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payoff Learning Curve

Fremdwährungen: Das Risiko schwingt mit

11.08.2023 4 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Währungseffekte bei Fonds oder Strukturierten Produkten können Anlegern die Performance verhageln oder sie auch aufpeppen. Wer diesem Nervenkitzel aus dem Weg gehen möchte, wählt Absicherungsstrategien. Allerdings können die ins Geld gehen.

Die Aussicht auf hohe Renditen klingt für Renten-Investoren höchst verlockend. Vor allem Schwellenländer-Bonds bieten vergleichsweise hohe Coupons und lassen damit den Puls der Anleger schneller schlagen. Wer sich zum Beispiel vor einem Jahr türkische Staatsbonds mit einer Laufzeit von drei Jahren ins Depot legte, durfte sich über einen Zins von 22% freuen. Doch anstatt einer üppigen Rendite sitzen die Inhaber aktuell auf einem dicken Verlust. Das Problem: die Währung. Die türkische Lira hat in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als zwei Drittel gegenüber dem Schweizer Franken abgewertet.

Wer also die Währungsflanke offen lässt, läuft Gefahr, dass die Performance des Investments von dem Wechselkursrisiko überlagert wird. Das betrifft aber nicht nur den Bondmarkt, auch viele Strukturierte Produkte lauten auf Fremdwährungen. Egal, ob Tracker-Zertifikate, Barrier Reverse Convertibles oder auch Kapitalschutz-Papiere, die Emittenten bieten die Produkte gerne auch auf andere Währungen an, um unter anderem die Konditionen etwas aufzufrisieren. Auch wenn der Schweizer Franken an der SIX Structured Products mit einem Anteil von knapp drei Viertel tonangebend ist, sind auch US-Dollar und Euro stark vertreten. Selbst das britische Pfund und der Australische Dollar werden derzeit als Handelswährung angeboten.

Unkontrollierbares Auf und Ab

Starke Bewegungen am Devisenmarkt sind aber nicht nur bei den Schwellenländern zu beobachten, auch die Währung der grössten Volkswirtschaft der Welt, der USA, war in den vergangenen Jahren heftigen Schwankungen unterworfen. Seit 2020 bewegte sich das FX-Duo EUR/USD in einer breiten Bewegungsspanne von 28 Cent zwischen dem Hochpunkt von USD 1.23 und dem Tief von USD 0.95. Eine in US-Dollar gehaltene Anlage hätte also allein wegen des Wechselkurses deutlich an Wert gewinnen oder verlieren können. Ein Beispiel: Im Jahr 2022 wertete der Greenback gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung um knapp 7% auf, was für einen Euro-Anleger Währungsgewinne bedeutet hätte. 2023 zeigt sich bis dato ein gegenteiliges Bild, der US-Dollar büsste rund 4% an Wert ein. 

Eingebaute Schutzfunktion

Währungsschwankungen können also gleichermassen Risiko und Chance sein. Das gilt nicht nur bei Aktien oder Obligationen, zum Beispiel ist bei Investments in Rohstoffe und Edelmetalle der US-Dollar das offizielle Mass. Wer hier investiert, muss also das Wechselkursrisiko im Auge behalten. Allerdings werden nur die wenigstens Anleger auf diesen zusätzlichen Nervenkitzel wert legen, das Gros möchte sein Investment «abgesichert» wissen. Bei Strukturierten Produkten schliesst die Quanto-Funktion diese Risikokomponente aus. Der Begriff steht für «Quantity Adjusted Option» und bedeutet, dass die Fremdwährung dabei eins zu eins in die Heimatwährung umgewandelt wird. Den Schutz gibt es aber nicht umsonst, die Kosten werden direkt in der Preisstellung berücksichtigt. 

Währungshedge mit ungewissem Ausgang 

Wie teuer Hedging-Kosten bei Bond-Investments sein können, zeigt ein Vergleich zwei unterschiedlicher Tranchen des AB American Income Fonds. Die Dollar-Performance des Produkts belief sich in den vergangenen zwölf Monaten auf plus 2.2%, die währungsgesicherte Variante des Fonds weist indes ein Minus von knapp 1% auf. Da die Fondskosten beider Produkte identisch sind, entspricht die Differenz vor allem den Kosten der Währungsabsicherung über den Zeitraum von zwölf Monaten. 

Eine Quanto-Funktion muss aber nicht zwangsläufig nach hinten losgehen. Die Société Générale bietet beispielsweise auf den US-Leitindex Dow Jones sowohl ein Partizipationspapier mit Währungsabsicherung (ISIN: DE000CJ8M7L1) als auch eines ohne, also Non-Quanto, (ISIN: DE000CU0F0W7) an. Das Quanto-Zertifikat weist auf Sicht von einem Jahr einen Zuwachs von knapp 8% auf, das Non-Quanto-Papier bringt es dagegen nur auf ein kleines Plus von 2.8%. Der Unterschied liegt in der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar begründet.

Risikofreie Erträge, wie sie den Konditionen des Heimatmarktes des Assets entsprechen, gibt es also auch beim Thema Währungsabsicherung nicht. Wenn Wechselkursveränderungen ausgeschaltet werden, verursacht das Kosten, die wiederum die eigentlichen Ertragsziele schmälern. Wer wiederum das Fremdwährungsrisiko eingeht, spielt mit dem Feuer. Daher sollten Anleger Quanto-Produkte dann vorziehen, wenn sie zwar von den Chancen des in Fremdwährung notierenden Basiswerts überzeugt sind, jedoch unsicher bezüglich der Wechselkursentwicklung sind.   

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