Staking – eine Einführung in zwei Teilen
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Pascal Hügli
Redaktor
Staking hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Bestandteil innerhalb der Kryptowelt entwickelt. Das ist auch an der Finanzwelt nicht spurlos vorbeigegangen. Durch das Hinterlegen von Coins in einem Blockchain-Netzwerk lassen sich passive Erträge in Form zusätzlicher Renditen erzielen.
In dieser Ausgabe erklären wir im ersten Teil, was genau Staking ist, warum es für bestimmte Blockchains notwendig ist, wie es funktioniert und implementiert werden kann und warum die populärste Blockchain, Bitcoin, kein Staking verwendet.
Was ist Staking?
Staking ist eine Methode, um in bestimmten Blockchain-Netzwerken sogenannte Staking-Rewards zu verdienen. Dabei werden Krypto-Asset (Coins) auf Protokollebene hinterlegt und für einen bestimmten Zeitraum gesperrt. Dieser Vorgang erfolgt automatisch und wird durch den Code der jeweiligen Blockchain orchestriert. Man spricht von Staking, da die Krypto-Asset gewissermassen «aufs Spiel gesetzt» werden. Wer seine Coins stakt, nimmt am Prozess der Transaktionsabwicklung und der damit verbundenen Generierung neuer Blöcke teil. Für diese «Dienstleistung» erhält man Belohnungen, sogenannte Staking-Rewards, die in Form von zusätzlichen Coins ausgezahlt werden.
Warum braucht es das Staking?
Staking spielt in einigen Blockchain-Netzwerken eine entscheidende Rolle für die Sicherheit. Die hinterlegten Coins fungieren als eine Art «Kaution» für den jeweiligen Staker. Diese Kaution sorgt dafür, dass man als Blockproduzent (auch Validator genannt) ein finanzielles Interesse daran hat, sich an die Regeln des Netzwerks zu halten. Verstösst ein Blockproduzent vorsätzlich gegen die Regeln oder validiert er falsche Transaktionen, kann er einen Teil oder sogar seinen gesamten Einsatz (Stake) verlieren. Dieses Risiko stellt für die Teilnehmer einen Anreiz dar, sich korrekt zu verhalten, um ihren Stake nicht zu gefährden.
Gleichzeitig macht es das Staking-System für potenzielle Angreifer sehr teuer, das Netzwerk zu manipulieren. Für einen erfolgreichen Angriff müsste man eine grosse Menge an Coins staken, was grundsätzlich erhebliche finanzielle Ressourcen erfordert. Und selbst wenn es einem Angreifer gelingen sollte, die Blockchain erfolgreich anzugreifen, würde er aufgrund seines fehlerhaften Verhaltens seinen Einsatz verlieren, was einen Angriff eigentlich unattraktiv macht.
Staking sorgt also nicht nur für die Integrität und Sicherheit des Netzwerks, sondern auch dafür, dass diejenigen, die Transaktionen verarbeiten und Blöcke erzeugen, ein starkes Interesse am langfristigen Erfolg der Blockchain haben.
Wie funktioniert das Staking?
Bei öffentlichen, erlaubnisfreien Blockchains, die auf dem Staking-Mechanismus basieren, kann grundsätzlich jeder Staking betreiben – vorausgesetzt, man verfügt über die Mindestbeträge, die einige Blockchains für das Staking vorsehen. Diese Mindestbeträge können je nach Blockchain stark variieren und entscheiden oft darüber, ob man direkt selbst als Validator auftreten kann oder sich einem sogenannten Staking-Pool anschliessen muss.
Hat man seine entsprechenden Coins erst einmal gestakt und dem Netzwerk anvertraut, erledigt der Blockchain-Algorithmus gewissermassen den Rest. Es ist das Netzwerk selbst, das laufend zufällig unter den gestakten Parteien auswählt, wer jeweils den nächsten Block generieren und damit Transaktionen abwickeln darf. Dabei gilt: Je mehr Coins man gestakt hat, desto höher ist die Chance, ausgewählt zu werden. Zusätzlich gibt es in vielen Netzwerken Mechanismen, die verhindern, dass dieselben Validatoren zu oft hintereinander ausgewählt werden, um eine faire Chancenverteilung zu gewährleisten.
Einige Blockchains bieten auch verschiedene Arten von Staking-Belohnungen an, die nicht nur von der Menge der gestakten Coins abhängen, sondern auch von der Dauer des Stakings oder der Teilnahme an bestimmten Netzwerk-Aktivitäten. So wird häufig ein langjähriges und aktives Engagement belohnt, was den Anreiz erhöht, Coins über einen längeren Zeitraum gestakt zu halten. Möchte man sein Staking-Engagement beenden, kann man seine Coins freigeben lassen. Je nach Blockchain dauert es unterschiedlich lange, bis die Coins wieder frei verfügbar sind.
Wieso kein Staking bei Bitcoin?
