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payoff Trading Desk

Drägerwerk – klein aber fein

13.05.2020 4 Min.
  • Dieter Haas

Die Aktie von Drägerwerk, die u.a. Beatmungsgeräte und Atemschutzmasken herstellt, zählt zu den Gewinnern der vergangenen Wochen und Monate.

Die im SDAX figurierende Aktie von Drägerwerk, stellt unter anderem Beatmungsgeräte für die Intensiv- und Notfallmedizin her und zählt diesbezüglich nach eigenen Angaben zu den Weltmarktführern. Des Weiteren gehören auch Schutzanzüge für das Krankenhaus-Personal sowie Atemschutzmasken zum Produktportfolio des Unternehmens. Wegen der Corona Krise wurde die Produktion in allen Bereichen stark hochgefahren. Anfang März erhielt Drägerwerk zudem einen Grossauftrag von 10 000 Beatmungsgeräten von der Bundesregierung. Alleine die Abwicklung dieses Auftrages wird sich über das ganze Jahr erstrecken.. Ende März erhielt das Unternehmen zudem vom US-Gesundheitsministerium einen Grossauftrag für FFP2 Masken im zweistelligen Millionenbereich. 

Das klingt aus Unternehmenssicht sehr gut. Es ist daher kein Wunder, dass sich der Aktienkurs Mitte März in kurzer Zeit verdoppelte.Als langfristiger Anleger sollte man sich von positiven Meldungen und solchen Hypes nicht blenden lassen, sondern hinter die Kulissen blicken. Natürlich scheint es reizvoll, genau die Aktien von Unternehmen zu kaufen, deren Produkte derzeit mehr als alles andere benötigt werden. Spekulationen führen zu irrationalen Kurssprüngen. Gerade bei der Aktie eines relativ kleinen Unternehmens wie Drägerwerk kann es daher zu Kurssprüngen kommen, denn das Angebot an Aktien kann die Nachfrage nicht aufnehmen.

Speziell bei Drägerwerk befinden sich zudem relativ wenige der Aktien im freien Handel, der grösste Anteil der Aktien liegt in Familienhand, das gilt besonders für die in der Hauptversammlung stimmberechtigten Stamm-Aktien. Im SDAX notiert sind übrigens die Vorzugs-Aktien, die kein Stimmrecht, aber dafür eine etwas höhere Dividende bieten.

Ein starker Anstieg beim Umsatz ist schön, aber Umsatz ist nicht Gewinn. Drägerwerk ist in einem Bereich der Medizin-Technik tätig, in dem die Gewinnmargen sehr gering sind. 2019 belief sich bei einem Umsatz von 2,8 Mrd. Euro die Marge beim operativen Gewinn (EBIT) gerade einmal auf 2,4%. Es ist nicht davon auszugehen, dass diese Marge dauerhaft steigt. Zum einen ist sich die Unternehmensführung von Drägerwerk ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und hat die Preise für die Beatmungs-Geräte nicht erhöht. Zum anderen steigen mit der Kapazitätsausweitung auch die Kosten. Es werden mehr Fachkräfte benötigt, Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit werden fällig und die Investitionen in neue Kapazitäten schmälern ebenfalls den Gewinn. Darüber hinaus ist Drägerwerk international aufgestellt und hat Werke in China und mehreren anderen Ländern. Das Unternehmen ist daher wie alle anderen auch von Lieferproblemen betroffen, was ebenfalls die Kosten erhöht. 

Drägerwerk wird jedoch voraussichtlich noch längere Zeit von der erhöhten Nachfrage nach Medizintechnik-Produkten profitieren. Die aktuelle Krise führt in vielen Ländern bereits zu einem Ausbau der Kapazitäten in der Intensiv-Medizin, möglicherweise wird das auch langfristig als ausreichend angesehen. Vermutlich werden aber viele Länder wie jetzt die USA eigene Produktionskapazitäten für Atemschutz-Masken aufbauen. Das könnte weitere Aufträge für Drägerwerk bedeuten. Unter dem Strich bringt die Corona-Krise einen Umsatzschub. Wenn die Gewinne damit einigermassen Schritt, dan besitzt die Aktie gute Chancen mittelfristig wieder ihr Allzeithoch aus dem Jahre 2013 zu erreichen.

Fazit: Die Aktie besitzt ihren Reiz, das Kursniveau ist nach unten gut abgesichert. Nach dem Kurssprung der vergangenen Wochen dürfte es von nun an allerdings etwas gemächlicher nach oben gehen. Mit einem geschätzten KGV für 2022 von gut 10x besteht aus langfristiger Sicht aber weiteres Kursgewinnpotenzial. 

Anlagepolitik:

Die Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens dürfte dauerhaft gesichert sein. Die Aktie von Drägerwerk ist daher langfristig interessant, allerdings sollten Anleger Geduld haben und wegen der eingeschränkten Liquidität zudem vorsichtig operieren und mit limitierten Aufträgen arbeiten.

 

Quelle: Swissquote

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