

Clevere Risikosteuerung: Hedging mit Mini-Futures
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Martin Diethelm
Mini-Futures gehören in die Kategorie der Hebel-Produkte und gelten deshalb als riskante Investments. Im Portfoliokontext können sie hingegen als einfach zu bedienendes und günstiges Instrument für die kurzfristige, taktische Risikoverminderung eingesetzt werden.
Die Strategie
Auch wenn man langfristig von Investments in Aktien überzeugt ist, kann es aus verschiedenen Gründen wünschenswert sein, Engagements kurzfristig zu sistieren – sei es, weil unsichere Marktdaten anstehen oder einfach, weil man sich in den Ferien nicht täglich um sein Depot kümmern will. Wie oben schon kurz erwähnt, steigen Short Mini-Futures dann im Wert, wenn der Kurs des Underlyings fällt. Dagegen sinken sie im Wert, wenn der Kurs des Basiswertes ansteigt. Somit wird durch den Kauf von Short Mini-Futures die Performance des Basiswertes im Portfolio neutralisiert. Der Vorteil eines Kaufs des Mini-Futures gegenüber dem Verkauf des Underlyings liegt im Hebeleffekt: Weil weniger Kapital umgeschichtet werden muss, um die gleiche Performance zu erzielen, können die Transaktionskosten tiefer sein. Allerdings muss auf die Bid-Ask Spreads im jeweiligen Mini-Future geachtet werden. Gewöhnlich sind diese in normalen Marktsituationen auf Levels zwischen 0,4% und 0,8%.
Einzeltitel oder Gesamtportfolio
Während früher nur Short Mini-Futures auf Indizes existierten, hat sich das Universum in letzter Zeit vergrössert. Dies nicht zuletzt, weil Anleger Produkte, mit denen auf ein Sinken der Underlyings gewettet werden kann, wegen der höheren Volatilität der Märkte und den häufiger auftretenden Baissephasen in der letzten Zeit stärker nachfragten und diese meistens zu Spekulationszwecken eingesetzt werden. Das Hedging von einzelnen Titeln ist auch mit Mini-Futures vergleichsweise teuer. Soll ein ganzes Portfolio vor einem Marktcrash bewahrt werden, bietet sich der Hedge auf einen Index an. Dabei kommt ein Einfaktormodell zum Zuge: Durch den sogenannten Betafaktor wird die Sensitivität der Einzeltitel gegenüber dem Index berechnet. Je höher das Beta des Wertpapiers, desto stärker reagiert es auf Marktschwankungen und desto grösser ist der Geldbetrag, welcher auf den Index gehedgt werden muss, um das Wertpapier von einer Indexschwankung zu befreien. Der Index selbst hat per Konstruktion einen Betafaktor von eins.
Praktische Umsetzung
Um den erforderlichen Hedge-Betrag zu berechnen, wird der Wert der Portfoliokomponenten mit ihrem Beta multipliziert und aufsummiert. Findet man im Depot z.B. CS Group Aktien im Wert von CHF 10’000 und beträgt das Beta der CS zum SMI 1.3, muss der SMI mit CHF 13’000 geshortet werden, falls eine vollständige Absicherung gewünscht wird. Betas einzelner Wertpapiere zu Indizes sind in Datenbanken wie Bloomberg verfügbar oder können durch eine einfache Formel anhand der Kurshistorien von Wertpapier und Index berechnet werden. Allerdings handelt es sich stets um Schätzungen und Betas können im Zeitablauf stark variieren. Eine Hedge-Ungenauigkeit ist deshalb immer vorhanden. Zudem schützt eine Absicherung auf einen Index nur vor Marktschwankungen, nicht vor individuellen Abstürzen der Wertpapiere. Gerade auf Indizes existieren viele (Short) Mini-Futures, meistens open-end Zertifikate. Der zu hedgende Geldbetrag (im Beispiel CHF 13’000) muss durch den Hebel (Gearing) des Produktes geteilt werden. Spread und Gearing können auf dem Portal payoff.ch abgerufen werden. Beträgt das Gearing z.B. 6.5, sollten CHF 2’000 in das Derivat investiert werden. Dies offenbart einen Nachteil des Hedgings mit Mini-Futures: Während bei einem direkten Verkauf Geld auf das Konto kommt, muss für einen Hedge mit Mini-Futures ein zusätzlicher Geldbetrag bereitgestellt werden. Auf den Nettogewinn bzw. -verlust des Hedges hat dies hingegen keinen Einfluss, weil das Geld bei einem Glattstellen der Positionen wieder zurückbezahlt wird.
Die Wahl des Produkts
Bei der Auswahl des optimalen Instruments sollte auf Derivate mit einem möglichst tiefen Bid-Ask-Spread gesetzt werden. Zudem muss der Hebel im Auge behalten werden, denn auch dieser ist zum Teil starken Schwankungen ausgesetzt. Möglicherweise muss der gehedgte Betrag im Zeitablauf dem Hebel angepasst werden. Ein weiteres wichtiges Merkmal von Mini-Futures ist ein möglicher Knock-Out. Mit dem Leverage vergibt der Emittent eines Mini-Futures dem Käufer implizit einen Kredit. Dieser wird dadurch gesichert, dass das Produkt sofort ausfällt und allenfalls ein kleiner Restbetrag (Differenz zwischen Kurs des Underlyings und dem sogenannten Finanzierungslevel) ausbezahlt wird, wenn das Underlying unter eine vorbestimmte Stop-Loss-Schwelle fällt (Long-Zertifikat), bzw. über eine Barriere steigt (Short). Dies bedeutet nicht, dass der Investor einen Nettoverlust gemacht hat: Während der Kurs des Mini-Futures gesunken ist, ist der Wert seines Portfolios idealerweise um den gleichen Betrag gestiegen. Hingegen muss ein neuer Mini-Future erworben werden, falls der Hedge weitergezogen werden soll. Je tiefer der Hebel, desto grösser ist der Abstand des aktuellen Kurses zum Stop-Loss und desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Derivat gewechselt werden muss. Auf der anderen Seite bedeutet ein tieferer Hebel aber auch, dass für den Hedge mehr Kapital bereitgestellt werden muss und höhere Transaktionskosten fällig werden. Zu beachten gilt es auch, dass Stop-Loss und Finanzierungslevel nicht konstant sind, sondern durch eine vorbestimmte Formel täglich leicht verschoben werden.