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payoff Blockchain Report

Krypto: Eine neue Welt für Asset Manager

03.03.2024 6 Min.
  • Pascal Hügli
    Redaktor

Die Anlageberater und Vermögensverwalter aus dem TradFi-Sektor – gemeint ist die traditionelle Finanzwelt – sind der Krypto-Branche lange genug mit viel Skepsis begegnet und haben deren wahres Potenzial nicht erkennen wollen.

Doch scheint die Zeit der Ausreden und der Angst vor dem Unbekannten nun vorbei zu sein. Mehrere grosse TradFi-Institutionen haben ihre Ansichten in den vergangenen Monaten zu ändern begonnen und sind dabei, sich den Kryptoassets in der einen oder anderen Art zu nähern. 

So wartet BlackRock, die grösste Vermögensverwaltungsgesellschaft der Welt, derzeit auf die Genehmigung für ihren Bitcoin-Spot-ETF. Ist dieser einmal beschlossene Sache, werden wohl auch Bitcoin-ETFs von anderen traditionellen Fondshäusern genehmigt werden und BlackRock wird sich auf den von ihnen auch bereits angekündigten Ethereum-Spot-ETF konzentrieren können. Es scheint so, als wäre der ETF-Vorstoss von BlackRock ein wichtiger Schritt in Richtung Krypto-Adoption gewesen, da nun immer mehr TradFi-Institutionen auf den Zug aufspringen. Gut möglich, dass uns das Jahr 2024 eine neue Reihe von Bitcoin-Enthusiasten bringen wird – und zwar solche, die aus der TradFi-Welt kommen. 

Darüber hinaus wird mit der neu in Angriff genommenen Tokenisierung der Real-World-Assets (RWAs), die Lücke zwischen TradFi und DeFi zu schliessen versucht. Diese auf der Blockchain abgebildeten traditionellen Vermögenswerte bieten denn auch eine weniger einschüchternde Einstiegsmöglichkeit für Vermögensverwalter. Der Kryptosektor hat sich in den letzten zehn Jahren durch innovative Skalierungslösungen, eine grössere Nachhaltigkeit bei DeFi und die Weiterentwicklung des internationalen Krypto-Regulierungsumfelds stark gewandelt. Es macht den Anschein, als würde die Blockchain mit dem Aufkommen von RWAs nun endlich die traditionelle Finanzinfrastruktur durchdringen können.  

Zu guter Letzt fällt einmal mehr die erstaunliche Überperformance von Bitcoin, dem grössten Kryptoasset, ins Auge. Der Vermögenswert hat traditionellen Anlageklassen in den letzten fünf Jahren bei weitem übertroffen. Dies sind Fakten, die kaum noch ignoriert werden können – ein weiterer Grund, weshalb scheinbar immer mehr Anlageberater und Vermögensverwalter auf den Krypto-Geschmack kommen. 

Interessant bis auffallend ist, dass die traditionelle Anlageklassen selbst im Jahr 2023 hinter Bitcoin zurückgeblieben. Und immerhin war das ein Jahr, das von zwei Kriegen und einer zunehmenden Rezessionsangst geprägt war. Vergleichen wir die Performance von Bitcoin und dem Bloomberg Global-Aggregate Total Return Index dann fällt auf: Noch liegt BTC 40% unter seinem Preis vom letzten Allzeithoch im November 2021, während der Bond-Index noch 19% von seinem letzten Allzeithoch im Januar 2021 entfernt ist. Vergleichen wir die beiden Vermögenswerte in Bezug auf ihre beiden letzten Allzeittiefs, dann hat Bitcoin bis heute 161% Preissteigerung erlebt, während die Anleihen vergleichsweise mickrige 9% hingelegt haben. Wir stellen also die rhetorische Frage: Bei welchem Asset handelt es sich um hier um den sicheren Hafen der Zukunft und welches ist das Rattengift im Quadrat, um es mit Warren Buffet zu sagen?

Der Aufstieg der On-Chain-Vermögensverwaltung

Während mehr und mehr Vermögensverwalter also kurz davorstehen, Kryptoassets als sinnvolle Ergänzung ihrem Portfolio beizufügen, wird die Branche der Vermögensverwalter auch als Ganzes langsam aber sicher von der Blockchain-Technologie disruptiert. So wird es immer deutlicher, dass die Vermögensverwaltung auf die Blockchain umsteigen muss. Experten gehen davon aus, dass dieser Wechsel in den nächsten 10 bis 30 Jahren stattfinden dürfte.

Um diesen Wandel besser zu verstehen, wollen wir einen kurzen Blick auf die jüngere Geschichte der Vermögensverwaltung werfen. Deren «erste» Version war in hohem Masse auf Vermittler angewiesen, was sie ineffizient und langsam machte. Ausserdem musste man umfangreiche Unterlagen einreichen, einen langwierigen KYC-Prozess durchlaufen und hohe Gebühren zahlen. Diese zentralisierte Natur der Vermögensverwaltungsunternehmen schloss die Anleger auch von allen Backend-Prozessen ihrer Geschäfte aus.

