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payoff Interviews

Global besteht ein zwingender Bedarf an Infrastrukturinvestitionen

04.02.2021 6 Min.
  • Serge Nussbaumer, Chefredaktor

Reto Lötscher, Leiter der Finanzanlyse, und Sinah Wolfers, Head Sales Strukturierte Produkte, der Luzerner Kantonalbank zu den Anlagechancen im Bereich Infrastruktur und welche Titel dabei bei ihnen hoch im Kurs stehen.

Sie bauen ihre themenbasierten Strategiezertifikate kontinuierlich aus. Wie gehen Sie bei der Suche nach neuen Ideen vor?
Reto Lötscher: Aus Sicht des Investment Advisors wollen wir unseren Kunden den Zugang zu aktuellen und interessanten Investitionsgelegenheiten bieten. Investitionsideen ergeben sich zum Beispiel aufgrund bestimmter Entwicklungen an den Märkten, aus fundamentaler Sicht oder aufgrund langfristiger Trends. Da die Finanzanalyse der Luzerner Kantonalbank nahe am Puls der Märkte arbeitet, stossen wir regelmässig auf spannende Themen, die wir den Kunden zugänglich machen wollen. Themenbasierte Zertifikate eignen sich oft besser, um in ein bestimmtes Thema zu investieren, als Einzeltitel. Während man mit einem Einzeltitel oft nur einen Teil einer Investitionsidee berücksichtigen kann, erlaubt es ein diversifiziertes Zertifikat, ein Investitionsthema als Ganzes abzudecken.

Ihre ersten im Spätsommer lancierten Themenzertifikate INFRLK und DIVILK waren statische Produkte mit endlicher Laufzeit. Seit kurzem offerieren Sie auch eigene dynamische, endlos laufende Produkte. Ist das inskünftig Ihr favorisierter Ansatz?
Reto Lötscher: Ob die LUKB als Investment Advisor ein Themenzertifikat als statisches Pro- dukt mit endlicher Laufzeit, oder ein dyna- misches Zertifikat mit endloser Laufzeit bevorzugt, hängt vom Investitionsthema ab. Ergreifen wir eine Investitionsgelegen- heit, die aufgrund von sich normalisieren- den Marktverwerfungen entsteht, bietet sich ein statisches Produkt mit endlicher Laufzeit an. Dynamische Zertifikate mit endloser Laufzeit eignen sich besser, um in langfristige oder sich wandelnde Trends zu investieren.

Das am 16. August 2021 verfallende INFRLK basiert auf einem europäischen Infrastruktur-Basket. Was spricht aus Ihrer Sicht für Anlagen im Bereich Infrastruktur, dem Leitthema der Februarausgabe von payoff?
Reto Lötscher: Global besteht ein zwingender Bedarf an Infrastrukturinvestitionen. Getrieben wird dieser von langfristigen Trends wie dem Bevölkerungswachstum, der Urbani- sierung, der digitalen Vernetzung, der stei- genden Datenmenge und der Ausrichtung auf erneuerbare Energieträger. Eine gut funktionierende Infrastruktur ist entschei- dend für ein nachhaltiges, langfristiges Wirtschaftswachstum. Die OECD schätzt, dass bis 2030 Infrastrukturinvestitionen in Höhe von USD 70 Billionen erforderlich sind. Sowohl in den USA als auch in Europa und China werden künftig riesige Summen in den Ausbau oder die Erneuerung der Infrastruktur investiert. Davon werden Unternehmen profitieren, die Infrastruktur bereitstellen, aber auch die Zulieferunternehmen, welche die Erstellung der Infrastruktur erst möglich machen. Die Auswahl der Themenfelder reicht von der Bereitstellung von 5G-Netzen und Zahlungsinfrastruktur bis zu Themen wie Transport- oder Energieinfrastruktur.

Welche Regionen und welche Unter- nehmen stehen dabei im Vordergrund?
Reto Lötscher: Infrastruktur ist ein globales Thema. Es gibt sowohl in Europa als auch in den USA Unternehmen, die in ihren Bereichen führend sind. So zum Beispiel klassische Energieunternehmen wie die amerikanische Nextera Energy, die im Bereich der erneuerbaren Energie führend ist. Interessant sind auch Zuliefer- und Bauunternehmen. Ein Schweizer Unternehmen, das vom Bau von Windenergieanlagen profitiert, ist zum Beispiel Gurit. Ein weiterer Zulieferer, der vom Ausbau der Infrastruktur profitiert, ist die schwedische Ericsson, die Netzwerk-Equipment unter anderem für die Erstellung der 5G-Netze anbietet. Auch in Asien entwickeln sich marktführende Unternehmen, die als Investition in Frage kommen.

«Ein Schweizer Unternehmen, das vom Bau von Windenergieanlagen profitiert, ist zum Beispiel Gurit.»

