«Dank flexibler Auszahlungsstrukturen die persönliche Marktmeinung individuell umsetzen»

• Martin Raab
  

Herr Bucher, welchen Stellenwert haben Strukturierte Produkte ge-nerell bei Raiffeisen?
Strukturierte Produkte haben bei Raiffeisen einen festen Platz im Ange­bot der Anlagelösungen. In Kunden­portfolios, die primär mit Kollektiv­ und Direktanlagen umgesetzt werden, stellen sie eine ideale Ergänzung dar.

Welche Vorteile bieten Strukturierte Produkte?
Dank der flexiblen Auszahlungsstruk­turen können wir den Kunden mit den entsprechenden Strukturierten Produkten die Möglichkeit bieten, taktische Calls einfach umzusetzen. Zudem können Kunden ihre persön­liche Marktmeinung individuell umset­zen. So kann zum Beispiel ein Anleger, der der Meinung ist, ein Titel werde in der nächsten Zeit seitwärts tendieren, attraktive Prämien mit einem Barrier Reverse Convertible verdienen. Fer­ner können wir unseren Kunden dank der sehr schnellen Realisierungszeit raschen Zugang zu aktuellen Anla­gethemen bieten, wie zum Beispiel mit den Anfang Jahr lancierten regionalen Aktienbaskets.

Was sind die derzeitigen Top-Seller?
Es mag langweilig erscheinen, aber es bleiben weiterhin die Barrier Reverse Convertibles, jedoch in unterschied­lichen Ausgestaltungen. Die Kunden haben in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mit ihnen gemacht.

«Die globale Konjunktur bleibt dynamisch und vor allem die Eurozone hat zuletzt positiv überrascht.»

Was ist die Herausforderung im Vertrieb von Strukturierten Produkten?
Das Tiefzinsniveau verleitet immer mehr Anleger dazu, Alternativen zu suchen, um die Performance im Port­folio zu verbessern. Hierzu eignen sich auch Strukturierte Produkte. Unsere Herausforderung ist es, ein komple­xes Anlageprodukt so zu erklären, dass es auch für den Kundenberater und insbesondere für den Endinves­tor verständlich ist. Der Kunde muss zwar nicht die Details der Zusammen­setzung verstehen, aber er muss verste­hen, wie sich das Produkt verhält und was er vom Produkt im besten und im schlechtesten Fall erwarten darf. Nehmen wir als bildliches Beispiel ein Auto: Wer versteht heute noch die Elek­tronik oder den Motor? Fahren können es trotzdem die meisten. Der Fokus liegt klar auf den gängigen Strukturen. Wirklich exotische Produkte haben in unserem Produktangebot nichts zu suchen.

Blicken wir auf den Markt: Wo sehen Sie in nächster Zeit Opportunitäten?
Die globale Konjunktur bleibt dyna­misch und vor allem die Eurozone hat zuletzt positiv überrascht. Das dürfte die Aktienmärkte gut unterstützen. Auch Schweizer Unternehmen mit starker globaler Präsenz und hoher Innovationskraft sollten davon pro­fitieren. Der Zinstrend zeigt mittel­fristig zudem wieder leicht aufwärts und das dürfte bei europäischen Ban­ken für etwas Rückenwind sorgen. Auch Anlagen in Schwellenländern haben weiterhin Potenzial, sowohl aktien­ wie auch obligationenseitig.  

…wo lauern Risiken, oder geht die Börsenparty auf absehbare Zeit weiter?
Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanz­krise leiten die Notenbanken weitere Schritte aus der ultraexpansiven Geld­politik ein. Das könnte für temporäre Unsicherheiten sorgen. Aber ein rasan­ter Zinsanstieg ist nicht angezeigt, wo­mit das Umfeld vorteilhaft für Aktien bleiben dürfte. Wer den Aktienmärk­ten jedoch nicht traut, hat die Mög­lichkeit, mittels Kauf von Put Warrants eine relativ günstige «Versicherung» abzuschliessen. Die aktuell tiefen Vola­tilitäten kommen einem hier entgegen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

VITA
Willi F. X. Bucher ist Bereichsleiter Produkte & Vertrieb Zentralbank Raiffeisen Schweiz. Zuvor war er seit 2008 Leiter des Bereiches «Structured Products Distribution» bei Bank Julius Bär. Seine berufliche Laufbahn begann er bei der Schweizerischen Bankgesellschaft, wo er ab 1995 den Handel und Verkauf für Aktienderivate Schweiz verantwortete. Nach diversen Führungs-rollen bei UBS, zuletzt als Managing Director Equities Sales Trading, machte sich Bucher im Jahr 2005 selbstständig. Diverse akademische Ausbildungen ergänzen sein Profil.