

Regulierte Optionen auf Bitcoin-ETFs – und bald auch Lightning-Fonds?
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Pascal Hügli
Redaktor
Vor knapp neun Monaten wurden die ersten Bitcoin-ETFs aufgelegt – ein voller Erfolg, wenn man die bisherige Entwicklung betrachtet. In den letzten 30 Jahren wurden Tausende von ETFs aufgelegt, aber keiner konnte so beeindruckende Zahlen vorweisen wie die Bitcoin-ETFs.
Am 1. Oktober waren Bitcoins im Wert von über USD 19 Milliarden in diesen Produkten gebündelt. Dies entspricht 927’472 Bitcoins zum aktuellen Kurs (siehe Grafik 1). Damit sind die Bitcoin-ETFs nur noch 8% davon entfernt, insgesamt 1 Million Bitcoin zu halten. Auch der Sprung zum grössten Bitcoin-Besitzer nach Satoshi, der noch rund 1.1 Millionen Bitcoin hält, ist in greifbare Nähe gerückt. Unter den Bitcoin-ETFs sticht insbesondere der iShares Bitcoin ETF (IBIT) von BlackRock hervor. Dieses Produkt hat als schnellster börsengehandelter Fonds in der Geschichte der Finanzmärkte die 10-Milliarden-Dollar-Marke erreicht. IBIT stellte diesen Rekord in weniger als zwei Monaten auf und schlug damit den bisherigen Rekordhalter SPDR Gold Shares (GLD), der dafür mehr als zwei Jahre benötigte.
Welchen Einfluss haben Bitcoin-ETFs?
Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte richten viele Bitcoin-Investoren ihr Augenmerk verstärkt auf Bitcoin-ETFs. Immer wieder hört man Fragen wie: «Hodln die ETFs» oder «Verkaufen sie wie schwache Hände?». In den Bitcoin-Online-Medien wird den Bitcoin-ETFs ein grosser Einfluss zugeschrieben. Aber entspricht das der Realität? Ein Blick auf die Zahlen zeigt schnell, dass das Handelsvolumen der Bitcoin-ETFs im Vergleich zum Handelsvolumen der Bitcoin-Futures eher gering ist. Am 2. Oktober beispielsweise betrug das Handelsvolumen auf den Futures-Märkten USD 58 Milliarden, während der Bitcoin-Spotmarkt ein Volumen von USD 4.7 Milliarden verzeichnete und die Bitcoin-Spot-ETFs lediglich ein Volumen von USD 2.5 Milliarden aufwiesen. Damit machen die Bitcoin-ETFs nicht einmal 5% des Handelsvolumens des Futures-Marktes aus. Dennoch lässt sich nicht völlig leugnen, dass die Kapitalflüsse in Bitcoin-ETFs in gewissem Masse mit dem Bitcoin-Preis korrelieren
Jetzt kommen die regulierten Optionen auf ETFs
Kürzlich wurde bekannt gegeben, dass die US-Börsenaufsicht SEC den Handel mit Optionen auf den BlackRock Bitcoin ETF genehmigt hat. Diese Verbindung zwischen Bitcoin-ETFs und dem regulierten Optionsmarkt stellt einen bedeutenden Fortschritt für den Kryptomarkt dar. Einige Experten erwarten, dass Optionen auf Bitcoin-ETFs eine entscheidende Innovation für die Wall Street sein könnten.
Die Zulassung von Optionen kann als Indiz dafür gewertet werden, dass der Bitcoin-Markt zunehmend reift. Darüber hinaus könnte die Genehmigung auch eine Voraussetzung dafür sein, dass mehr grosse institutionelle Investoren in das Bitcoin-Finanzgeschäft einsteigen, was die Liquidität auf dem Kryptomarkt weiter erhöhen würde. Schliesslich gehören Optionen zu den komplexeren Finanzinstrumenten, die Händlern, Anlegern und Portfoliomanagern zur Verfügung stehen, um gezielt zu spekulieren oder verschiedene Risiken auf bestimmten Märkten abzusichern. Bitcoin hat also ziemlich einzigartige Volatilitätseigenschaften. Als Portfoliomanager sollte man inzwischen wissen, dass Bitcoin eine hohe Sharpe Ratio hat, was bedeutet, dass die Rendite im Verhältnis zum Risiko überdurchschnittlich hoch ist.
Ein weiteres wesentliches Merkmal der Volatilität ist der sogenannte «Volatility Smile». Was ist damit gemeint? Während die meisten Aktien eine Volatilitätsschiefe aufweisen, bei der die Aufwärtsvolatilität günstiger ist als die Abwärtsvolatilität – also die Absicherung teurer ist als die Spekulation – verhält sich Bitcoin anders. Hier sind starke und abrupte Preisanstiege und -rückgänge etwa gleich häufig, weshalb der Markt auf beiden Seiten eine Risikoprämie verlangt. Genau diese Risikoprämie bietet die Möglichkeit, sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite Erträge zu generieren. Für erfahrene Trader und Investoren wird Bitcoin durch die neuen Optionen auf Bitcoin-ETFs zu einem «produktiven» Vermögenswert. Optionen auf den IBIT ETF von BlackRock könnten beispielsweise ein neues Instrument für Anleger darstellen, um durch den Verkauf von gedeckten Calls Renditen auf Bitcoin zu erzielen. Anleger, die Bitcoin-Kassakurse halten, haben die Möglichkeit, Call-Optionen zu verkaufen und Prämien auf einem regulierten Markt zu erhalten.
Wohin geht die Innovation mit den ETFs?
Bitcoin-ETFs haben einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Aber wohin könnte die Reise noch gehen? Schliesslich ist Bitcoin eine der grössten Innovationen der Neuzeit und bietet ETF-Emittenten zahlreiche weitere Möglichkeiten. Eine dieser Optionen ist das Lightning-Netzwerk, das als das wichtigste Layer-2-Protokoll und Zahlungsnetzwerk von Bitcoin gilt. Dieses auf Bitcoin basierende Zusatzprotokoll umfasst derzeit rund 5’300 BTC, was noch relativ wenig ist (Grafik 2). Dennoch werden Lightning-Zahlungen immer beliebter, da sie einen kostengünstigen und schnellen Weg für Bitcoin-Transaktionen bieten. Als Fondsmanager eines Bitcoin-ETF könnte man über eine Integration mit dem Lightning-Netzwerk nachdenken. Durch die Nutzung von Lightning-Zahlungskanälen für die im ETF gehaltenen Bitcoins wäre es möglich, einen renditestärkeren ETF zu entwickeln und somit höhere Erträge für die Anleger und den Fondsmanager selbst zu erzielen.
Auch wenn es für solche Ideen noch zu früh ist, ist der Autor dieser Zeilen davon überzeugt, dass ein Bitcoin-ETF-Anbieter eine solche Idee irgendwann umsetzen wird. Diese Integration ermöglicht nicht nur die Erzielung einer nicht vermögenswirksamen Rendite durch die Bereitstellung von Bitcoin-Liquidität im Lightning-Netzwerk, sondern bietet Anlegern auch die Möglichkeit, aktiv an der Entwicklung eines neuen globalen Zahlungsnetzwerks teilzuhaben.