

Gleich- vs. marktgewichtete Aktienindizes
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Dieter Haas
Anleger suchen nach neuen Wegen, um passive Positionierung mit aktiven Elementen zu mischen. Die Gleichgewichtung von Titeln zählt in diese Kategorie. Sie bietet Vor- und Nachteile im Vergleich zu traditionellen Benchmarks.
Schweiz: schwieriges Pflaster für gleichgewichtete Indizes
Auf europäischer Basis ein Erfolg
Breit gefasste Ansätze wie der STOXX600 Equally Weight Index, auf dem der ETF S6EW basiert, zeigen sich erfolgreicher. Hier hat sich seit Januar 1999 eine erkleckliche Outperformance herausgebildet. Im Unterschied zum SMI ist der STOXX600 viel atomistischer zusammengesetzt. Die zehn grössten Titel machen nur rund 17% aus und die Branchenstruktur ist ausgewogener. Durch eine Gleichgewichtung erhalten die kleineren Unternehmen ein höheres Gewicht, was sich in der Regel vor allem in Haussen positiv auswirkt .Auch in diesem Fall erkennt der aufmerksame Leser das überdurchschnittliche Rückschlagrisiko, welches, abgesehen vom Zeitraum 1999 bis 2003, zumeist in Baissen auftritt. Im Vergleich zu einem ETF auf den STOXX600 liegen bei der synthetischen Replikationsmethode von S6EW die jährlichen Gebühren mit 0,35% um durchschnittlich 15 Basispunkte höher.
Der Überflieger im neuen Jahrtausend
Das beste Bild gibt bislang der S&P 500 Equally Weighted Index (SPXEWTR) ab. Er übertraf den S&P 500 Performance-Index (SPXT) seit Januar 1999 um Längen. Seit Juni 2014 müssen interessierte Anleger nicht mehr den Umweg über das Ausland nehmen. Mit dem an der SIX Swiss Exchange kotierten ETF XDEW von db-x trackers haben sie mittlerweile eine Investitionsmöglichkeit quasi vor der Haustüre. Der thesaurierende ETF, der vollständig repliziert wird, verrechnet eine jährliche Gebühr von 0,25% und umfasste per Ende August 2015 einen stattlichen Vermögenswert von USD 337 Millionen. Auch im Falle des S&P EW zeigt sich eine stärkere Bewegung in beiden Richtungen. In Haussen bringt dies überdurchschnittliche Ergebnisse, während in Baissen zumeist mit grösseren Rückschlägen gerechnet werden muss. Das gezeigte Performance-Bild ist allerdings nicht in Stein gemeisselt. So wies der gleichgewichtete S&P 500 im Zeitraum von 1991 bis 1999 gegenüber dem kapitalisierungsgewichteten S&P 500 eine Minder-Performance von jährlich durchschnittlich rund 3% auf. Timing und korrekte Markteinschätzung lautet das Zauberwort.
Gute Idee, ungünstiges Timing
Mit dem im April 2014 lancierten Long/Short-Zertifikat NPABIN auf die Differenz des SPXEWTR zum SPXT wollte die Notenstein Privatbank Nutzen aus der langfristigen Outperformance des SPXEWTR ziehen. Leider weicht seit dieser Zeit der Kursverlauf vom langfristig typischen Muster ab. Der SPXT läuft seither besser als der gleichgewichtete Index des S&P 500. Da das Anlageprodukt nur noch eine Restlaufzeit von eineinhalb Jahren aufweist, scheint es wenig wahrscheinlich, dass das Ganze bis zum Verfall substantiell ins Positive dreht. Eigentlich schade, denn relative Produkte sind an der SIX STP eine absolute Rarität und die Idee hinter NPABIN wäre eigentlich für ein derartiges Konstrukt ideal. Nur leider droht das Anlageprodukt am Timing und an der begrenzten Laufzeit zu scheitern.
Die Enttäuschung
Nicht alle hierzulande kotierten Anlageprodukte, die nach dem Gleichgewichtsprinzip fungieren, brachten bis anhin die gewünschten Ergebnisse. Keinen Mehrwert erwirtschaftete seit Mai 2010 der auf dem MSCI Europe Mid Cap Equally Weight basierende ETF IESZ. Er hinkt dem marktkapitalisierten MSCI Europe Mid Cap hinterher. Im Unterschied zum STOXX600 umfasst der MSCI Europe Mid Cap nur 125 Aktien. Diese zählen alle zu den mittelgrossen Unternehmen. Da zudem die Konzentration beim marktgewichteten Index vergleichsweise niedrig ist, treten bei einer Gleichgewichtung, zumindest in der bisherigen kurzen Frist, keine lohnenswerten Divergenzen zu Tage. Positiv herauszuheben gilt es die tiefen Gebühren bei IESZ. Mit ihrer Gesamtkostenquote von jährlich 0,25% liegen sie unter denjenigen von ETFs auf den MSCI Europe Mid Cap, wie beispielsweise der an der SIX in CHF gehandelte CBEUMC.
Plädoyer für klassische Benchmarks
Gleichgewichtete Indizes bieten, vereinfacht ausgedrückt, die grössten Mehrwerte im Vergleich zu den klassischen marktgewichteten Indizes in Märkten oder Regionen mit atomistischer Struktur und einer grossen Anzahl an Titeln. In solchen Fällen erzielen solche Benchmarks auf eine lange Sicht höhere Gewinne. Allerdings gilt dies in erster Linie in Haussen und nur in Ausnahmefällen in Baissen. Da die Märkte sich mittlerweile im siebten Jahr ihres Aufschwungs befinden, erachten wir die Chancen, dass gleichgewichtete Indizes zum jetzigen Zeitpunkt eine Outperformance erzielen, als relativ gering. Gerade in solchen Zeiten haben marktgewichtete Indizes meist Vorteile. Sie entwickeln sich immer dann am besten, wenn die Large Caps die Mid- und Small Caps outperformen. Da speziell in unsicheren Börsenlagen die Anleger die Tendenz haben, sich auf die grossen, bekannten Namen zurückzuziehen, dürften es gleichgewichtete Indizes vorerst schwer haben Mehrwerte zu erzielen.