Chinas A-Aktien: Indexrezepte im Vergleich
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Dieter Haas
In den Weltaktienindizes ist der gelbe Riese bis dato praktisch nicht vertreten. Eine weitere Öffnung der bislang fast nur Inländern zugänglichen A-Aktien sowie eine Indexrevision bei MSCI hätte gravierende Auswirkungen.
Wertvoller Seismograf
Eine solche Revision würde ein kleineres Beben auslösen und die Nachfrage nach A-Aktien sprunghaft erhöhen. Eine Integration der A-Aktien dürfte nach heutigem Kenntnisstand jedoch frühestens im Jahr 2015 spruchreif werden. Als Hindernis erweist sich vor allem der nach wie vor sehr eingeschränkte Zugang ausländischer Investoren. Chinas Behörden haben es mit der Öffnung im Finanzmarkt nur bedingt eilig. Eine Kursimplosion wie beim berüchtigten «Nestlé-Crash» der chinesischen H-Aktien ist daher vorderhand nicht zu befürchten. Der grösste Nahrungsmittelkonzern der Welt erlaubte im November 1988 Ausländern den Zugang zu seinen Namenpapieren, wodurch die damaligen Partizipationsscheine und Inhaberaktien auf einen Schlag markant an Wert einbüssten, während die Kurse der Namenaktie explodierten. Frühzeitige Anzeichen für einen allfälligen «Nestlé Crash» liefert der Hang Seng China AH Premium Index, der das Aufgeld der unbeschränkt allen Investoren zugänglichen H-Aktien im Vergleich zu den A-Aktien misst. Er fluktuierte in den letzten Jahren in einer engen Bandbreite. Würde die Messgrösse in den kommenden Monaten jedoch auf ein neues Rekordtief unter 80 fallen, könnte dies anstehende Veränderungen signalisieren.
Indexing in China mit Tücken
Wer in Anlageideen in China-Indizes sucht, wird rasch die erheblichen Unterschiede bezüglich des Anlageuniversums, der Sektorgewichtung sowie dem Gewicht der zehn grössten Positionen feststellen. Generell gilt: Je kleiner das Anlageuniversum, desto höher das Gewicht des Finanzsektors und der zehn grössten Titel. Aus Risikoüberlegungen sind ETFs oder Tracker-Zertifikate auf die Indizes CSI 300 oder MSCI China A vorzuziehen. Sie sind ausgewogener und beinhalten geringere sektor- und titelspezische Risiken. Diese treten seit der Finanzkrise 2008 offen zutage. Davor waren kaum Unterschiede auszumachen zwischen den drei Benchmarks. So ist der MSCI China A-Shares Index vergleichsweise gut diversifiziert — besser in jedem Fall als der FTSE A50 Index. Dieser als «All 50 Risks» verspottete Index besteht zu 63% aus Financials, welche relativ schnell eine gewisse Sogwirkung im Index (und damit im Portfolio) erzeugen könnten. Beim MSCI China A-Index beschränkt sich der Anteil der Bank- und Finanzaktien auf rund 34%. Im CSI300 Index (www.csindex.com.cn) stammt derzeit fast jede zweite Aktie aus dem Finanzsektor.
Wachsendes ETF-Angebot
Dass in der näheren Zukunft China ein adäquateres Gewicht in den internationalen Indizes bekommen wird, steht ausser Frage. Dann schlägt die Stunde der A-Aktien. Etliche Emittenten haben entsprechend auf dieses Segment fokussierte ETFs lanciert. Die Rolle des Eisbrechers übernahm der ETF AMC CSI 300 China, der bereits im Juli 2012 an der Börse in Hong Kong gelistet wurde. Inzwischen hat sich der Kreis der Anbieter sukzessive vergrössert. Aus dem bestehenden Angebot sind in der nachstehenden Tabelle drei Kandidaten auf die Indizes MSCI China A, FTSE China A50 und CSI 300 aufgeführt. Es ist für Anleger und Berater schnell ersichtlich – wie erwähnt –, dass auf Indexlevel A-Shares nicht gleich A-Shares sind. Beim Indexing in China gilt es genau aufzupassen. Leider ist an der SIX Swiss Exchange bis dato nur der CSOP Source FTSE China A50 (Ticker: CHNA – Handelswährung USD) kotiert. Dieser ist seit April 2014 handelbar und hatte einen guten Start. Einzig der Spread im Sekundärmarkt ist mit rund 1,30% auf den ersten Blick happig. Vergleicht man den Unterschied zwischen Bid- und Ask-Kurs zu den anderen China-ETFs auf A-Shares, ist der Spread allerdings nichts Besonderes. Durchschnittlich beläuft sich der Spread auf rund 0,90%. Die beiden anderen ETFs, von ETF Securities und der Deutschen Bank bzw. db x-trackers, sind an der London Stock Exchange bzw. Xetra/Börse Frankfurt kotiert. Fraglich ist die Gesamtkostenquote des db x-trackers ETF auf den CSI300 Index. Bezieht man den Swap-Spread mit ein, landet man bei 3,15%.
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Die beiden Tracker-Zertifikate SHANG (Emission: April 2005) und SHENZ (Emission: Januar 2005) auf den Shanghai B-Aktien Index bzw. den Shenzen B-Aktien Index waren die ersten an der SIX STP kotierten Tracker-Zertifikate, mit denen Anleger an den Bewegungen der A-Aktien partizipieren konnten. Sie entwickelten sich prächtig, sind allerdings seit Längerem ausverkauft und werden Ende Oktober dekotiert. Als einziges endlos laufendes Tracker-Zertifikat chinesische A-Aktien verbleibt AXINH. Es wurde am 31. Juli 2009 lanciert, zu einem Ausgabekurs von USD 191.64, und basiert auf dem FTSE China A50 Index. Seit der Emission hat es noch keine Stricke zerrissen (siehe Grafik). Andererseits bietet die Kursverbilligung gute Chancen für Erstkäufer, die mit dem Thema A-Shares bis dato noch nicht in Berührung gekommen sind.
Langfristig ein Kauf
Für langfristig orientierte Investoren ist der Kauf chinesischer A-Aktien als Depotbeimischung via ETFs oder Tracker-Zertifikat bereits heute eine vielversprechende Option. Dies umso mehr, als es für Aussenstehende fast unmöglich ist, den Zeitpunkt eines Dammbruchs vorherzusehen. Ein solcher würde, wie das eingangs erwähnte Beispiel der Namenaktie von Nestlé zeigte, erkleckliche Gewinne bescheren. Insgesamt sind Anlagen in Finanzprodukte mit Bezug zum chinesischen Aktienmarkt allerdings oftmals mit etwas Researcharbeit verbunden. Insbesondere die verschiedenen Aktienklassen sind aus heutiger Sicht extrem mühsam. Eine Konsolidierung der Listingklassen und Währungstranchen der A-, B-, und H-Aktien würde mitunter mehr Nachfrage von Anlegern generieren. Doch zunächst wartet die Financial Community erst einmal gespannt auf News vom Indexanbieter MSCI. Vielleicht rückt das Thema A-Shares-Aufnahme in den MSCI Emerging Markets schon bald wieder auf die Agenda.