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payoff Learning Curve

Hedging mit CFDs – eine praktische Anleitung

01.04.2010 3 Min.
  • Martin Diethelm

Anziehende Märkte in makroökonomisch unsicheren Zeiten lassen bei vielen Investoren ein flaues Gefühl in der Magengegend aufkommen. Der richtige Moment, um sich in Ruhe Gedanken zum Risikomanagement zu machen – indem man sich z.B. über CFDs informiert.

Hedging – ein exotisches Anwendungsgebiet für CFDs

Während CFDs häufig für kurzfristige Spekulationen eingesetzt werden und für viele Anleger als unethische Finanzwetten, im Gegensatz zum seriösen Investieren, angesehen werden, können gerade sie für langfristig orientierte Investoren für ein kurzfristiges Risikomanagement durchaus Sinn machen. Im klassischen Handel wird meistens auf steigende Kurse gesetzt. Das Shorten von Wertpapieren ist nur bei wenigen Brokern möglich. Diese Denkweise muss im Zusammenhang mit CFDs revidiert werden: Es kann fast ohne Einschränkung auf steigende oder fallende Kurse gesetzt werden. Weil oft ohne Mindestkommissionen und mit kleinen Stückelungen gehandelt werden kann, ist eine dynamische Strategie vergleichsweise günstig umsetzbar. Je nach Anbieter werden die Möglichkeiten allerdings stark limitiert durch eine reduzierte Anzahl von verfügbaren Instrumenten. Insbesondere für Aktien von kleinen Gesellschaften sind Leerverkäufe nicht immer erlaubt.

Ein einfaches fiktives Beispiel

Ein Anleger besitzt ein Aktienportfolio im Wert von CHF 100’000, bestehend aus 45% Nestlé, 35% ABB und 20% Bucher. Für die nächsten Tage stehen einige relevante Konjunkturdaten sowie die Veröffentlichung des Halbjahresberichts von ABB an. Der langfristig orientierte Investor möchte seine Positionen zehn Tage lang vor kurzfristigen Fluktuationen, aufgrund dieser Events, schützen. ABB soll komplett gehedged werden, die anderen zwei Positionen zu 50%. Ein (Teil-)Verkauf und späterer Rückkauf dieser Werte ist möglich, generiert aber hohe Kosten. Die nebenstehende Tabelle illustriert die Unterschiede eines Aktien- bzw. CFD-Hedges. Ohne Hedge würde das Beispielportfolio CHF 3’105 verlieren. Durch den Hedge wird die Negativperformance mehr als halbiert. Während der Hedge durch Aktienverkauf tendenziell höhere Kosten als der CFD-Hedge verursacht, muss bei letzterem eine Marge hinterlegt werden, die Opportunitätskosten verursacht. Zudem ist im konkreten Fall die Aktie Bucher nicht shortbar. Als Alternative wird ein Index-Future betabereinigt geshortet. Dadurch ist der Hedge weniger präzise. Im Beispielfall wird ein zu grosser Verlust erzielt, dadurch schneidet die CFD-Methode schlechter ab als der direkte Verkauf der Aktien.

Kein klarer Sieger

Welche Methode im Einzelfall optimal ist, hängt wesentlich von der Depotstruktur und den Konditionen der Broker ab. Einige Discountbroker können durchaus mit den Konditionen und Anlageuniversen von CFD-Brokern mithalten, andererseits können CFDs für dynamische Strategien interessant sein (z.B. CPPI, siehe payoff magazine vom Februar 2010), wenn kleine Mengen gehandelt werden können und keine Minimumkommissionen anfallen. Oft möchten Anleger eine Aktie behalten, aber deren Performance hedgen. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn sie für eine GV gesperrt sind oder als Sicherheit für verschriebene Call-Optionen in einem anderen Depot dienen. Hier bieten sich CFDs als ideales Hedge-Instrument an.

CFDs erfinden das Rad im Hedging nicht neu. Dennoch gehören sie ins Instrumentarium eines Anlegers, der sich möglichst viele Alternativen offen lassen will.

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