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Das Playbook eines Krypto-Investors

01.08.2023 5 Min.
  • Pascal Hügli
    Redaktor

Derzeit wird in der Kryptowelt wieder viel über Begriffe wie «Krypto-Smart-Money, Bitcoin-Dominanz oder Altcoin-Saison» gesprochen. Aussenstehende mögen sich fragen – Warum gerade jetzt? Und was hat es mit diesen Begrifflichkeiten überhaupt auf sich?

Wie häufig von kryptowelt-typischen Termini zu lesen ist, hängt davon ab, in welcher Marktphase wir uns gerade befinden. Während eines Kryptowinters sind diese Begriffe kaum en vogue. Rückt hingegen das Bitcoin-Halving in absehbare Nähe – und das scheint jeweils so bei etwas weniger als 300 ausstehenden Tagen der Fall zu sein – beginnt sich die Krypto-Community verstärkt mit diesen Indikatoren auseinanderzusetzen. Dabei geht es ihnen vor allem darum, gewisse Trends auszumachen, um sich rechtzeitig richtig positionieren zu können. 

Dominanter Indikator: Die Bitcoin-Dominanz

Einer der beliebtesten Indikatoren ist die sogenannte Bitcoin-Dominanz. Dieser erfasst die Marktkapitalisierung von Bitcoin im Vergleich zur gesamten Marktkapitalisierung des Kryptomarktes. Diese einfache Kennzahl hilft dabei, das aktuelle Marktgewicht des Bitcoins auf den gesamten Kryptomärkten zu bestimmen.

Während die Dominanz von Bitcoin schwankt, zeigt die historische Betrachtung: Die Gesamtdominanz ist seit jeher rückläufig. Bis ins Jahr 2017 lag Bitcoins Dominanz durchschnittlich bei über 95%, da es kaum alternative Kryptowährungen gab. Mit dem Bullenmarkt von 2017 änderte sich das dramatisch. Der Aufstieg Ethereums und der damit zusammenhängende ICO-Boom liess Tausende von neuen Krypto-Assets entstehen. Lag die Bitcoin-Dominanz am 1. April 2017 noch bei etwas über 84%, sank diese bis zum Jahresende auf unter 38% ab. Dieser Abfall markierte zugleich auch deren bisheriges Allzeittief.

Strukturell gesehen, befindet sich die Bitcoin-Dominanz also in einem Abwärtstrend. Dies deshalb, weil über die vergangenen Jahre immer mehr Krypto-Assets auf den Markt gedrängt sind. Wird sich das ändern? Wohl kaum. Zwar haben die Altcoins – also alternative Kryptoprojekte zu Bitcoin und Ethereum – seit einigen Wochen von der US-Börsenaufsicht mit regulatorischem Gegenwind zu kämpfen. Diese hat die grösste US-Kryptobörse Coinbase erst kürzlich dazu aufgefordert, alle Krypto-Assets ausser Bitcoin von ihrer Handelsplattform zu streichen. Noch scheint jedoch unwahrscheinlich, dass dies den Altcoins wirklich das Genick brechen könnte. 

Das Einmaleins der Bitcoin-Dominanz

In der Regel gilt: Nimmt die Dominanz von Bitcoin zu, verlieren Altcoins gegenüber Bitcoin an Marktkapitalisierung und damit an Wert. Ein solches Szenario tritt häufig dann ein, nachdem Bitcoin eine Konsolidierungsphase durchlaufen hat und in die Anfangsphase eines neuen Bullenmarktes übergeht. 

Wie einige Marktbeobachter meinen, würden wir uns aktuell wieder in dieser Phase befinden. Seit November 2022 hat sich die Bitcoin-Dominanz von einem Tief bei 40% zu erholen begonnen und liegt gegenwärtig knapp unter 50%. Wenn die Geschichte ein Indiz ist, dann sollte dieser Prozentsatz im Hinblick auf das Bitcoin-Halving über die nächsten Monate weiter steigen. 

Wichtig zu verstehen ist, dass die Bitcoin-Dominanz auch zunimmt, wenn der Bitcoin-Kurs selbst unter Druck gerät und die meisten Altcoins noch stärker abverkauft werden. In einem solchen Fall wäre es natürlich von Vorteil, keine Bitcoin zu halten und schon gar nicht in Altcoins investiert zu sein, sondern in Stablecoins. Auch hier lässt sich feststellen: Der Bitcoin hält wiederkehrenden Verkaufswellen gut stand.

