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payoff Learning Curve

Indexrevisionen an Deutscher Börse

17.10.2018 5 Min.
  • Dieter Haas

Seit dem 24. September sind die von der Deutschen Börse im Frühjahr bekanntgebenden Regeländerungen für die Indizes MDAX, SDAX und TecDAX in Kraft getreten. Eine Bestandsaufnahme.

Aktienindizes werden regelmässig überprüft und veränderten Gegebenheiten angepasst. Die Deutsche Börse hat im Mai 2018 beschlossen, ihre viel beachteten Indizes MDAX, SDAX und Tec DAX per 24. September einem Facelifting zu unterziehen. Die Neugestaltung hatte folgende drei Eckpunkte zum Ziel:

 

  1. Aufhebung der industriebasierten Trennung, um geeigneten Emittenten, unabhängig von ihrer Sektoreinteilung, den Zugang zum MDAX oder SDAX zu ermöglichen.
  2. Aufhebung der Trennung nach Grösse und Liquidität, um geeigneten Emittenten des Technologiesektors, unabhängig von ihrer Grösse und Liquidität (d.h. auch Konstituenten des DAX), den Zugang zum TecDAX zu ermöglichen.
  3. Anpassung der Anzahl der Komponenten des MDAX von 50 auf 60 und des SDAX von 50 auf 70.

Um den Investoren einen Ausblick hinsichtlich der Auswirkungen auf Risiko und Rendite zu geben, wurden ab dem 18. Juni bis zur Einführung der veränderten Indizes am 24. September Schattenindizes veröffentlicht. Ein Vergleich der «alten» mit der zurückberechneten neuen Benchmark zeigt im Falle des TecDax für den Zeitraum 30. Juni 2005 bis 28. August 2018 leichte Vorteile für die eingestellte Variante. Diese erzielte ein Plus von 438.09%, während die neue um 372.19% zulegte. Positiv für letztere ist hingegen die Volatilität. Diese lag in den letzten zwölf Monaten mit 16.74% um über ein Prozent tiefer als bei der alten Zusammensetzung (+17.87%). 

Performancevergleich deutscher Aktienindizes
Ein historischer Vergleich der Kursverläufe zwischen DAX, MDAX, SDAX und TecDAX zeigt ein auch in anderen Märkten wie beispielsweise den USA oder der Schweiz bekanntes Bild. So weisen, langfristig gesehen, die Indizes der kleinen Titel (TecDax) eine deutlich höhere Performance auf als die der Blue Chips (DAX) oder der mittelgrossen Gesellschaften (MDAX). Die Überrendite von SDAX und TecDAX kommt dabei ausschliesslich in Haussen zustande, während sie in Baissen in der Regel stärkere Kurseinbussen erleiden im Vergleich zum wertstabileren DAX.

 


TecDAX – langfristige Überrendite
Das Paradepferd unter den deutschen Indizes ist der TecDAX. Er zeigt, wo in unserem nördlichen Nachbarland die Musik spielt. Durch die Integration der Tech-Blue Chips des DAX ab dem 24. September dürfte der Index an Bedeutung gewinnen. Mit der neuen Regeländerungen erhöht sich einerseits die Stabilität, andererseits muss, über einen längeren Zeitraum betrachtet, wohl eine geringe Einbusse des zukünftigen Gewinnpotentials in Kauf genommen werden. Im Unterschied zur alten Zusammensetzung wird die neue Variante von mehreren grossen Aktien dominiert. Das führt zu etwas günstigeren Bewertungsziffern und einer wegen der Integration der Deutschen Telekom etwas höheren Dividendenrendite. 

Der TecDAX umfasst nach der jüngsten Überarbeitung weiterhin 30 Titel. Die Gewichtungen der einzelnen Werte basiert wie bei allen DAX-Indizes unverändert auf der Marktkapitalisierung der frei handelbaren Titeln. Durch eine Kappung bei 10% an den jeweiligen Rebalancing-Stichtagen wird zudem ein Minimum an Diversifikation sichergestellt. Im neuen TecDAX ersetzen Deutsche Telekom, Infineon Technologies und SAP Drägerwerk Vorzüge, Medigene und SLM Solutions Group. Von der ursprünglichen Index-Zusammensetzung zum Startzeitpunkt am 24. März 2003 befinden sich ab dem 24. September 2018 nur noch Aixtron, Evotec, Jenoptik, Nordex, Pfeiffer Vacuum und Qiagen im TecDAX. Das zeigt, wie stark die Änderungen eines Aktienindizes im Zeitablauf ausfallen können. Die Anpassungen des neuen Börsenbarometers erfolgen über die für alle DAX-Indizes gültige vierteljährliche Überprüfung der Indexzusammensetzung, basierend auf den vier Regeln Fast Exit, Fast Entry, Regular Exit und Regular Entry (siehe Leitfaden zu den Aktienindizes der Deutsche Börse AG). 

 


Neue Zusammensetzung und Perspektiven des TecDAX
Nach den Regeländerungen hat das Tech-Barometer Deutschlands das folgende Aussehen: Dominiert wird der neue TecDAX durch die fünf Titel Wirecard, Deutsche Telecom, SAP, Infineon und Qiagen, die zusammen auf ein Gewicht von an die 50% kommen. Im alten TecDAX waren Wirecard, Qiagen, Siemens Healthineers, United Internet und Sartorius zuletzt die fünf Platzhirsche gewesen, die knapp zur Hälfte die Kursentwicklung bestimmt hatten. Für die aktuelle Zusammensetzung sah der Konsensus der vom Finanzdienstleister Bloomberg erfassten Analytiker Mitte September für die kommenden zwölf Monate das grösste Kurspotenzial bei Siltronic. Keine Stricke zerreissen dürften gemäss den professionellen Auguren dagegen Nemetschek, Sartorius und Carl Zeiss Meditec. 

Anlagemöglichkeiten
Für Investoren, die den Index passiv abbilden möchten, stehen zwei, an SIX Swiss Exchange kotierte, Produkte zur Auswahl. Es sind dies TDXPEX von iShares und CB1TX von Commerzbank. Letztere weisen mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0.43% etwas niedrigere jährliche Gebühren auf als TDXPEX, der ein jährliches TER von 0.51% verrechnet. Beide ETFs werden physisch repliziert. Während iShares Wertpapierleihe nutzt, um einen Zusatzertrag zu erwirtschaften, schliesst ComStage eine Wertpapierleihe bewusst aus. Performance-mässig liefern sich die beiden ETFs seit Januar 2017 ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Unter den Strukturierten Produkten finden sich lediglich Hebelprodukte (Mini-Futures) der Commerzbank auf den TecDAX Performance-Index. Versierte Anleger können diese, quasi als Sahnehäubchen, einer ETF-Position auf den TecDAX beimischen, um so der Kursentwicklung zusätzlichen Schub zu verleihen. Natürlich nur dann, wenn das Timing und die Richtung stimmen.

 

 

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