Zurück
payoff Learning Curve

Finanzierungskosten von Mini-Futures

26.08.2011 4 Min.
  • Martin Diethelm

Mini-Futures erfreuen sich hoher Beliebtheit. Wir beleuchten die Finanzieurngskosten, denn steigende Finanzierungslevels verringern den Wert von Mini-Futures stetig. Dabei handelt es sich nicht ausschliesslich um Gebühren von Emittenten, sondern auch um die faire Abgeltung einer Kreditfinanzierung.

Zinsaufschläge bei Futures

Bei Futures, welche z.B. über die Eurex gehandelt werden, sind diese Kosten direkt ersichtlich. Ein Future ist ein sog. Terminvertrag. Dies bedeutet, dass zwei Parteien sich einigen, dass an einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft ein Handel eines Underlyings (z.B. einer Aktie) zu einem heute definierten Preis stattfindet. Der Kaufpreis muss erst beim Handelszeitpunkt selbst bezahlt werden. Somit steht dem Käufer vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bis zum Handel Geld zur Verfügung, das er nicht hätte, wenn er das Underlying sofort gekauft hätte. Der Verkäufer gibt dem Käufer also implizit einen Kredit bis zum Zeitpunkt des Handels. Für diesen Kredit wird der Verkäufer entschädigt, indem auf den Preis des Underlyings eine Zinsprämie geschlagen wird. Am 24. Juni kostet der September-DAX-Future EUR 7’242, während der DAX Index auf 7’218 Punkten steht. Der Aufschlag von 0,33% bzw. 1,3% p.a. entspricht dabei ungefähr dem LIBOR-Zinssatz. Verharrt der DAX bis zum Laufzeitende des Futures auf den 7’218 Punkten, erleidet der Anleger demnach einen Verlust in der Höhe des Zinses.

Margen und Leverage

Der Vorteil von Futures gegenüber Direktinvestitionen ist, dass man an der Performance eines Wertpapiers partizipieren kann, ohne den Kaufpreis (sofort) zu bezahlen. Man hinterlegt nur bei der Börse eine Marge, welche normalerweise einige Prozentpunkte des Kaufpreises ausmacht. Der Hebel (engl.: Leverage) entspricht ungefähr dem Kaufpreis dividiert durch die Marge. Je kleiner die Marge, desto höher der Hebel. Die Marge wird dazu benutzt, Gewinne und Verluste, welche aus der Position entstehen, laufend auszugleichen. Entsprechend wird die Marge auch ständig angepasst, d.h. im Fall eines Verlustes wird der Anleger neues Geld einschiessen müssen, ansonsten wird seine Position (mit Verlust) geschlossen.

Finanzierung von Mini-Futures

Mini-Futures kommen ohne das relativ komplizierte System der Margen aus. Bei Futures ist der theoretische Verlust aus einer Position unendlich. Aus Positionen in Mini-Futures können höchstens Verluste in der Höhe des Kaufpreises entstehen, was vor allem für ungeübte Investoren ein entscheidender Vorteil sein kann. Die Preise von Long-Mini-Futures entsprechen ungefähr dem Wert des Underlyings abzüglich des sog. Finanzierungslevels. Die erste Abbildung zeigt die Berechnung des Preises eines Mini-Futures auf die Credit-Suisse. Der Aktienkurs beträgt 33.53 CHF, das Finanzierungslevel 29.02 CHF für den Long-Mini-Future und 38.04 CHF für den Short-Mini-Future. Beide Derivate kosten in diesem Beispiel etwa 4.51 CHF. Das Finanzierungslevel wird von der Bank bei der Emission willkürlich festgelegt. Ist es nahe beim Preis des Underlyings, bezahlt der Investor weniger, der Hebel ist höher. Allerdings kann in diesem Fall die Position umso schneller stark sinken. Um den Emittenten (long) oder den Käufer (short) für den Zinsverlust auf der gehebelten Position zu kompensieren, werden Finanzierungslevel und das davon abhängende Stop-Loss-Niveau täglich basierend auf der nebenstehenden Formel leicht erhöht (long) bzw. gesenkt (short), was sich in sinkenden (long) bzw. steigenden (short) Derivatpreisen niederschlägt.

Laufende Kosten

Allerdings lohnt sich der Kauf eines Short-Mini-Futures nicht, um von den Zinseinnahmen zu profitieren: Das Finanzierungslevel wird zusätzlich um den sog. Finanzierungsspread korrigiert, was in beiden Fällen (long und short) sinkende Marktpreise bedeutet. Der Spread wird im Rahmen der im Termsheet festgelegten Spannbreite vom Emittenten täglich festgelegt und liegt oft zwischen 2% und 6% p.a. Der Finanzierungsspread entschädigt den Emittenten für Structuring, Hedging, unhedgebare Risiken und weitere Kosten. Für ein einfaches Produkt wie einen Mini-Future mag die Höhe des Spreads hoch erscheinen. Wirklich relevant ist er allerdings nur für langfristig orientierte Anleger, für die Mini-Futures ohnehin kaum geeignet sind. Für den kurzfristigen Spekulanten sind diese Kosten weniger wichtig. Beispiel: Das Produkt FCSGG auf die Credit Suisse mit Finanzierungsniveau 29.02 kostet (bereinigt um das Ratio) gut 4.51 CHF, wenn die Aktie bei 33.53 CHF steht. Wenn Zins und Finanzierungsspread zusammen 4% ausmachen, steht das Finanzierungslevel nach zwei Wochen bei 29.06 CHF, der Wert des Mini-Futures sinkt leicht auf 4.46 CHF, wenn die Credit Suisse sich nicht bewegt. Die Auswirkung des Finanzierungslevels auf den Preis des Mini-Futures ist in der zweiten Abbildung gezeigt. In diesem Beispiel ist das Finanzierungslevel relativ weit weg vom aktuellen Aktienkurs. Wäre es weniger weit weg (und der Hebel grösser), würde das Produkt stärker auf Finanzierungsspread und Zinskosten reagieren.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken