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payoff Blockchain Report

Eine neue Perspektive für Blockchain-Investments

12.09.2019 10 Min.
  • Michael Taylor

Nach dem Crypto-Strohfeuer gilt der Blick nach vorne.

Diesen bekannten Witz haben Sie sicher oft gehört, wenn Sie 2017 und 2018 in der Crypto-Währung-Szene aktiv waren: «2017 war der Höhepunkt des Unternehmens Blockchain; Jedermann wollte auf der grossen Welle mitschwimmen und in den Genuss kommen. Als das Wasser aber zurückging, konnte man plötzlich sehen, wer ohne Badehose geschwommen war.» Für all diejenigen unter uns, die den Rückgang des Crypto-Währungswahns 2018 nicht hautnah erlebt haben, verkörpert dieser Witz das Gefühl, das viele Unternehmen hatten, als herauskam, dass sie auf nichts anderem als auf einem Hype basierten.

2017 waren Crypto-Währungen die einzige Möglichkeit am Blockchain-Unterfangen teilzuhaben. Jetzt, da Crypto-Währungen kein angemessenes Investitionsinstrument darstellen, müssen wir eine legitimierte Möglichkeit finden um in Blockchain-Unternehmungen zu investieren. An dieser Stelle muss ein wichtiger Punkt klargestellt werden: Blockchain und Crypto sind nicht das Gleiche; Crypto-Währungen sind nur ein Beispiel für die vielen Anwendungsfälle von Blockchain. Michael Casey und Paul Vigna – die Autoren von «The Truth Machine: Blockchain and the Future of Everything» – behaupten fest, dass es, im Vergleich mit den vielen ICO-Investitionen im Jahr 2017, noch weitaus kurzsichtiger wäre Crypto-Preise mit dem Wert, den die Blockchain-Technologie mit sich bringt, zu verbinden.

Casey und Vigna erklären, dass das eigentliche Versprechen der Blockchain-Technologie nicht darin liegt, dass sie uns über Nacht zu Milliardären machen könnte, sondern, dass sie die Kosten des Vertrauens drastisch senken könnte durch einen radikalen, dezentralisierten Ansatz für Rechnungslegung – und damit im weiteren Sinn einen neuen Weg für die Strukturierung von Wirtschaftsorganisationen schaffen könnte.(1) Die Autoren räumen ein, dass sie noch nicht vorhersagen können welche Blue-Chip-Sektoren auf der Blockchain-Technologie basieren werden. Sie sind aber zuversichtlich, dass diese Branchen existieren, sobald es die passende Infrastruktur gibt.

Aufgrund dieser Zuversicht in die Zukunft von Blockchain und ungeachtet der Marktsituation für Crypto-Währungen, müssen wir, als Investoren, uns sehr wahrscheinlich alle diese ausserordentlich wichtige Frage stellen: Wie sollen wir in Zukunft ohne Crypto-Währungen in Technologie, ihre Anwendungen und neue Geschäftsmöglichkeiten investieren?

 

«Wie sollen wir in Zukunft ohne Crypto-Währungen in Technologie, ihre Anwendungen und neue Geschäftsmöglichkeiten investieren?»

 

Wenn Token zum Engpass werden
Wenn man in den letzten zwei Jahren in Initial Coin Offerings (ICO) oder Token Generation Events (TGE) investiert hätte, dann hätte man eine von drei unterschiedlichen Kategorien von Crypto-Währung kaufen können: Zahlungs-Token, Nutzungs-Token oder Sicherheits-Token. Die FINMA hat klare Richtlinien zur Regulierung jeder einzelnen Kategorie dieser Token aufgestellt.(2) Zahlungs-Token stellen die reinste Form von Crypto-Währung dar. Sie haben ihre eigene Blockchain und sind für Finanztransaktionen konzipiert. Musterbeispiele für Zahlungs-Token (Bitcoin, Litecoin und Ethereum) werden oft als die «Goldwährungen» unter den Crypto-Währungen bezeichnet. Nutzungs-Token bieten Zugang zu Sach- und Dienstleistungen, die das Blockchain-Unternehmen für die Zukunft plant. Sie können auch dazu verwendet werden, einen Discount auf oder Premium-Zugang zu den Sach- und Dienstleistungen eines Projektes zu gewähren. Sicherheits-Token stellen einen Anspruch auf Vermögenswerte, Einkünfte, Dividenden oder Zinszahlungen dar. Sie sind das Crypto-Pendant zu einer Kapitalbeteiligung an einem Start-up.

