Der Wassersektor hat seit jeher das Ziel, effizienter mit dem vorhandenen Wasser umzugehen.
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Herr Schütz, Hitze, Dürre und Wasserknappheit sind gerade große Themen: Wie schätzen Sie die Situation in Mitteleuropa ein?
In der Tat ist die aktuelle Situation besorgniserregend. Nach einem eher trockenen Winter mit wenig Niederschlägen und folglich wenig Schmelzwasser, führt die derzeitige Hitze dazu, dass viel Wasser verdunstet. Die trockene Luft hat die Kapazität, viel Feuchtigkeit zu speichern, welche zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgegeben wird. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass es auch in diesem Jahr in Mitteleuropa erneut zu Starkregenereignissen kommen kann. Deren Auswirkungen und Probleme für die Bevölkerung kennen wir noch gut vom vergangenen Jahr, insbesondere in Deutschland.
Inwiefern kann der Wassersektor dazu beitragen, die akuten Probleme in den Griff zu bekommen?
Der Wassersektor hat seit jeher das Ziel, effizienter mit dem vorhandenen Wasser umzugehen. Dabei geht es darum, weniger Wasser zu nutzen und es auch weniger stark zu verschmutzen. Investitionen in verbesserte Infrastruktur, neue Technologien und nicht zuletzt auch in die Sensibilisierung für das Thema Wasserknappheit sind dabei massgebend. Hier spielen die Wasserversorger eine entscheidende Rolle. Besonders beim Bewässern von Grünflächen können wir noch an Effizienz zulegen. Der Umgang mit Starkregenereignissen in städtischen Gebieten ist ein weiteres, aktuelles Thema. Städte versiegeln Oberflächen und stören damit den natürlichen Wasserkreislauf. Daher gilt es bei städtebaulichen Massnahmen noch mehr an die Wasserinfrastruktur zu denken. Es sind viele verschiedene Faktoren, die einen Einfluss haben. Jede kleine Verbesserung ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Wirkt sich die Präsenz des Themas in den Medien auf das Verhalten der Investoren respektive auf die Aufmerksamkeit für Ihren Fonds aus?
Wasser ist seit der Entstehung dieses Planeten der zentrale Stoff unserer gesamten Lebenswelt. Weil das Angebot an Wasser begrenzt ist, die Nachfrage aber stetig steigt, wird das Thema bei vielen Investoren schon seit Jahren immer präsenter und dringlicher. Informative Berichte in den Medien und die laufende Aufklärungsarbeit darüber wie der Fonds investiert helfen, die Aufmerksamkeit nochmals zu steigern. Zudem nimmt die Nachfrage nach dem Fonds auch im Zuge der wachsenden Anforderungen der Regulatoren – Stichwort MiFID II und EU Taxonomie – zu.
Der Wassersektor ist vergleichsweise heterogen – Sanitärspezialisten zählen dazu genauso, wie Versorger oder die Hersteller von Filtern und Pumpen. Können Sie das Anlageuniversum des Tareno Global Water Solutions Fund kurz definieren?
Richtig. Unser Anlageuniversum ist sehr heterogen und bietet daher viele Möglichkeiten. Wir haben unser Universum auf börsennotierte Firmen limitiert. Bei der Auswahl der Unternehmen fokussieren wir uns auf jene, welche mit ihren Lösungen zu einem nachhaltigeren und effizienteren Umgang mit Wasser und damit zum Erreichen des SDG 6 beitragen. Die Vereinten Nationen haben sich mit diesem Nachhaltigkeitsziel sauberes Trinkwasser und Zugang zu sanitären Einrichtungen für alle Menschen vorgenommen. Wenn eine Firma weniger als 50% ihrer Umsätze mit relevanten Wassertechnologien erzielt, so müssen sie mit ihren Produkten Marktführer sein, um für unseren Fonds in Frage zu kommen. Das Universum besteht zu zwei Dritteln aus Industriewerten und zu einem Drittel aus Versorgern. Von diesen Firmen sind 60% in den USA kotiert – folglich haben wir immer eine hohe Gewichtung amerikanischer Werte.
Wie gehen Sie bei der Auswahl der Einzelpositionen vor?
Als erstes filtern wir das Universum von knapp 200 Titeln nach gängigen ESG-Kriterien. In einem zweiten Schritt bewerten wir die Unternehmen anhand eines durch uns konzipierten Modells nach ihrer Nachhaltigkeitsleistung, der operativen Leistung und der Trendstärke der Kursentwicklung. Die Resultate dieser drei Bausteine – ESG, Fundamental und Trend – führen wir zu einem Gesamtergebnis zusammen und kommen so zu einer Rangliste der Titel. Aus dieser bilden wir dann ein Portfolio, in dem zwischen 40 und 60 Positionen liegen.