Staking basiert auf einem Konsensmechanismus namens Proof-of-Stake (PoS). Der Konsensmechanismus, der Bitcoin zugrunde liegt, ist der Proof-of-Work (PoW). Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Block-Produzenten keine Coins hinterlegen müssen, um neue Blöcke zu produzieren. Vielmehr müssen sie alle zehn Minuten im Wettbewerb mit anderen eine Nummer finden – auch Nonce oder «Number only found once» genannt.
Um diese Nummer zu finden, müssen ich die Blockproduzenten – im Fall von Bitcoin sind das die sogenannten Miner – im Rätselraten versuchen. Dabei wenden Miner Rechenleistung auf, die ihnen dabei hilft, die gezielte Zahl immer wieder zu erraten. Je mehr Rechenleistung aufgewendet wird, desto grösser sind die Chancen, die gesuchte Zahl auch zu finden. Mehr Rechenleistung bedeutet aber auch höheren Energieverbrauch, da die Rechenleistung von spezialisierten Prozessoren (sogenannten ASICs) stammt.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen PoS und PoW besteht in der Netzwerksicherheit: Bei Bitcoin sorgt der hohe Energieaufwand dafür, dass Angriffe auf das Netzwerk extrem teuer und aufwändig sind. PoS hingegen nutzt finanzielle Anreize in Form von hinterlegten Coins, um sicherzustellen, dass sich die Blockproduzenten regelkonform verhalten. Dies führt dazu, dass PoS-Netzwerke oft als energieeffizienter angesehen werden, während PoW-Netzwerke auf ihre Robustheit und Unveränderlichkeit setzen.
Darüber hinaus führt der PoW-Mechanismus von Bitcoin dazu, dass das Mining immer schwieriger wird, um sicherzustellen, dass die durchschnittliche Zeit zwischen zwei Blöcken bei etwa zehn Minuten bleibt. Dies ist notwendig, um die Ausgabe neuer Bitcoins zu regulieren. Bei PoS hingegen wird oft ein fester Zeitplan eingehalten, nach dem die Blöcke regelmässig erzeugt werden, unabhängig von der Rechenleistung im Netzwerk.
Zu den bekanntesten PoS-Blockchains zählen Ethereum, Solana, BNB, Cardano, Tron, Avalanche, Aptos oder auch Sui. Auf der Seite der PoW-Blockchains sind neben Bitcoin auch Dogecoin, Bitcoin Cash, Litecoin, Kaspa, Monero oder auch Ethereum Classic zu nennen.
Wie kann man Staking betreiben?
Das Staking kann bei den meisten Blockchains recht technisch sein, da jede Blockchain ihre eigenen Besonderheiten hat. Grundsätzlich gilt jedoch: Wer selbst staken möchte, benötigt einen eigenen Validator-Knoten, auch Full Node genannt, über den die Coins direkt gestakt werden können. Oft ist eine Mindestanzahl an Coins erforderlich, um als Validator am Netzwerk teilnehmen zu können.
Alternativ gibt es sogenannte Staking-Pools, in denen mehrere Nutzer ihre Coins zusammenlegen, um gemeinsam die Mindestanforderungen für das Staking zu erfüllen. In vielen Fällen geschieht dies über Non-Custodial-Anwendungen, bei denen die Nutzer die Kontrolle über ihre eigenen privaten Schlüssel und damit über ihre Coins behalten. Allerdings bleibt auch hier ein Risiko, da die gestakten Coins bei technischen Fehlern in der Software gefährdet sein können.
Eine weitere beliebte Option ist das Staking über Drittanbieter. Hier delegieren die Nutzer ihre Coins an einen Service, der das Staking in ihrem Namen durchführt. Das bedeutet, dass das Vertrauen in die Drittpartei gelegt wird. Diese Art von Staking-Service wird häufig von bekannten Kryptobörsen wie Binance oder Coinbase, Krypto-Brokern wie Bitcoin Suisse oder Kryptobanken wie Sygnum, Amina Bank oder Maerki Baumann angeboten.
Finanziell am lukrativsten ist natürlich das so genannte Solo-Staking, bei dem man selbst stakt. Dies erfordert aber auch das meiste Know-how und den grössten Aufwand. Staking-Pools wiederum dürften im Durchschnitt günstiger sein als das Staking über Drittanbieter. In der Praxis gilt es jedoch, die einzelnen Lösungen im Detail zu vergleichen. Eine gute Übersicht dazu bietet die Website von Staking Rewards.
Fortsetzung folgt
Nachdem wir die grundlegenden Begriffe und Zusammenhänge des Staking erläutert haben, werden wir uns in der nächsten payoff-Ausgabe im zweiten Teil näher mit den Vorteilen und Risiken für Investoren befassen. Darüber hinaus werden wir darauf eingehen, wie Investoren bei der Auswahl eines Staking-Anbieters vorgehen sollten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.