Mit der Web2-Revolution kamen Fintech-Apps auf, die den Anlageprozess zum Besseren veränderten. Diese Applikationen ermöglichten es den Nutzern, Finanzanlagen direkt über ihr Telefon zu kaufen und zu verkaufen, was die Zugänglichkeit und den Komfort verbesserte. Das Problem der Intermediäre, der hohen Gebühren und der langwierigen KYC-Prozesse blieb jedoch weiter bestehen. Zudem waren die Anleger nicht in alle Details der getätigten Finanzgeschäfte eingeweiht, was zu Undurchsichtigkeit führte.

Die «aktuelle» Web3-Ära will die Vermögensverwaltung dank der Blockchain-Technologie daher grundlegend verändern. Wo es Sinn ergibt, soll sie Zwischenhändler überflüssig machen, Kosten senken, Transparenz schaffen, neue, effizientere und datenschutzfreundlichere Möglichkeiten zur Durchführung von KYC anbieten und letztlich die Gesamteffizient erhöhen. Kann sich die Web3-Entwicklung wirklich durchsetzen, so dürfe die Zukunft der Vermögensverwaltung tatsächlich auf der Blockchain sein. 

On-Chain-Vermögensverwaltung: Was ist das und wo liegen die Vorteile?

Sollte der On-Chain-Vermögensverwaltung die Zukunft gehören, dann drängt sich die Frage auf: Worum genau handelt es sich da? Nun, es geht um die Vermögensvermehrung durch die Verwaltung und den Handel von Vermögenswerten, die sich auf der Blockchain befinden. Mit der sich abzeichnenden Einführung von RWAs wird sich die Palette von möglichen Vermögenswerten jedoch nicht nur auf Blockchain-native Vermögenswerte beschränken, sondern eben auch alle möglichen traditionellen Assets wie Kunst, Rohstoffe, Immobilien sowie neue Dinge wie Beteiligungen an Sportlern, Ernteerträge in Entwicklungsländer oder digitale Werbefläche umfassen.

Die On-Chain-Vermögensverwaltung funktioniert zwar ähnlich wie die herkömmliche Vermögensverwaltung, doch spielen Smart Contracts eine wesentliche Rolle, indem sie Vermittler ersetzen und codegestützte Regeln für die Verwaltung von Vermögenswerten festlegen. So erfolgt die On-Chain-Vermögensverwaltung über Vermögensverwaltungsprotokolle, die auf einer Blockchain laufen. Diese Protokolle sollen den Anlegern mehr Kontrolle über die Verwaltung ihrer Vermögenswerte geben und ihnen gleichzeitig Transparenz und Effizienz ermöglichen.

Die drei wichtigsten Arten von Vermögensverwaltungsprotokollen sind Rendite-Aggregatoren (Yield Aggregators), Indexfonds und One-Stop-Plattformen. Rendite-Aggregatoren übernehmen die Rolle von Fondsmanagern. Sie bündeln die Gelder der Anleger und reinvestieren sie in DeFi-Renditeprotokolle, um so für Investoren die Renditen zu maximieren. Indexfonds hingegen übertragen Indizes in Token, die zu 100% durch die zugrunde liegenden Vermögenswerte gedeckt sind. Und One-Stop-Plattformen sind Protokolle, an denen sowohl Anleger als auch Vermögensverwalter teilnehmen können. So können Vermögensverwalter Pools schaffen, in die Anleger ihr Vermögen einzahlen können. Sie investieren diese Vermögenswerte dann auf unterschiedliche Weise in andere DeFi-Protokolle. Den Anlegern wiederum ist es möglich, die Leistungen ihrer Vermögensverwalter und den Fluss der eigenen Mittel jederzeit nachzuverfolgen. 

Das langfristige Versprechen dieser Entwicklung ist es somit: 

  • Fonds in naher Zukunft schneller lancieren zu können
  • Die Kosten (TER) für Anleger um bis zu 80% zu reduzieren
  • Rund-um-die-Uhr-Reporting zu ermöglichen, dass breiten Kreisen zugänglich bleibt
  • Die Option der Selbstverwahrung zu ermöglichen

Wer sich einige dieser Protokolle anschauen möchte, der findet untenstehenden eine Auswahl. Wichtig: Diese Auswahl ist bei weitem nicht vollständig und soll auch in keiner Weise als finanzielle Empfehlung gelesen werden. Auch haben wir es bei diesen Protokollen mit «Early Movers» zu tun, weshalb diese vor Smart-Contract-Risiken, Hacks und weiteren Tücken nicht gefeit sind. Es geht bei dieser Auswahl lediglich darum, interessierten Lesern, konkrete und praktische Anwendungen aufzuzeigen. So bleibt der Artikel nicht nur Theorie und Zukunftsmusik.

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