Alibaba: Shopping-Event kommt gerade recht
-
Wolfgang Hagl
Trotz einem rasanten Wachstum hat der Onlinehändler zuletzt die Erwartungen knapp verfehlt und musste zudem die Jahresprognose nach unten revidieren. Umso wichtiger ist für Alibaba jetzt der am Sonntag anstehenden «Singles Day».
So manches einsame Herz in China dürfte mit grossen Hoffnungen auf das Wochenende blicken. Am Sonntag steht im Reich der Mitte der «Singles Day» an. Dass dieser besondere Anlass auf den 11.11. fällt, hat einen guten Grund: Die 1 symbolisiert das Singledasein. Auf die Alleinstehenden warten ein buntes Programm – bei Blind-Dates und speziellen Partys können sie sich auf die Suche nach der grossen Liebe machen. Bereits zum 10. Mal ist der «Singles Day» gleichzeitig ein grosser Shopping-Event. In Anlehnung an den «Black Friday» in den USA brachte der Onlinehändler Alibaba das Konzept der grossen Rabatt-, und Sonderaktionen in das Reich der Mitte.
Am «Singles Day» lässt sich das enorme, mit der digitalen Transformation einhergehende Konsumwachstum in China anschaulich demonstrieren. Seit der Einführung des Aktionstages hat sich die Zahl der Internetnutzer im Reich der Mitte mehr als verdoppelt. Heute haben 802 Mio. Menschen im wichtigsten Emerging Market Zugang zum World Wide Web, davon 98% können mobile surfen. Der Bruttowert der verkauften Waren (gross merchandise value, kurz GMV) erreichte bei der Premiere 2009 gerade einmal USD 7.8 Mio. Im vergangenen Jahr türmte sich laut Alibaba innert 24 Stunden ein Geschäftsvolumen von USD 25.3 Mrd. auf. Dem Unternehmen zufolge ist der «Singles Day» damit das weltweit grösste jährliche Shopping-Event.
Über die Portale Tmall World, AliExpress und Lazada macht der E-Commerc-Riese den 11.11. auch an diesem Sonntag zum globalen Anlass. Längst beschränkt sich die Schnäppchenjagd nicht mehr auf das Internet. Auch in vielen Läden, beispielsweise den Hema Supermarkets, warten zahlreiche Specials auf die kaufwillige Kundschaft. Das Ziel ist klar: Alibaba möchte das Wachstum der Kernsparte weiter forcieren. Obwohl der Konzern vehement in neue Bereiche wie Cloud-Computing vordringt, bleibt der Handel das Brot- und Buttergeschäft. Im 3. Quartal stand das Segment für rund 85% der Gesamtumsätze. Der Gewinn kommt ausschliesslich aus diesem Bereich.
In diesem Jahr scheint Alibaba den kollektiven Kaufrausch besonders gut gebrauchen zu können. Zwar meldete das Unternehmen für den Zeitraum Juli bis September ein Umsatzwachstum von 54% auf RMB 85.2 Mrd. (USD 12.4 Mrd.) Damit verfehlte der Gigant jedoch die Erwartungen knapp. Ausserdem musste CEO Daniel Zhang die Prognose zurückschrauben. Er rechnet für 2019 neuerdings mit Umsätzen in einer Bandbreite von RMB 375 Mrd. bis RMB 383 Mrd. Der ursprünglich erwartete Korridor wurde damit um 4% bis 6% angepasst. Das Management verweist auf das unsichere makroökonomische Umfeld. In der Tat scheint der Zolldisput mit den USA die Chinesen nicht kalt zu lassen. Diesbezüglich meldete sich wenige Tage nach der Zahlenvorlage Alibaba-Gründer und -Verwaltungsratschef Jack Ma zu Wort. An der Import-Messe in Shanghai bezeichnete er den Handelsstreit als «die dümmste Sache auf dieser Welt».
Anlagekonklusion:
An der Börse konnte Alibaba zuletzt mit dem breiten Markt Boden gut machen. Nun klopft das American Depositary Receipt (ADR) am kurzfristigen Abwärtstrend an. So mancher Trader scheint auf den Ausbruch nach oben zu setzen. Jedenfalls zählte der Long Mini-Future MBAAUV am Schweizer Struki-Markt an den vergangenen Tagen zu den umsatzstärksten, auf Alibaba basierenden Hebelprodukten. Das von der Bank Vontobel an der SIX gehandelte Open End-Papier zeigt aktuell einen moderaten Hebel von 3.8. Noch etwas geringer fällt diese Kennzahl bei der ebenfalls von den Zürchern kotierten Short-Variante MBAA6V aus. Augrund der hohen Volatilität von Alibaba warten Renditeoptimierungsprodukte mit interessanten Konditionen auf. Hält die Aktie ihr aktuelles Niveau, wirft das Discount-Zertifikat EVFRCH per 11. September 2019 einen Seitwärtsertrag von 16% p.a. ab. Zudem steigen Anleger hier mit einem Abschlag von 11.50% auf den aktuellen Basiswertkurs ein. Im Gegenzug ist die Teilhabe an steigenden Notierungen auf den Cap von USD 155 begrenzt.