«Der japanische Yen wird traditionell als «sicherer Hafen» angesehen.»
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Dieter Haas
Geoffrey Post, Sales Director Market Access ETFs China Post Global, nimmt Stellung zu den Aussichten Japans im Jahr 2019, orientiert über die kurz- und langfristigen Pläne im ETF-Segment und nennt seinen persönlichen Favoriten.
Herr Post, können Sie unseren Lesern einen kurzen Abriss zu China Post Global geben?
China Post Global (CPG), mit Sitz in Hong Kong und London, ist der internationale Asset-Management-Arm von China Post Fund, einem grossen Investmentmanager in China mit einem AUM von USD 18 Milliarden. Eigentümer von China Post Fund sind zwei grosse staatliche chinesische Unternehmen und eine japanische Investmentbank. Im Jahr 2016 hat CPG das Market Access ETF-Geschäft der Royal Bank of Scotland erworben. Market Access UCITS ETFs bieten Investoren Zugang zu Asien, Emerging Markets und Rohstoffen. Zur Produktpalette gehören unter anderem Europas erster China A-Aktien Smart Beta ETF, welcher eine Minimum Varianz Strategie verfolgt und somit die Volatilitätsbedenken der Anleger ansprechen soll. Zudem managen wir eine Reihe an Rohstoffprodukten, welche die Indizes des erfolgreichen Investors Jim Rogers tracken. CPG ist in Asien und Europa tätig. Market Access UCITS ETFs sind in London, Frankfurt, Zürich und Amsterdam gelistet und in Europa registriert, wie beispielsweise in Deutschland, Grossbritannien und der Schweiz.
Was sind Ihre Erwartungen für die japanische Wirtschaft im Jahr 2019?
Es gibt zunehmend Anzeichen, dass Japan die Jahre der Deflation hinter sich lassen kann. Auch wenn die japanische Wirtschaft noch signifikante Herausforderungen zu bewältigen hat, gibt es doch positive Zeichen: eine bescheidene Inflation, sowie einen Anstieg der Produktivität und Rentabilität der Unternehmen. Im Januar hat die Weltbank ihre Prognose für das Weltwirtschaftswachstum nach unten korrigiert, die Rate für Japan jedoch angehoben, was auch mit den Vorhersagen des IWFs für Japan vom 4. Quartal 2018 übereinstimmt.
Japan beabsichtigt, im Oktober seine Mehrwertsteuer zu erhöhen. Könnte dies eine Rezession auslösen?
Premierminister Abes Regierung hat ihre Pläne zur Erhöhung der Mehrwertsteuer wiederholt bestätigt. So soll die Steuer auf bestimmte Waren und Dienstleistungen ab Oktober von acht auf zehn Prozent ansteigen, es sei denn, die Erhöhung stellt ein ernstzunehmendes Risiko für die Wirtschaft dar. Die Politik scheint aus der Steuererhöhung 2014, die einen beträchtlichen Konsumeinbruch zur Folge hatte, gelernt zu haben. Um die Auswirkungen diesmal abzufedern will die Regierung mit JPY 0.7 Billionen den Konsum ankurbeln und kleinere Unternehmen unterstützen.
Wie beeinflussen globale Effekte die Wirtschaft Japans?
Japans Wirtschaft gilt als exportdominiert, obwohl Ausfuhren nur 16 Prozent des BIPs ausmachen; der weltweite Durchschnitt liegt bei 28%. Der Exportsektor bietet japanischen Unternehmen allerdings höhere Wachstumschancen als der Inlandsmarkt. China ist für Japan der grösste Exportmarkt und hat damit die USA überholt. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA wirkt sich auf die Wachstumserwartungen Japans aus, ebenso wie das rückläufige chinesische Wachstum. Betroffen sind vor allem Unternehmen, die an chinesischen Märkten tätig sind und auf hochentwickelte Technik und Automatisierungslösungen für Fabriken spezialisiert sind.
Der Yen war im Vergleich zum USD einer der Gewinner im Jahr 2018. Wird der Aufwärtstrend im laufenden Jahr anhalten?
Der japanische Yen wird traditionell als «sicherer Hafen» angesehen. In Zeiten zunehmender Marktvolatilität neigen japanische Investoren dazu, ihre Assets heimzuholen und kaufen daher Yen. Ein entscheidender Faktor im derzeitigen Umfeld sind die grossen Zentralbanken. Deren Strategie unterliegt zwar Änderungen, die Fed gibt jedoch generell eine Haushaltskonsolidierung als Marschrichtung vor. Die Bank of Japan will jedoch weiterhin ihre Politik der negativen Zinssätze und quantitativen Lockerung beibehalten, etwa durch Anleihe- und ETF-Käufe, zumindest bis 2020, wenn die Effekte der Mehrwertsteuererhöhung wirksam werden.
Welches sind die Charakteristiken des iSTOXX MUTB Japan Quality 150 Index im Vergleich zum Nikkei 225?