Planen Sie bei INFRLK nach dessen Verfall ein Nachfolgeprodukt zu lancieren oder konzentrieren Sie sich in diesem Segment wieder vorwiegend auf Angebote von Renditeoptimierungsprodukten?
Reto Lötscher: Ob wir ein Nachfolgeprodukt zum INFRLK lancieren und wie das Produkt aussehen wird, steht noch nicht fest. Den Entscheid werden wir zeitnah treffen.

Viele Ihrer Strategie-Zertifikate werden von externen Investmentberatern verwaltet. Warum?
Sinah Wolfers: Das ist richtig. Das Angebot der LUKB als Emittentin richtet sich an den gesamten Markt, nicht nur an die LUKB. Entsprechend arbeiten wir mit verschiedenen externen Investment Advisors zusammen und strukturieren unsere Produkte gemäss ihren Vorstellungen, um die jeweilige Anlagestrategie abzudecken.

Was sind Ihre Ziele im Bereich der Strukturierten Produkte im laufenden Jahr?
Sinah Wolfers: Als nach wie vor junge Emittentin im Markt arbeiten wir weiterhin am Ausbau unseres Angebots entlang verschiedener Dimensionen:
1. Verbreiterung der Produktstrukturen und –ausprägungen
2. Ausweitung des Angebots an Basiswerten
3. Weiterentwicklung im digitalen Bereich.

Welche drei hauseigenen Strukturierte Produkte sind Ihre drei persönlichen Favoriten?
Reto Lötscher: Anfang Februar 2021 lancieren wir den LUKB Global Recovery Basket. Der Basket investiert in Unternehmen, die von den Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus stark getroffen wurden. Mit dem kürzlich erfolgten Covid-19-Impfstart gehen wir davon aus, dass Gesellschaft und Wirtschaft sukzessive zur Normalität zurückkehren werden. Mit unserem Themen-Basket ergreifen wir Investitionsgelegenheiten, die bislang zurückgeblieben sind und nun dank der erwarteten Normalisierung wieder Fahrt aufnehmen dürften.

Der aktiv verwaltete LUKB Basket auf Schweizer Zukunftswerte investiert in Unternehmen, die sich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Die UNO hat 2016 die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Mit 17 Zielen (Sustainable Development Goals) sollen die dringendsten gesellschaftlichen Herausforderungen angegangen werden. Zur Erreichung dieser Ziele stehen auf den politischen Agenden neben Regulierungen auch Förderprogramme. Zudem nehmen die Wirtschaftsprogramme im Rahmen der Covid-19-Pandemie auf diese Zielsetzungen Rücksicht. Der Fokus des Basket liegt auf den Themen Energie, Wasser, Ressourcen, Mobilität, Bildung, Digitalisierung und Gesundheit. Diese Bereiche bieten interes- sante Wachstumsaussichten für gut positionierte Unternehmen.

«Als nach wie vor junge Emittentin im Markt arbeiten wir weiterhin am Ausbau unseres Angebots entlang verschiedener Dimensionen.»

Der LUKB Food Trends Basket fokussiert auf das stärker werdende Bewusstsein der Konsumenten für Umwelt und Gesundheit. Die Konsumenten fordern vermehrt innovative Nahrungsmittel und nachhaltigere Ansätze bei der Produktion von Lebensmitteln. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung in den nächsten drei Jahrzehnten um mehr als 2 Milliarden Menschen. Daraus resultieren mehrere Trends, die für ausgewählte Unternehmen mittel- und langfristige Wachstumsperspektiven bieten.

Herzlichen Dank!

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Reto Lötscher leitet seit Januar 2019 die Finanzanalyse der Luzerner Kantonalbank AG. Nach seinem Studium in Banking & Finance arbeitete er einige Jahre bei einem global führenden Asset Manager im Aktienportfolio-Management. In dieser Zeit absolvierte er die Ausbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA), bevor er 2011 zur Luzerner Kantonalbank stiess und die Verantwortung für die Aktienanalyse im Raum Europa übernahm. Insgesamt ist Reto Lötscher seit 14 Jahren in der Finanzbranche tätig.

Sinah Wolfers ist seit Juni 2017 Head Sales Strukturierte Produkte bei der Luzerner Kantonalbank AG (LUKB) und hat dort den Bereich Strukturierte Produkte von Grund auf mit aufgebaut. Sinah Wolfers begann 2006 im Bereich der Strukturierten Produkte bei der Swiss Capital Group zu arbeiten, gefolgt von sieben Jahren bei der Zürcher Kantonalbank und vier Jahren bei der Raiffeisengruppe im gleichen Bereich. Sinah Wolfers ist Mitglied der Arbeitsgruppe ≪Standards≪ des Schweizerischen Verbands fur Strukturierte Produkte (SVSP). Sie studierte Betriebswirtschaft an der Universität Zürich und erwarb dort den Master of Arts in Finance.

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