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payoff Blockchain Report

Ist das Bitcoin-Halving bereits eingepreist?

14.03.2024 6 Min.
  • Pascal Hügli
    Redaktor

Bald ist es so weit. In weniger als zwei Monaten wird das berühmt-berüchtigte Bitcoin-Halving wieder über die Bühne gehen. Zwar lässt sich das Datum im Voraus nicht exakt bestimmen; das Bitcoin-Halving ist nicht von der «Zeit» abhängig, sondern von der Anzahl Blöcke, welche die Bitcoin-Blockchain zählt.

So findet ein Halving immer alle 210’000 Bitcoin-Blöcke statt. Das im April anstehende Halving wird dann umgesetzt, wenn der 840’000ste Block an die Bitcoin-Blockchain angehängt wird. Dieses Ereignis wird mit Spannung erwartet und der Countdown läuft. Auch Personen, die mit Bitcoin weniger vertraut sind, wissen inzwischen Bescheid: Die vergangenen Bitcoin-Halvings hatten immer eine preistreibende Wirkung. Daher liegt die Vermutung nahe, dass dies auch bei diesem vierten Halving wieder der Fall sein sollte. Doch stimmt das? Und wie kann sich ein Ereignis positiv auf den Bitcoin-Preis auswirken, von dem jeder weiss, dass es mit Sicherheit eintreten wird?

Kurze Rekapitulation: Was geschieht beim Halving?

Bevor wir uns diesen Fragen widmen, wollen wir nochmals kurz erklären, was ein Halving ist und was am Halving-Tag genau geschieht. Dem Namen nach kommt es zu einer Halbierung. Halbiert wird jeweils das aktuell produzierte Neuangebot an Bitcoins, das im Durchschnitt alle 10 Minuten durch das Protokoll freigesetzt wird.

«Halbiert wird jeweils das aktuell produzierte Neuangebot an Bitcoin, das im Durchschnitt alle 10 Minuten durch das Protokoll freigesetzt werden.»

Beim bevorstehenden Halving wird die Neuproduktion von Bitcoin-Einheiten von gegenwärtig 6.25 auf 3.125 Bitcoin reduziert. Diese Halbierungen sind fix in den Bitcoin-Programmcode einprogrammiert und erfolgen ungefähr alle vier Jahre. Das Spezielle an Bitcoin ist: Das Krypto-Asset ist auf 21 Millionen Einheit beschränkt. Solange der Code fehlerfrei bleibt und niemand das Bitcoin-System manipulieren kann, wird diese Angebotsbeschränkung Bestand haben.

Der anonyme Gründer hinter Bitcoin hat diese 21 Millionen Bitcoin-Einheiten jedoch nicht auf einmal geschaffen. Stattdessen beabsichtigte er, die Emissionen einem regelbasierten Algorithmus zu unterstellen, der sie in regelmässigen, transparenten Abständen «ins Leben ruft». Damit diese Schwelle von 21 Millionen aber einmal erreicht wird (voraussichtlich ungefähr im Jahr 2140), muss die Neuproduktion an BTC kontinuierlich abnehmen – also disinflationär sein. Indem die Neuemission von Bitcoin fortwährend herunterreguliert wird, kann diese 21-Millionen-Schwelle dereinst erreicht werden. Und es sind die Halving-Ereignisse, an denen diese Herunterregulierung jeweils vom einen auf den anderen Tag durch das Bitcoin-Protokoll erzwungen wird.

Das Schöne an Bitcoin ist: Die Inflation im System ist zu jedem Zeitpunkt bekannt. Aktuell befindet sich diese bei durchschnittlich 1.7%, was geringer ist als das Inflationsziel der Zentralbanken oder die jährliche Goldproduktion. Mit der Halbierung im April wird die Inflation von Bitcoin dann auf ungefähr 0.8% fallen.

Mehr Stock, weniger Flow

Dass der Effekt der Halvings mit jeder weiteren Halbierung abnehmen sollte, dafür sprechen eigentlich mechanisch-strukturelle Argumente. So trifft eine immer geringer werdende Neuproduktion (Flow) auf einen immer grösseren Bestand (Stock).

Noch kurz vor dem ersten Halving im Jahr 2012 zählten «nur» 10.5 Millionen Bitcoin-Einheiten zum umlaufenden Bestand, während jeweils 50 neue Bitcoin pro Block-Intervall dazu kamen. Heute sind bereits 19.64 Millionen Bitcoins geschaffen und die Block-Belohnung wird nach dem April-Halving die besagten 3.125 Bitcoins betragen. 