Was sind Ihrer Ansicht nach die langfristigen Treiber für das Wachstum des Sektors?
Vor allem das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Die Angebotsseite ist gegeben. Die verfügbare Menge an Wasser hat sich nicht verändert, seit es Wasser auf der Erde gibt. Wir nutzen heute Wasser, welches folglich einst durch den Magen eines Dinosauriers floss. Auf der anderen Seite nimmt die Nachfrage stetig zu. Hier wirken drei wesentliche Treiber: Das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung und der Klimawandel. Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gilt es mit Forschung und technologischem Fortschritt auszugleichen.
Wasser gilt als nachhaltiges Anlagethema. Allerdings ist das Attribut ESG zuletzt – Stichwort «Greenwashing» – etwas in Verruf geraten. Was zeichnet den Nachhaltigkeitsansatz von Tareno aus?
Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und bewerten die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens anhand qualitativer sowie quantitativer Elemente. Zudem haben wir einen massgeschneiderten Nachhaltigkeits-Score entwickelt, welcher direkt in unser Bewertungsmodell einfliesst. Dieser berücksichtigt auch, wie sich die Praxis eines Unternehmens im Umgang mit dem Nachhaltigkeitsmanagement ändert. Wir sind im Übrigen sehr stolz, dass unser Nachhaltigkeitsprozess durch das Forum Nachhaltige Geldanlage, kurz FNG, zertifiziert wurde. In der Art und Weise, wie wir die Nachhaltigkeit in den Anlageprozess integriert haben, sehen wir ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Anlageinstrumenten.
Seit rund anderthalb Jahren gibt es eine Impact Anteilsklasse für Ihren Fonds. Haben Sie mit dem hier allokierten Kapital schon für echten «Impact» sorgen können?
Ein Viertel der Managementgebühr aus der Impact Anlageklasse fliesst in soziale Projekte. Momentan sind wird dabei, die erste aus diesen Mitteln finanzierte Wasserpumpe in Panama zu installieren. Der Abschluss des Projektes hat sich leider etwas verzögert – auch wir können uns den Verzerrungen in den Lieferketten und bei der Logistik nicht entziehen. Zudem haben starke Niederschläge die Übergabe und Installation der Anlage erschwert. Wir sind allerdings zuversichtlich, schon bald eine Vollzugsmeldung aus Mittelamerika veröffentlichen zu können. Auch sind bereits neue Projekte in der Pipeline. Wir halten die Investoren über sämtliche Vorhaben, deren Entwicklung und Finalisierung über unsere Website auf dem Laufenden: www.tareno-globalwatersolutionsfund.ch.
Letzte Frage: Der Tareno Global Water Solutions Fund hat zuletzt mit dem breiten Markt korrigiert. Wie beurteilen Sie die Lage und die weiteren Aussichten an den Börsen?
Die Unsicherheit an den Finanzmärkten und die anhaltend grossen geopolitischen Veränderungen werden für eine weiterhin hohe Volatilität sorgen. Trotz der langfristig soliden Aussichten für die rund um den Rohstoff Wasser tätigen Firmen, können sie sich kurzfristigen Marktverwerfungen nicht entziehen. Für uns als Investoren bietet die aktuelle Marktsituation jedoch auch Chancen. Die deutlichen Korrekturen an den Aktienmärkten führen dazu, dass die Bewertungen in vielen Bereichen attraktiv geworden sind. Phasen anhaltend hoher Volatilität lassen den Impuls zum Ausstieg aus den Märkten aufkommen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, dass es sich langfristig auszahlt, der gewählten Anlagestrategie treu zu bleiben.
Vielen Dank!
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Stefan Schütz, ist ein ausgewiesener Experte für die Themen Wasserwirtschaft und -investments sowie Nachhaltigkeit. Er arbeitet als Leiter Equity Research & Fonds Manager bei der Tareno AG in Basel. In seiner Verantwortung liegt das Management des Global Water Solutions Fund. Dieser Themenfonds feiert im September 2022 das 15-jährige Jubiläum und gilt als ein Pionier auf dem Gebiet der Wasserinvestments. Stefan Schütz blickt auf eine ähnlich lange Zeit bei der unabhängigen Vermögensverwaltung zurück. Er schloss sich der Tareno AG im November 2007 an. Seine Karriere in der Finanzindustrie startete Schütz 1997 als Absolvent der Handelsschule Basel bei der Bank CIC. Der Fasnacht- und Musikfans ist Certified International Investment Analyst (CIIA) und Mitglied der SFAA – Swiss Financial Analysts Association.