AMC: Aktiv die Börsenwelt entdecken
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Das Actively Managed Certificate, kurz AMC, gewinnt im Schweizer Markt für Strukturierte Produkte immer mehr an Bedeutung. Mit einem dynamischen Basiswert decken diese Anlagevehikel die unterschiedlichsten Themen und Strategien ab. AMCs punkten zudem mit viel Flexibilität, Transparenz und relativ tiefen Kosten.
Aktiv versus passiv – diese Auseinandersetzung wird in der Vermögensverwaltung seit jeher heftig ausgetragen. Viele Anleger lassen nichts über den Portfoliomanager kommen. Sie vertrauen auf seine Erfahrung und seine Fähigkeit, das Kapital kontinuierlich zu vermehren. Die Verfechter passiver Lösungen werben dagegen mit tiefen Kosten und der Tatsache, dass es nur wenigen Investmentprofis gelingt, den Markt zu schlagen. Diese Argumentation hat mit dem Aufkommen der Exchange Traded Funds (ETFs) an Schlagkraft gewonnen. Die Grenzen im Markt für Strukturierte Produkte verschwimmen zusehends.
Das Partizipationssegment war hier lange Zeit vor allem auf statische Baskets oder regelbasierte Indizes ausgerichtet. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Actively Managed Certificates stetig zugenommen. Jedem AMC liegt eine Anlageidee zugrunde. Diese möglichst erfolgreich umzusetzen, laufend zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, ist die Aufgabe eines Investmentmanagers. Die Emittentin verpackt das Ganze in den Mantel des Tracker-Zertifikats.
Dem AMC steht die gesamte Börsenwelt offen. Aktien und Anleihen kommen genauso in Frage wie Rohstoffe, Cash, ETFs, Fonds oder Strukturierte Produkte. Im Vergleich zum klassischen Investmentfonds punktet das aktiv verwaltete Zertifikat mit einer schnellen und unkomplizierten Auflage sowie tiefen Kosten und Mindestanlagesummen. Trotz aller Stärken bleibt ein Malus: AMCs gelten nicht als kollektive Kapitalanlagen. Folglich gibt es keinen spezifischen Anlegerschutz. Im Klartext: Fällt der Emittent aus, droht der Halter des Produkts leer auszugehen.
Erfolgreich mit Internetsicherheit
Dieses Risiko sollte Anleger nicht davon abhalten, das Schweizer AMC-Universum zu erkunden. Die UBS führt auf ihrem KeyInvest-Portal 334 aktiv verwaltete Zertifikate. Bei der Mehrzahl handelt es sich um Produkte ohne Börsenkotierung, die in der Regel für einen bestimmten Klienten aufgesetzt wurden.Zu den rund 50 an SIX gelisteten Papieren zählt das AMC (ISIN CH0355198026) auf ein «Cybersecurity Portfolio». Als Advisor für die Auswahl fungiert Swissquote. Die Strategen des Onlinebrokers haben bis dato ein glückliches Händchen bewiesen. Um knapp 150% hat sich das Portfolio seit der Auflage verteuert. Damit schnitt die mit Spezialisten für Internetsicherheit bestückte Auswahl besser ab als die US-Technologiebörse Nasdaq. Insofern überrascht es nicht, dass die UBS die Laufzeit des eigentlich im Herbst fälligen AMC gerade um sieben Jahre verlängert hat.
Aktiv verwaltete Produkte sind auch ohne Laufzeitbegrenzung erhältlich. Die Bank Vontobel hat in ihrem über 250 AMCs umfassenden Portfolio einen Open End Tracker (ISIN CH0449924627) auf den «Fortune Balanced Bond Index». Dieses Obligationenportfolio wird seit fünf Jahren vom Genfer Vermögensverwalter Fortune Financial verwaltet. Dabei wird ein breites Spektrum abgedeckt: Aktuell zählt eine Obligation der UBS ebenso zu den grössten Positionen, wie ein US-Treasury oder ein High Yield-Schuldtitel des australischen Bergbauunternehmens Nickel Industries. Das Zertifikat notiert gut 16% über dem Emissionspreis – in einem von stark steigenden Renditen geprägten Umfeld kann sich diese Performance sehen lassen.
Dynamische Bitcoin-Wette
Das Thema Blockchain/Kryptowährungen darf im AMC-Segment nicht fehlen. Eine optimierte Positionierung im Bitcoin verfolgt Leonteq mit einem Tracker (ISIN CH0596607769) auf den «Bitcoin Active 2.0 Mini Index». Der von Swissquote verantwortete Basiswert besteht aus zwei Bausteinen: Zu mindestens 60% ist er in der wichtigsten Kryptowährung positioniert. Für die restlichen 40% erfolgt eine dynamische Allokation in Bitcoin und USD-Cash. In Phasen eines schwächelnden Coins soll der Baranteil steigen, während die Strategie Aufwärtstrends mit einer höheren Investitionsquote abgreifen möchte. Massgeblich für die Verteilung ist ein Algorithmus, der Indikatoren wie das Momentum, die Volatilität oder die Stimmung in den Sozialen Medien berücksichtigt. Seit der Emission im Frühjahr
2021 hinkt das Strukturierte Produkt dem Bitcoin – trotz der risikooptimierten Allokation – nur knapp hinterher.
Internes Know-how
Schon immer haben die Emittenten das AMC genutzt, um die Einschätzungen des hauseigenen Researchs investierbar zu machen. Die Analysten der Luzerner Kantonalbank sind für das Tracker-Zertifikat (ISIN CH1181304192) auf die «Dividenden-Champions Schweiz» verantwortlich. Wie der Name sagt, liegt der Fokus auf heimischen Aktien mit hohen Dividendenrenditen und nachhaltigen Ausschüttungen. Zu 60% setzt sich die Auswahl aus Small und Mid Caps zusammen, den Rest steuern Schweizer Schwergewichte bei. Die Performance kann sich auch hier sehen lassen. Seit der Auflage gewann das AMC annähernd ein Viertel an Wert und hat damit die Performance des marktbreiten SPI um mehr als das Doppelte übertroffen.
Natürlich finden sich genügend Beispiele, deren Initiatoren falsch lagen. Fehleinschätzungen und Verluste gehören genauso fest zur Kapitalanlage wie die Auseinandersetzung aktiv versus passiv. Ungeachtet des Anlagestils ist wichtig, dass Investoren die jeweilige Strategie verstehen und deren Entwicklung verfolgen. Gewinne sollten mittels Stoppkursen abgesichert und zu hohe Verluste von Anfang an vermieden werden.