Die Vermutung einiger ist daher, dass der Halving-Effekt mit jedem zukünftigen Halving abnehmen muss. Dies deshalb, weil mit zunehmender Anzahl von umlaufenden Bitcoins die Auswirkungen des Halvings auf die Inflationsrate und das Angebot weniger signifikant werden. Der beispielhafte Vergleich, der dieses Argument verdeutlichen soll: Eine Badewanne, in die Farbstoff gegossen wird. Je grösser die Badewanne (der Bestand) und je geringer die Menge an Farbstoff, die hinzugefügt wird, desto weniger wird sich das Wasser verfärben.

Ein kumulierender Angebotsschock

Die berechtigte Grundsatzfrage ist aber: Warum sollte das Halving überhaupt einen Effekt auf den Bitcoin-Preis haben? Glaubt man der allgemein verbreiteten Effizienzmarkthypothese, dann müssen öffentliche Informationen wie das Halving im Preis eingepreist sein, weshalb ein Bitcoin-Halving überhaupt keine Auswirkung auf den Bitcoin-Preis haben kann.

«Warum sollte das Halving überhaupt einen Effekt auf den Bitcoin-Preis haben?»

Nun ist es aber so, dass die empirischen Belege daraufhin deuten, dass die Halving-Ereignisse, eben nicht im Voraus eingepreist werden. So jedenfalls war das bei den vergangenen drei Halvings nie der Fall gewesen.

Wieso dem so ist, hat die ETC Group in einem jüngst erschienen Forschungspapier zu ermitteln versucht. So haben die Autoren des Papiers jeweils die Perfomance X Tage nach einem Bitcoin-Halving mit der Performance X Tage vor einer Halbierung verglichen. Wenn Halvings nämlich keine statistische Signifikanz haben sollten, dann kann die Performance von Bitcoin für einen identischen Zeitraum nach einer Halbierung nicht signifikant höher sein als die Performance vor dem Halving. 

Wie die Ergebnisse zeigen, ist der Preiseffekt eines Halvings sehr wohl statistisch signifikant. Während es für die ersten 100 Tage nach dem Halving keinen signifikanten Performance-Effekt zu geben scheint (nur schwach statistisch signifikant), wird der Performance-Unterschied danach hoch signifikant. In einfachen Worten heisst das: Nach 100 Tagen beginnt der Halving-Effekt so richtig stark ins Gewicht zu fallen. 

Die Autoren erklären sich das über einen kumulierenden Angebotsschock, den ein Bitcoin-Halving jeweils mit sich bringt. So halbiert das Halving das Angebot neu geschaffener Bitcoins. Am ersten Tag scheint diese Halbierung noch kaum relevant. Mit jedem weiteren Tag kumuliert sich der Effekt und die Menge an nicht mehr geschürften Bitcoins wird grösser.

Für das bevorstehende Halving können wir das wie folgt illustrieren: Aktuell schürfen Bitcoin-Miner noch rund 900 Bitcoins pro Tag. Mit dem Halving halbiert sich diese Menge auf ungefähr 450 Bitcoin-Einheiten. Und obwohl dieser Betrag im Vergleich zu den durchschnittlichen täglichen Zu- und Abflüssen an Börse verschwindend gering erscheint, kumuliert sich diese Zahl. Nach einem Monat sind das 13’500 nicht produzierte BTC, nach zwei Monaten 27’000 und nach drei Monaten 45’000. Nehmen wir den aktuellen Bitcoin-Preis von USD 60’000 als Referenz, dann entfällt drei Monate nach dem Halving ein potenzieller Verkaufsdruck von USD 2.7 Milliarden.

Nachfrage intakt

Das anstehende Bitcoin-Halving könnte aber auch deshalb besonders explosiv sein. Mit dem Tag der ETF-Zulassung ist der Bitcoin gewissermassen an die Börse gegangen. Aber anstatt als einzelnes Unternehmen, sind es gleich mehrere Investmentfirmen wie BlackRock, Fidelity und alle anderen ETF-Anbieter, die den Bitcoin alle gleichzeitig an die Börse gebracht haben.

«Sollte die Nachfrage also weiterhin anhalten, wird das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot nach dem Halving nur noch zunehmen.»

Die dadurch generierte Nachfrage wird also bald auf noch weniger Bitcoins treffen. Und dass die Nachfrage nach Bitcoin-ETFs derzeit intakt ist, zeigen die Zahlen. Seit der Lancierung haben alle Bitcoin-ETF-Anbieter zusammen pro Tag durchschnittlich USD 224 Millionen an Zuflüssen gehabt. Bei einem Bitcoin-Preis von USD 60’000 macht das über 3’700 BTC, die die ETFs geschluckt haben. Sollte die Nachfrage also weiterhin anhalten, wird das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot nach dem Halving nur noch zunehmen.

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