Kapitalbeschaffung im Umfeld von Blockchain hat sich zu einem Engpass für neue, aussichtsreiche Blockchain-Unternehmen entwickelt, da der Zugang zu sinnvollen Investitionen mit konventionellen Mitteln verhindert wird. Im Grunde werden somit Investoren, die auf herkömmliche Weise Kapital zur Verfügung stellen möchten, abgeblockt. Und obendrein werden Blockchain-Start-ups auch noch zwei weitere, grosse Stolpersteine in den Weg gelegt. Erstens, viele erfolgversprechende Projekte wurden durch ein ICO finanziert, aber das trifft auch für viele andere zu, die nur schnelles Geld wollten. ICO wurden sowohl von seriösen Unternehmen als auch von Betrügern genutzt. Jetzt haben ernsthafte Projekte Schwierigkeiten als solche erkannt zu werden. Diese Projekte brauchen eine neue Zusammenarbeit mit privatem Beteiligungskapital, damit sie ihr Potenzial ausschöpfen können. Zweitens wurde bei vielen erfolgreichen ICO ein Kapitalüberschuss für das Blockchain-Start-up erreicht. Dies führte zu Unternehmen, die alles andere als schlank sind. Beim Markteintritt solcher Start-ups kann es zu Ineffizienzen und unnötigen Schwierigkeiten kommen, wenn sie es denn bis zu diesem Punkt schaffen.

 

Blockchain-Erkenntnisse für einen grundlegenden Ansatz
Es gibt einen grossen Unterschied zwischen einer Investition in Crypto-Währungen und einer Direktinvestition in ein Blockchain-Unternehmen. Darüber hinaus geht einem Glauben an das Potenzial der Blockchain-Technologie oder die Aussicht einer Blockchain-Anwendung nicht unbedingt eine Überzeugung in die Crypto-Währung voraus. Jonathan Llamas, Mitbegründer von Verum Capital und früheres Vorstandsmitglied des SVSP, erklärt, dass angesichts von ICO-Anlagemöglichkeiten konventionelle Ansätze vorschnell ausser Acht gelassen wurden. «Es war schon seit 2017 klar, dass sowohl Investoren als auch Start-ups bei Investitionen in neue Unternehmen, die Blockchain verwenden, von der Due-Diligence-Prüfung profitieren könnten.» Nach Meinung von Llamas braucht es bei Investitionen in Blockchain-Unternehmen ein spezielles Verständnis von Vorschriften, Technologie, Business und Marketing, aber zunächst müssen mit Due Diligence seriöse von betrügerischen Projekten unterschieden werden.

Verum Capital, so führt er an, hat einen solchen Prozess perfektioniert, aufgrund von frühzeitigen Erfahrungen mit einer grossen Bandbreite an Blockchain-Projekten. Jedes Blockchain-Projekt sollte die geltenden Vorschriften, technologischen Möglichkeiten, finanziellen Kriterien und Markteintrittshindernissen verstehen aber in dem Wissen, dass nichts fest steht sondern Vieles möglich ist. Jede Investitionsüberlegung stellt ein bewegliches Ziel im Blockchain-Universum dar und der Berater braucht Weitsicht in Hinblick auf die Entwicklung von Vorschriften und wie die neue Technologie übernommen wird. «Branchenkenntnisse sind bei Blockchain von grosser Wichtigkeit, weil sich so viel hinter den Kulissen abspielt. Verum Capital ist mit den Veränderungen von Grossunternehmen vertraut, die in Infrastruktur investieren und letztendlich die Marktrichtung bestimmen. Das hilft uns, Anwendungsfälle in ihrem Zusammenhang zu erfassen und Solution-Layer-Unternehmen angemessen zu bewerten, die schliesslich mit diesen Grundlagen verbunden werden.»

 

Aufbauen eines Blockchain-Investmentfonds
Es herrscht weitgehend Übereinstimmung, dass Anlageberater mit Hilfe von qualifizierter Investmentüberwachung die Rendite für Investoren steigern können. Untersuchungen aus den letzten zehn Jahren zeigen zudem, dass Anlageberater auch die Marktreife eines unternehmerischen Projektes verbessern können. Laut einer Studie aus dem Jahr 2009, durchgeführt von zwei Professoren der Hanken School of Economics in Helsinki, beschleunigen Anlageberater den Prozess der Kapitalbeschaffung und schaffen bessere Bedingungen für Finanzmittel für Start-ups und somit das finanzielle Gesamtergebnis.(3)

Auf der Grundlage dieser Untersuchungen könnte ein Blockchain-basierter Fonds Investments in zweifacher Hinsicht verbessern. Erstens würde eine unabhängige, professionelle Anlageüberwachung sicherstellen, dass eine Investitionsmöglichkeit fundiert ist. Zweitens wären Start-ups durch die Verbindung mit professionellen Beratungsdiensten in eine rigorose Feedback-Schleife eingebunden, was bei der Ausführung ihrer Projekte in jeder Hinsicht hilfreich wäre.

