wierod an der Spitze des Industriekonzerns. Dort löste er Björn Rosengren ab. Der Schwede hatte ABB in seiner gut vierjährigen Amtszeit auf Rendite getrimmt. Lag die operative Marge zu seinem Antritt bei etwas mehr als einem Zehntel, meldete das Unternehmen für das zweite Quartal 2024 einen Rekordwert von 19.0%. «Die Margenlücke zu den Hauptwettbewerbern wurde nahezu vollständig geschlossen», lobte ZKB-Analyst Bernd Laux den Ex-CEO.
Neuer Chef, alte Ziele
Morten Wierod möchte da weitermachen, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Das gilt sowohl für das Geschäftsmodell als auch die Ziele. Für 2024 nimmt sich ABB eine operative Marge von rund 18% vor. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um etwa 5% wachsen. Eine erste eigene Duftnote könnte der neue CEO und bisherige Chef der Elektrifizierungssparte bei der Kapitalallokation setzen. Wierod möchte mehr Geld für organisches Wachstum sowie für Zukäufe bereitstellen. «Wir sehen gute Gelegenheiten im Markt», erklärte der Norweger kurz vor dem Chefwechsel. Mittlerweile hat er zugeschlagen. Ende August meldete ABB den Kauf der deutschen Messtechnik- und Analysefirme Födisch. Mit dem Unternehmen aus Leipzig baut der Konzern das Geschäft für industrielle Emissionsmessung aus.
Anlageideen
Am 17. Oktober veröffentlicht ABB die Zahlen für das dritte Quartal. Morten Wierod möchte diese Gelegenheit nutzen, um seine Vorstellungen von der Zukunft das Traditionsunternehmens näher zu erläutern. Zu diesem Zweck wird der Webcast mit Analysten und Investoren verlängert. Wenige Wochen vor dem Termin setzt die ABB-Aktie zum Sprung über den kurzfristigen Abwärtstrend an. Sollte der Ausbruch nach oben gelingen, wären schnell neue Bestmarken möglich. Auf dieses optimistische Szenario können Trader mit dem Mini-Future Long VTZABP spekulieren. Das von BNP Paribas im März lancierte Produkt partizipiert mit einem Hebel von aktuell 5.2 an steigenden Kursen bei ABB.
Für Couponjäger könnte der neue Barrier Reverse Convertible KYWVDU interessant sein. UBS garantiert hier eine vierteljährliche Ausschüttung von 5.25% p.a. Solange ABB nicht auf oder unter die Barriere von 70% des Anfangslevels fällt, erhalten Anleger am 9. Oktober 2026 das CHF 1’000 betragende Nominal vollständig zurück.