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payoff Trading Desk

EMS-Chemie: Mit Optimismus an die Tabellenspitze

07.03.2019 3 Min.
  • Wolfgang Hagl

Der Mid Cap ist dem Schweizer Aktienmarkt zuletzt auf und davon gelaufen. Fundamental muss sich erst noch zeigen, ob EMS-Chemie für 2019 zu Recht eine überraschend optimistische Prognose ausgegeben hat.

Passend zur Jahreszeit herrschen am Schweizer Aktienmarkt Anfang März Frühlingsgefühle. Besonders intensiv dürfte das Kribbeln im Bauch der Anteilseigner von EMS-Chemie sein. Auf Sicht von einem Monat hat sich der Mid Cap um 13.2% verteuert. Damit führt die Aktie den mit mehr als 200 Mitgliedern bestückten Swiss Performance Index (SPI) an. Das starke Plus von EMS fällt auch insofern auf, da das Unternehmen genau vor 4 Wochen seine Bilanzmedien- und Analystenkonferenzen abgehalten hat. Offenbar konnte das Management um CEO Magdalena Martullo-Blocher die Gäste im Zürcher Hotel Marriott überzeugen.

In der Tat hat EMS-Chemie 2018 trotz aller Probleme im wichtigsten Kundensegment, der Automobilindustrie, erfolgreich gearbeitet: Mit CHF 2.32 Mrd. lag der Nettoumsatz um 8% über dem Vorjahreswert. Nahezu neun Zehntel der Umsätze entfielen auf Hochleistungspolymere. Sie kommen überwiegend im Fahrzeugbau zur Reduzierung von Gewicht und Treibstoffverbrauch zum Einsatz. Zu finden sind die Produkte des Unternehmens zudem in Konsumgüterartikeln wie beispielsweise Spielekonsolen. Im kleineren Segment der Spezialchemikalien produziert EMS unter anderem Klebstoffe für textile Anwendungen.

Das Gewinnwachstum konnte nicht mit dem Umsatzplus Schritt halten. Mit CHF 620 Mio. lag das Betriebsergebnis (Stufe EBIT) 6.6% über dem Vorjahreswert. Dadurch schrumpfte die Marge gegenüber 2017 um 30 Basispunkte auf 26.8%. Hier macht sich der Umstand bemerkbar, dass der Konzern gestiegene Rohstoffkosten über Preiserhöhungen an die Kundschaft weitergab – diese zusätzlichen Umsätze warfen naturgemäss keine Marge ab. Unterm Strich verdiente EMS-Chemie CHF 522 Mio. und damit 7.8% mehr als im Vorjahr. Neben einer ordentlichen Dividende von CHF 15.50 sollen die Anteilseigner eine ausserordentliche Ausschüttung von CHF 4.25 je Aktie erhalten. Auf Basis der insgesamt vorgeschlagenen CHF 19.75 je Anteilsschein zeigt der Mid Cap trotz seiner jüngsten Rallye noch eine beachtliche Dividendenrendite von 3.5%.

Mit Blick auf 2019 geht EMS-Chemie «von einer weltweit verhaltenen und unsicheren Wirtschaftsentwicklung aus.». Gleichwohl zeigt sich das Management mit Blick auf die eigenen Geschäfte zuversichtlich. Mit neuen hochmargigen Produkten und Anwendungen sollen die globalen Märkte auch in einem schwierigen Umfeld weiter erschlossen werden. Alles in allem traut es sich der Konzern zu, Nettoumsatz und EBIT im laufenden Jahr mindestens stabil zu halten. Dieser verhaltene Optimismus dürfte ein wesentlicher Auslöser für die auf den Bilanztermin folgende Rallye gewesen sein. Allerdings wird die Zuversicht nicht von allen Analysten geteilt. Beispielsweise erachtet Martin Flückiger von Kepler Cheuvreux die Prognose als wahrscheinlich zu optimistisch. Er verweist auf die schwachen Januar-Produktionszahlen für Personenfahrzeuge in Schlüsselmärkten wie China und Westeuropa. Konsequenterweise erhält EMS-Chemie von dem Reserachhaus ein «Reduce»-Rating.

Anlagekonklusion:

Beim Gros der Investoren fand KeplerChevreux mit diesem am 12. Februar publizierten Urteil kein Gehör. Vielmehr marschierte die Aktie in Richtung 200-Tage-Linie. Doch an dem knapp oberhalb des gleitenden Durchschnitts verlaufenden Abwärtstrend stockte die Rallye. Nicht nur das skizzierte Widerstandsbündel erschwert EMS-Chemie das Weiterkommen. Darüber hinaus befindet sich die Aktie in einem zusehends überkauften Zustand. Mit dem Short Mini-Future FEMAZU können Trader darauf setzen, dass es nun zu einer Gegenbewegung nach unten kommt. Sollte die Rallye dagegen in die nächste Runde gehen, würde das ebenfalls von der UBS an der Schweizer Börse SIX gehandelte Long-Papier FEMCAU seine Wirkung entfalten.

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