ETF – drin ist, was draufsteht
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Dieter Haas
Exchange Traded Funds (ETF) graben den aktiven Anlagefonds je länger, je mehr das Wasser ab. Sie sind kostengünstiger, leichter handelbar und der Anleger weiss, was er besitzt.
Exchange Traded Funds gewinnen immer mehr Anhänger. Sie weisen gegenüber aktiven, verwalteten Fonds zahlreiche Vorteile auf: Sie sind z. B. wesentlich günstiger. Ihre jährlichen Gebühren liegen teilweise bis 2% oder mehr unter denjenigen der klassischen Anlagefonds. ETFs werden wie Aktien oder Obligationen an der Börse gehandelt. Sie sind daher leichter handelbar. Das grosse Plus ist aber der klare Fokus auf einen spezifischen Basiswert. Während der Anleger bei aktiven Anlagefonds nie genau weiss, wie er positioniert ist, ob er allenfalls Markt-Timing betreibt oder nicht, ist die Sachlage bei ETFs klar, da diese sich an einem klar definierten Index orientieren und versuchen, diesen möglichst perfekt abzubilden. Wie klassische Anlagefonds unterstehen auch ETFs dem Bundesgesetz über kollektive Kapitalanlagen. Investoren müssen somit keine Abstriche eingehen in punkto Sicherheit.
Aktive Fonds haben langfristig einen schweren Stand
Die Stärke von ETFs lässt sich exemplarisch am Beispiel der Boom Branche Biotechnologie aufzeigen. Ein Sektor des Gesundheitswesens, welches sehr viel Fachwissen benötigt, um aus dem bestehenden Anlageuniversum den optimalen Mix herauszufiltern. Eigentlich eine perfekte Nische für erstklassige Portfoliomanager. Wie die Daten seit 2007 zeigen, gelingt es jedoch selbst den Besten unter ihnen nur vereinzelt, das bekannteste Branchenbarometer Nasdaq Biotechnology Index (NBI) oder sogar die anspruchsvollere Benchmark NYSE Arca Biotechnology Index (BTK) zu übertreffen. Auf Dauer schafft dies kaum einer. Es reicht ein schwaches Jahr und die Outperformance zur Benchmark ist im Eimer. ETFs wie FBT oder IBB auf die beiden Branchenindizes erzielen deshalb auf lange Sicht fast immer eine bessere Gesamtrendite.
Steigendes Angebot
Der ETF-Markt boomt und wächst seit Jahren. Inzwischen bietet SIX Swiss Exchange 1470 kotierte ETFs (Stand 31.3.2019) an, gegenüber 1218 vor zwei Jahren. Das entspricht einem Plus von 20.69%. Das stärkste Wachstum verzeichneten in dieser Periode die Kategorie Aktien Themen mit 45.75%, gefolgt von Anleihen mit einer Zunahme von 40.95% und Aktien Entwickelte Märkte mit einem Plus von 26.40%. Als einzige der grösseren Kategorien mussten Aktien Stile/Strategien einen Rückgang ihres Angebots um 20 Einheiten in Kauf nehmen.
Saisonale Umsatzschwankungen
Die Nachfrage nach passiven Fonds unterliegt Schwankungen. In der Regel sticht das 1. Quartal eines Jahres besonders hervor, während das Interesse in den Sommermonaten meistens vergleichsweise niedrig ist. Seit Anfang 2016 werden die Umsätze der auf SIX Swiss Exchange gehandelten ETFs nach Kategorien aufgeschlüsselt. Mit Abstand der stärkste Zuspruch entfällt auf aktienbezogene ETFs, gefolgt von anleihebezogenen ETFs und ETFs mit Basiswerten auf Rohstoffe.
Entwicklung der Marktanteile
Der ETF-Markt an SIX Swiss Exchange wird durch die drei Anbieter UBS, BlackRock (iShares) und Lyxor dominiert. Ihre aufsummierten Anteile stiegen vom 1. Quartal 2017 bis zum 1. Quartal 2019 von 77.6% auf 87.9%. Mit aktuell 52.2% entfiel zuletzt mehr als die Hälfte des Umsatzes im ETF-Segment auf die UBS. Sie hat im letzten Halbjahr merklich Anteile hinzugewonnen, vor allem zu Lasten von BlackRock. Die Marktanteile der übrigen 22 Anbieter liegen durchwegs im tiefen einstelligen Bereich. Während die Anteile der viertplatzierten ZKB seit dem Jahr 2017 ziemlich konstant blieben, verloren die aktuell sechst- bzw. siebtplatzierten Xtrackers und Amundi in dieser Zeitspanne deutlich an Boden.
Outperformer im Jahr 2019
Bislang stechen drei Bereiche heraus, die sich im laufenden Jahr besonders gut entwickelt haben, und zwar: Energie, China und Technologie. Wer die an SIX Swiss Exchange handelbaren ETFs OILUSA, CNAA, ISPY oder RBOD in seinem Portfolio besitzt, kann sich auf die Schultern klopfen. Alle vier liegen bis dato mit ihrer Gesamtrendite im Jahr 2019 ganz vorne. Der ETF OILUSA der UBS bildet den UBS Bloomberg CMCI WTI Crude Oil TR Index ab. Er investiert dabei nicht nur in kurzfristige Futures-Kontrakte, sondern diversifiziert seine Anlagen über die gesamte Laufzeitenkurve. Sehr erfreulich entwickelten sich bis anhin Aktienengagements in China. Stellvertretend für die diversen ETF-Angebote sei CNAA erwähnt. Der ETF von Lyxor partizipiert an der Kursentwicklung des MSCI China A Net Total Return Index. Der Basiswert ist ein repräsentativer Gradmesser des A-Aktienmarkts, welcher Titel von Unternehmen mit grosser und mittlerer Marktkapitalisierung umfasst, die an den Börsen Shanghai und Shenzhen gehandelt werden. Sowohl ISPY als auch RBOD sind Branchen-ETFs aus dem Sektor Technologie. Dieser Bereich ist derzeit ganz klar der von den Investoren bevorzugte Teilbereich. Der ETF ISPY des Anbieters Legal & General auf den ISE Cyber Security Index und der ETF RBOD von iShares auf den iSTOXX FactSet Automation & Robotics Index zählen zu den sogenannten thematischen ETFs. Beide setzen auf Megatrends und sind eine Bereicherung in einem breit diversifizierten Portfolio. Während ISPY auf globaler Basis in Unternehmen im Bereich der Cyber-Sicherheit und deren Dienstleistungen investiert, bildet RBOD einen Index nach, der sich aus Unternehmen der Industrie- und Schwellenländer zusammensetzt, die erhebliche Einkommen aus spezifischen Sektoren generieren, die die Entwicklung von Automatik und Robotik betreffen.
Abschliessende Bemerkungen
Anleger, die sich bezüglich der Entwicklungen im ETF-Markt an SIX Swiss Exchange auf dem Laufenden halten möchten, finden im Quartalsbericht der Schweizer Börsen wertvolle Informationen zum jüngsten Geschehen im heimischen sowie im europäischen ETF-Markt. Auf der fünften Seite finden sich beispielsweise die besten und schlechtesten ETFs des letzten Quartals und auf Seite 7 die umsatzstärksten ETFs je Anlageklasse. Alle an SIX Swiss Exchange gehandelten ETFs sind im Übrigen auf www.payoff.ch aufgeschaltet. Als Beispiel sei der ETF RBOD angeführt. Auf der Webseite findet sich eine Fülle an Kennzahlen, die den Anleger in seiner Entscheidfindung unterstützen.