Verum Capital ist der Überzeugung, dass die Gründung eines Blockchain-Investmentfonds – durch Partnerschaften von Finanzinstituten, Fondsmanagern und Blockchain-Beratern – diesen wertvollen Zugang aus zwei Richtungen sowohl für Investoren als auch für Start-ups schaffen würde. Schlanke Geschäftsmodelle würden entstehen durch sogenannte minimum viable products, die auf einen seriösen Markt fokussiert sind. Llamas erklärt das Potenzial eines solchen Fonds: «Wir sehen hervorragende Projekte, die Blockchain auf intelligente und zukunftsweisende Art nutzen. Die Einrichtung eines Blockchain-Fonds ist ein Lösungskonzept, mit dem einerseits der Markt Blockchain-Unternehmen unterstützen könnte, und andererseits diese Unternehmen in der kritischen Zeit der Blockchain-Transformation vom Markt profitieren könnten.» Es sind zwar «Blockchain-Fonds» auf dem Markt, aber oft aggregieren diese nur Crypto-Beteiligungen für Anleger. Andere Fonds haben eine geografische Ausrichtung, fokussieren auf das Silicon Valley und vernachlässigen die vielversprechenden Möglichkeiten in Europa, einschliesslich der Schweiz, die in vielerlei Hinsicht eine führende Position hat. Verum Capital schlägt einen Blockchain-Investment-Fonds vor, der in das Kapital von Blockchain-Unternehmen investieren soll um einen echten Mehrwert zu schaffen. Ein solcher Fonds würde Diversifizierungsziele für professionelle Anleger unterstützen, indem er zunächst mit einer klassischen Fonds-Struktur Zugang zu Blockchain-Projekten schafft. Sobald sich Erfolg einstellt und zur Normalität wird, kann dann die Tokenisierung des Fonds durchgeführt und von dem Potenzial der erhöhten Liquidität profitiert werden.

 

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt
Letzte Woche, am 26. August, hat die FINMA zwei reinen Blockchain Service Providern, SEBA Crypto AG und Sygnum AG, Lizenzen für das Bankenwesen und den Vertrieb von Wertschriften erteilt. Damit dürfen diese nun institutionellen und professionellen Kunden ihre Dienstleistungen anbieten.(4) Dieser Meilenstein bestätigt, dass die Infrastruktur für zukünftige Blockchain-Unternehmen gelegt wird und dass Störungen im traditionellen Bankensektor unvermeidlich sind.

Dies ist ein wichtiges Ereignis und es hat mehrere Auswirkungen auf den Finanzsektor und dadurch auch auf die Anleger. In erster Linie werden traditionelle Akteure gezwungen den Anschluss zu finden und mit der Blockchain-Technologie zu arbeiten, je früher desto besser. Momentan haben die Banken keine Blockchain-Ressourcen und müssen daher auf das Angebot von Nebenleistungen von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Start-ups zurückgreifen. Ein Blockchain-Investmentfonds könnte von dem Wachstum dieser Start-ups infolge des neuen Absatzmarktes profitieren. Darüber hinaus werden erfolgreiche Start-ups potenzielle Käufer anziehen, beispielsweise traditionellere Banken, die zu spät gekommen sind. Diese Start-ups werden die perfekte Einstiegsstrategie für einen Blockchain-Investmentfonds bieten, eine Gelegenheit, die letzte Woche noch nicht plausibel erschien.

Ausserdem werden diese neuen Banken, die Plattformen entwickeln, die Sicherheits-Token an der Börse notieren, einen Sekundärmarkt bilden, der die Liquidität erhöht. Wie gesagt, der nächste Schritt ist die Tokenisierung eines solchen Blockchain-Investmentfonds um die damit verbunden weiteren Liquiditätsvorteile, aufgrund der neuen Infrastruktur, erfahren zu können.

Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Blockchain-Investmentfonds, der bewährte Grundlagen mit Branchen-Know-how verbindet, von den neuesten Veränderungen am Blockchain-Markt profitieren könnte und jedem, sowohl Anlegern als auch Start-ups, den Genuss von Vorteilen brächte. Start-ups, die mit Blockchain arbeiten, könnten sich auf traditionellem Wege Kapital beschaffen und auf die Unterstützung zurückgreifen, die sie für einen reibungslosen Markteinstieg benötigen. Anleger hätten die Möglichkeit für eine breitere Diversifikation und könnten sich auf bewährte professionelle Dienstleistungen für den Einstieg in die äusserst vielversprechenden Blockchain-Initiativen verlassen.

 

Über die Verum Capital AG
Verum Capital ist eine führende Blockchain-Beratung mit Sitz in Zürich. Das Team besteht aus Experten aus den Bereichen Banking, Technologie, Marketing und Consulting. Verum Capital bietet professionelle Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Unternehmensfinanzierung und Ausbildung für Unternehmen und institutionelle Kunden. Weitere Informationen unter www.verum.capital.

 

Quellen

1. https://www.technologyreview.com/s/610781/in-blockchain-we-trust/

2. https://www.finma.ch/en/news/2018/02/20180216-mm-ico-wegleitung/

3. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/13691060902972851

4. https://finma.ch/en/news/2019/08/20190826-mm-kryptogwg/

 

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