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payoff In den kommenden Wochen sind die Gewinnausschüttungen vieler Unternehmen fällig. Dann wird sich einmal mehr zeigen, welche enorme Bedeutung die Dividenden als Renditequelle haben. Wir werfen einen Blick auf den anstehenden Geldregen und zeigen, wie Anleger daran partizipieren können. Learning Curve

Dividenden: Wo die Milliarden fliessen

20.03.2025 5 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

In den kommenden Wochen sind die Gewinnausschüttungen vieler Unternehmen fällig. Dann wird sich einmal mehr zeigen, welche enorme Bedeutung die Dividenden als Renditequelle haben. Wir werfen einen Blick auf den anstehenden Geldregen und zeigen, wie Anleger daran partizipieren können.

Am 8. März fliegen in der St. Jakobshalle die Fäuste. Zum vierten Mal findet dort das «Boxen beider Basel» statt. 25 bis 30 Amateurboxer aus der Rheinstadt und Umgebung treten gegen das Team Zürich an. Bevor die Sportler ab 12.30 Uhr in den Ring steigen, ist das Personal der St. Jakobshalle gefordert. Denn am Vorabend findet in der berühmten Halle die Generalversammlung von Novartis statt. Beim Aktionärstreffen des Pharmakonzerns sieht die Kulisse nicht viel anders aus. Aber die Stimmung dürfte weit weniger aufgeheizt sein als beim «Boxen beider Basel». Management und Aktionäre können auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. 

Im Jahr 2024 erntete Novartis die Früchte der Restrukturierung: Sowohl Umsatz als auch Gewinn stiegen stärker als von den Analysten erwartet. Im vergangenen Sommer kletterte die Aktie des Branchenriesen erstmals über die Marke von CHF 100 – ein Niveau, das der Large Cap zunächst nicht halten konnte. Zuletzt tastete sich die Novartis-Aktie aber wieder an den dreistelligen Bereich heran. Nun wartet eine Art «Bonus» auf die Anleger. Bei der Generalversammlung wird über eine Dividendenerhöhung um 6.1% auf CHF 3.50 pro Aktie abgestimmt. Stimmt sie dem Antrag des Managements zu, schüttet der Basler Konzern am 13. März die stolze Summe von CHF 7.158 Milliarden an seine Aktionäre aus. Um in den Genuss der Ausschüttung zu kommen, muss die Aktie am 10. März 2025 im Depot liegen. Einen Tag später ist es zu spät, dann wird Novartis «Ex-Dividende» gehandelt.

Megaüberweisungen in Serie

In jedem Fall läutet der Basler Konzern damit den Beginn einer Dividendensaison der Superlative ein. Absolut gesehen bleibt Nestlé – trotz einer operativen Delle – der Zahlmeister. Am 16. April stimmt die Generalversammlung des Nahrungsmittelgiganten über eine Erhöhung der Gewinnbeteiligung um 5 Rappen auf CHF 3.05 ab. Wenn alles klappt, wird die Finanzabteilung von Nestlé acht Tage später eine Megaüberweisung von insgesamt über 7.9 Milliarden Franken freigeben. Die Aktionäre von Roche treffen am 25. März zusammen. Ihnen wird eine Ausschüttung von CHF 9.70 pro Aktie und Genussschein vorgeschlagen, 10 Rappen mehr als für das Geschäftsjahr 2023. Mit CHF 7.85 Milliarden bliebt die Dividendensumme knapp unter der Gewinnbeteiligung von Nestlé zurück.

Die Spendierfreudigkeit der grossen Konzerne ist nicht nur ein Schweizer Phänomen. «Nach
einem ungebrochenen Wachstum der Dividendenzahlungen in Europa seit der Corona-Pandemie setzen sich die Dividendensteigerungen weiter fort», sagt Grant Cheng, Portfoliomanager Dividenden bei AllianzGI. Nach Berechnungen des Vermögensverwalters werden die im MSCI Europe Index enthaltenen Unternehmen im Jahr 2024 insgesamt rund 440 Milliarden Euro ausgeschüttet haben. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einem Anstieg um 4% auf rund EUR 459 Milliarden. 2026 könnten sich die Ausschüttungen der mehr als 400 im MSCI Europe enthaltenen Unternehmen der Schallmauer von einer halben Billion Euro nähern. AllianzGI erwartet für das kommende Jahr ein prozentual zweistelliges Wachstum.

Dividendenregion Europa

Aus Investorensicht sind nicht nur die absoluten Beträge von Bedeutung. Auch die Dividendenrendite muss berücksichtigt werden, um die Qualität der Ausschüttungen beurteilen zu können. Auch hier muss sich Europa nicht verstecken. Im Gegenteil: Ende Januar 2025 wies der MSCI Europe eine Dividendenrendite von rund 3.1% auf. Für das globale Börsenbarometer MSCI World ermittelte der
Indexanbieter zum gleichen Zeitpunkt einen Wert von 1.7%, für das amerikanische Pendant 1.3%. Zugegeben: Mit der Rally an der Wall Street konnten europäische Aktien in den vergangenen Jahren nicht mithalten. Umso wichtiger sind die hohen und stetig steigenden Dividendenzahlungen auf dem alten Kontinent. Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund der aktuellen Divergenz in der Geldpolitik zwischen Europa und den USA.

Es ist bekannt, dass die Fed nach den Zinssenkungen 2024 eine abwartende Haltung einnimmt. In der Zwischenzeit dürfte die SNB angesichts der nachlassenden Inflation ihre Geldpolitik weiter lockern. Bereits heute liegt die Dividendenrendite des MSCI Switzerland mit knapp 2.9% rund 240 Basispunkte über der Rendite der 10-jährigen Bundesobligation. Europaweit ist der Vorsprung der Dividendenrendite gegenüber der 10-jährigen deutschen Bundesobligation mit 65 Basispunkten deutlich geringer. In den USA liegt die Rendite der 10-jährigen Treasury sogar rund 3 Basispunkte über den Ausschüttungen der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen.

Zahlmeister im Paket

Eine Dividendenstrategie ist deshalb im aktuellen Umfeld für den Schweizer Aktienmarkt besonders interessant. Es gibt systematische Lösungen für Investoren, die sich nicht selbst auf die Suche nach den lukrativsten «Zahlern» machen wollen. Seit mehr als zehn Jahren berechnet die Schweizer Börse SIX den SPI Select Dividend 20. In diesem Index sind Unternehmen enthalten, die nicht nur eine stabile Dividendenentwicklung, sondern auch eine solide Ausschüttungsrendite aufweisen. Jeweils im März findet die jährliche Indexüberprüfung statt. Eine Kappung der Gewichtung einer Aktie auf 15% erfolgt alle drei Monate. Es ist nicht überraschend, dass Nestlé, Novartis und Roche an der Kappungsgrenze liegen.

Die langfristige Performance des Index, der auch Werte aus der zweiten Reihe wie Galenica, Ems Chemie oder Helvetia enthält, ist überzeugend. Allein in den vergangenen fünf Jahren erzielte der SPI Select Dividend 20 eine Outperformance von rund 25 Prozentpunkten gegenüber dem Swiss Performance Index (SPI). Mit dem ETF CHDVD können Anleger diese Auswahl in ihr Portfolio aufnehmen. iShares bildet den SPI Select Dividend 20 Index physisch ab und gibt die vereinnahmten Dividenden an die Fondsinhaber weiter. Die Gesamtkostenquote des ETFs mit einem Volumen von rund CHF 4.3 Milliarden liegt bei 0.15% pro Jahr.

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