Der MUTB besteht aus 150 Unternehmen, welche durch eine Fundamentalanalyse ausgewählt werden, um high-quality Charakteristika herauszufiltern. Quality-Unternehmen weisen hohe Eigenkapitalrenditen auf und können Gewinne in Cash-Flow umwandeln. Ausserdem haben sie niedrige Verschuldungsraten. Der Nikkei 225 Index verwendet einen ähnlichen Ansatz wie der US Dow-Jones-Index. Die Unternehmen im Index und deren Gewichtung basieren auf deren Aktienkursen. Dieser Ansatz berücksichtigt nicht die Grösse der Unternehmen, deren Rentabilität oder finanziellen Zustand. Der Index besteht aus 225 Einzelwerten, die jedoch nicht systematisch diversifiziert sind. So macht das Unternehmen mit der höchsten Gewichtung, Fast Retailing, mehr als zehn Prozent des Index aus.
Sind Sie mit der Aussage einverstanden, dass der ETF den Nikkei 225 vor allem in einem Bärenmarkt schlägt?
Die Ausgangsbasis des MUTB und des Nikkei 225 Index ist komplett verschieden, was es sehr schwer macht, das Verhalten der zwei Indizes zu vergleichen. Zurzeit sind die Renditen des Nikkei 225 stark vom Kurs von Fast Retailing abhängig, da das Unternehmen mehr als zehn Prozent des Index ausmacht. Da die Methodik des MUTB Index aktiv jene Unternehmen mit niedrigen Schuldenraten bevorzugt, ist der Index Sektoren mit hoher Verschuldung, wie zum Beispiel dem Technologiesektor, nur in einem geringen Ausmass ausgesetzt.
Ausser dem ETF auf den MUTB Japan Quality 150 Index setzt CPG in erster Linie auf die synthetische Replikation. Weshalb favorisieren Sie diese Methode?
China Post Global designt die Market Access ETFs, um Resultate für Investoren zu optimieren. Wir wählen die Replikationsmethode sorgfältig für jeden Fond aus und berücksichtigen dabei Kosten, Effizienz und gesetzliche Bestimmungen. Wenn eine volle physische Replikation der optimale Ansatz ist, setzen wir dies mit einem erfahrenen Team von Investmentmanagern um. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften können wir gewisse Strategien, wie zum Beispiel im Rohstoffbereich, im Rahmen von UCITS Fonds nur mit synthetischer Replikation anbieten.
Welcher der ETFs von Market Access hatte die grössten Zuflüsse seit Juli 2019?
Wir haben im zweiten Halbjahr 2018 den höchsten Anstieg an verwalteten Vermögen beim Market Access des MUTB ETFs gesehen. Das Marktumfeld war im dritten Quartal positiv, dem folgte allerdings eine brutale Anpassung im letzten Quartal 2018. Die Sorgen über den US-China-Handelskonflikt bzw. das verlangsamte chinesische Wachstum haben in diesem Zeitraum zugenommen. Zum Jahresende haben ausländische Anleger ihre Japan-Investments auf ein historisch niedriges Niveau reduziert. Der Yen-Dollar-Kurs hat Ende Dezember rasch aufgewertet, was auf die Risikoaversion des Marktes hindeutet. Am Jahresende sind die Bewertungen der japanischen Aktien auf einen mehrjährigen Tiefstwert gefallen, somit bieten diese 2019 eine umso attraktivere Bewertung.
Was sind Ihre kurz- und langfristigen Pläne im ETF-Segment?
Wir sehen immer noch viel Spielraum für Innovationen im ETF-Markt und werden uns auch weiterhin auf Produkte konzentrieren, die Investoren einen Mehrwert bieten. Wir werden dabei vor allem auf unsere Expertise in asiatischen Märkten und im Rohstoff-Bereich bauen. Wir arbeiten derzeit an einer Reihe von Produkten, die auf die Nachfrage der Investoren reagieren, wie auch schon unsere bereits erhältlichen ETFs, welche einen differenzierten Zugang zu bestimmten Märkten bieten.
Herzlichen Dank!
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VITA
Als Sales Director bei China Post Global promotet Geoffrey Post die Market Access Exchange Traded Funds, welche in Asien investieren, bei institutionellen Investoren in Europa. Zuvor war Geoff Head of International Product Development bei Nikko Asset Management und hatte eine Reihe leitender Funktionen im Investment- und Wealth-Management-Bereich bei Coutts, Merrill Lynch Investment Managers und Mercury Asset Management. Er lebte und arbeitete einige Zeit in Hong Kong und Singapur. Geoff hat umfangreiche Erfahrung in der Einführung und Etablierung von neuen Fonds. Er war mehrere Jahre Mitglied des Vorstands verschiedener Verwaltungs- und Fondsgesellschaften in Grossbritannien, Luxemburg und Irland. Geoff ist zugelassener Wirtschaftsprüfer und Absolvent der Warwick Universität.