Dividendenindizes – Adel verpflichtet
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Dieter Haas
Das Konzept DividendenAdel, basierend auf den Eckpfeilern Kontinuität, Payout, Rendite und Wachstum, identifiziert mit grossem Erfolg auf jährlicher Basis die attraktivsten Titel in verschiedenen Ländern.
Unternehmen, die über Jahre hinaus ihre Ausschüttung kontinuierlich steigern, erfreuen sich unter Anlegern grosser Beliebtheit. In der Regel handelt es sich dabei um fundamental sehr gesunde Firmen in wachsenden Märkten. Die Bereitschaft eines Konzerns, ihren Anteilseignern eine stetig steigende Dividende auszuzahlen, um sie am wachsenden Erfolg teilnehmen zu lassen, ist häufig gekoppelt mit einer positiven Kursentwicklung der Aktie. Das bekannteste Dividendenkonzept ist die jährlich publizierte Aristokratenliste. Sie umfasst diejenigen Titel des US-Börsenbarometers Standard & Poors, welche ihre Dividende seit mindestens 25 Jahren Jahr für Jahr gesteigert haben und die zudem gewisse Grössen- und Handelbarkeitskriterien erfüllen. Die Liste für das Jahr 2019 umfasst 57 Titel. Neuaufgenommen wurden Chubb (CB), Caterpillar (CAT), People’s United Financial (PBCT) und United Technologies (UTX). Der Dividend Aristocrats Index hat in den letzten zehn Jahren den Gesamtmarkt um jährlich 1.5% übertroffen bei einer vergleichsweise tieferen Volatilität.
«Unternehmen, die über Jahre hinaus ihre Ausschüttung kontinuierlich steigern, erfreuen sich unter Anlegern grosser Beliebtheit.»
Investoren können über den ETF NOBL von ProShares passiv an der Performance des Basiswertes S&P 500 Dividend Aristocrats Index partizipieren.
Europäische Dividendenindizes
Was in Amerika funktioniert, kann auch auf europäische Aktien umgemünzt werden. Es gibt auch hier einen Ansatz analog dem S&P 500 Dividend Aristocrats Index. Im Folgenden soll daher das DividendAdel-Konzept beleuchtet werden. Entwickelt wurde die Research-Plattform von Christian W. Röhl, Investor, Unternehmer und Autor. DividendenAdel verfeinert den Ansatz der USA-Dividenden-Aristokraten.
Das Kriterium Kontinuität lehnt sich an das Aristokraten-Konzept an, verkürzt allerdings den Zeitrahmen auf zehn Jahre. Der Einbezug der Ausschüttungsquote (Payout) soll sicherstellen, dass sich die Ausschüttung in einem gesunden Bereich im Verhältnis zum erzielten Gewinn bewegt. Durch den Faktor kumulierte Dividendenrendite für die letzten fünf Jahre grösser 1% p.a. fallen Alibi-Dividenden durch das Raster. Nach dieser dreistufigen Vorselektion werden die verbliebenen Titel nach dem Dividendenwachstum sortiert, sofern das Unternehmen im Vorjahr die Ausschüttung angehoben hat. Berechnet wird das DividendenAdel-Konzept für die Märkte Deutschland, Österreich, Schweiz und Europa. Ferner wird die klassische USA-Aristokraten-Auslese mit Hilfe des geschilderten Ansatzes verfeinert.
Die adligen Schweizer Aktien für 2019
In die diesjährige Auswahl haben es 21 Titel geschafft. Im Gegensatz zum Vorjahr hat die Anzahl der Regionalbanken zugenommen. Neu in der Liste figurieren die Luzerner KB und die Graubündner KB. Einen Aufstieg in den Kreis der Erlauchten schafften daneben auch die Aktien von Emmi, Tecan und ABB. Nicht mehr berücksichtigt wurden die Aktien des Flughafen Zürich, da ihr Payout auf über 80% gestiegen ist. Knapp die Liste verfehlt hat die Namenaktie Vifor, die im Vorjahr noch unter den Top 21 klassiert war. Das Label DividendenAdel Schweiz verloren haben des Weiteren Implenia und Sika. Im vergangenen, schwierigen Aktienjahr erlitt die DividendenAdel Schweiz-Liste bei der Gesamtrendite lediglich ein Minus von 2.1 und schlug damit beispielsweise den SMI Mid Cap Index um Längen.
DividendenAdel Deutschland 2019
Unter den 22 Aktien im Dividenden-Adel Deutschland 2019 finden sich einige bekannte Namen wie SAP, Bayer oder Siemens. Beim Gros handelt es sich jedoch um Nebenwerte, die vielen Anlegern weniger geläufig sind. Aus den Traktanden fielen im Vergleich zur Liste 2018 Münchner Rück, der Flughafenbetreiber Fraport, der Hygienespezialist Paul Hartmann, der Büromöbel-Versender Takkt sowie die Softwareschmiede USU. In allen Fällen lag es daran, dass die Dividende im Jahr 2018 nicht erhöht wurde. Bei den fünf Aufsteigern aus dem Small Cap-Segment konnten Aurelius, VTG und FRoSTA mit ihrer Dividendendynamik punkten, während Eckert&Ziegler sowie die UmweltBank erstmals die Hürde von zehn Jahren ohne Dividendenkürzung überspringen konnten. Im abgelaufenen Jahr musste die Auswahl ein Minus von 15% bei der Gesamtrendite in Kauf nehmen. Allerdings erlitten DAX, MDAX und SDAX etwas stärkere Einbussen.
DividendenAdel Eurozone 2019
Im Jahr 2019 zählen von den 250 Top-Aktien der Eurozone 34 zum DividendenAdel. Das sind sechs mehr als im Vorjahr. Zehn Aufsteigern stehen hier vier Absteiger (Münchner Rück, Abertis, Scor und Fraport) gegenüber. Angeführt wurde die diesjährige Liste im Zeitpunkt der Selektion vom italienischen Pharmakonzern Recordati, gefolgt vom französischen Fintech-Unternehmen Ingenico. Ländermässig ist die Dominanz der in Frankreich ansässigen Unternehmen gestiegen. Inzwischen haben mehr als die Hälfte der selektierten Unternehmen ihren Sitz in unserem westlichen Nachbarland.
Investitionsmöglichkeit via Tracker-Zertifikat
Während es für die einzelnen Länderauswahlen bislang keine gepoolte Anlagemöglichkeit gibt, können Investoren seit 2017 an der DividendenAdel-Eurozone-Auswahl via den in Deutschland kotierten, endlos laufenden Tracker-Zertifikat mit der Wertpapier-Kennnummer DM1DVA (ISIN: DE000DM1DVA8) partizipieren. Seine bisherige Kursentwicklung lässt sich sehen. Nachdem es sich zu Beginn in etwa im Gleichschritt zum EURO STOXX 50 Total Return Index entwickelt hatte, schaltete es ab dem 4. Quartal 2018 in den Overdrive.
Abschliessende Bemerkungen
Anleger, die langfristig auf Dividendenkonzepte setzen, können im Allgemeinen eine höhere Rendite erzielen als mit klassischen Indizes. Ein grosser Vorteil ist zudem die in der Regel geringere Volatilität. Somit eignen sich solche Lösungen insbesondere für eher vorsichtige Anleger, die eine möglichst schwankungsarme Vermögensentwicklung anstreben.