Zur Verlockung der Altcoin-Saison

Ein Rückgang der Bitcoin-Dominanz ist dann bullisch für den Altcoin-Markt, wenn sich der Bitcoin von seinen Tiefständen stark erholt hat und er sich auf einem kritischen charttechnischen Level stabilisiert hat. Auch in Boom-Phasen steigt der Bitcoin nicht ununterbrochen, sondern in Abständen. Während dieser Konsolidierungsphasen fliesst das Finanzkapital der Krypto-Investoren und -händler in den breiteren Altcoin-Markt ab und beflügelt dort die Preise. 

Je mehr der Bitcoin an Stärke gewinnt und sein Preis steigt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Altcoin-Saison folgt. Zwar gibt es keine eindeutige Definition; als Richtwert dient vielen Krypto-Investoren und -händlern gleichwohl der Umstand, dass wenn mindestens 75% der grössten Altcoins nach Marktkapitalisierung in den letzten 90 Tagen eine bessere Performance als Bitcoin verzeichnet haben, man «offiziell» von einer Altcoin-Saison sprechen kann. Zurzeit befindet sich dieser Altcoin-Saison-Index bei 35 und liegt somit weit unter dem Richtwert. 

Geht eine Altcoin-Rally über die Bühne, hat diese historisch stets ein sehr ähnliches Bild gezeigt. Zu Beginn war es immer Bitcoin, der alle anderen Kryptoprojekte outperformt hat. Nach dem initialen Preisanstieg von Bitcoin war es jeweils Ether, dessen Preissteigerung als nächstes folgte. An dritter Stelle haben dann die bekanntesten Altcoins begonnen, sich gegenüber Bitcoin und Ether im Preis besser zu entwickeln. Es folgten die qualitativ guten Altcoin-Projekte, die eine längere Akkumulationsphase hinter sich hatten und generell zu den Midcaps unter den Kryptos zählen. Und schliesslich – dann, wenn der Altcoin-Saison-Index kurz vor 100 steht – waren es die sogenannten «Shitcoins», die selbst in Bitcoin gerechnet ihre Kurssteigerungen erleben.

Aus Sicht des neutralen Beobachters ist spätestens dann der Zeitpunkt der Gewinnentnahme gekommen. Immerhin steht die Bitcoin-Dominanz dann kurz vor ihrem Allzeittief, was auf ein Top des Gesamtmarktes hindeutet.

Quelle: SecretsofCrypto

Während es bei der Rotation von Bitcoin zu Ether (Phase 1 und 2) auf den richtigen Zeitpunkt ankommt, geht es bei der Umschichtung in die anderen Altcoins (Phase 3 und 4) auch darum, die richtigen Projekte zu wählen. Wie beim Stock Picking ist das natürlich nicht ganz einfach. Was die Krypto-Assets betrifft, gibt es aber auch hier Orientierungshilfen.

Da sich die Kryptowelt (DeFi und Web3) noch immer mitten im Aufbau befindet, sind es vor allem Infrastruktur-Projekte, auf welche die Investoren abfahren. Im vergangenen Bullenmarkt von 2021 waren es deshalb Layer-1-Blockchains wie Solana, BNB Chain, Cardano, Avalanche oder Luna, welche das Rennen machten. 

Während verschiedene Investoren noch immer auf diese Projekte hoffen – und es nicht aufgeschlossen ist, dass diese auch in einem neuen Bullenmarkt wieder gut laufen könnten – dürften sich dieses Mal wohl insbesondere die Layer-2-Chains als Überflieger hervortun. Projekte wie Arbitrum, OP Mainnet (Optimism), Metis oder Mantle sind erst in diesem Bärenmarkt live gegangen. Andere Layer-2s wie Base, zkSync, Scroll oder Starkware sind noch überhaupt nicht auf dem Mainnet. Und wieder andere wie Polygon oder Loopring überarbeiten ihre Grundinfrastruktur. Wie sich zeigt, geschieht in diesem Bereich einiges an Entwicklerarbeit – und das ist stets ein gutes Zeichen.   

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