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payoff Learning Curve

Kleiner Unterschied, grosse Wirkung

31.03.2017 4 Min.

Exchange Traded Funds (ETFs) sind bei Anlegern zunehmend begehrt. Wer in diese Produkte investiert und vorab die Wertentwicklung bestimmter ETFs vergleicht, sollte die Funktionsweise und Berechnungsmethoden der zugrunde liegenden Indizes genau kennen. Eine Analyse, welche Erträge welcher Indexvariante zufliessen – und welche nicht. 

Wer sich mit passiven Anlageprodukten wie ETFs befasst, hat rasch mit Indexkompositionen zu tun. Diese sind die Basis der Wertentwicklung des jeweiligen ETF. Wahrscheinlich sind Ihnen in diesem Zusammenhang auch Kürzel wie PR, TR oder NR in der Bezeichnung von ETFs oder Indizes aufgefallen. Sämtliche grossen Indexprovider berechnen ihre Indizes in verschiedenen Varianten, welche dem Indexnamen zu entnehmen sind. Was auf den ersten Blick wie eine Randbemerkung anmutet, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als wichtiges Detail. Schliesslich verbergen sich dahinter Informationen, welche Komponenten zur Indexperformance beitragen.

Price Return (PR): Hier zählen nur die Kurse

Die Variante, welche bei der Indexberechnung international am häufigsten zur Anwendung kommt, enthält ausschliesslich die Preisveränderung der Indexbestandteile. Daher leitet sich auch die Bezeichnung Price Return (PR) oder Kursindex ab. Unberücksichtigt bleiben Erträge aus Dividenden oder Zinsen. Der übliche Kursabschlag, welcher durch eine Dividendenausschüttung verursacht wird, wirkt sich somit eins zu eins negativ auf die Indexperformance aus. Nicht zuletzt aufgrund dieser Simplifikation hat sich diese Methode weltweit mehrheitlich durchsetzen können. Prominenter Vertreter in der Kategorie Price Return ist beispielsweise der Euro Stoxx 50 Index. Dort fallen Dividendenzahlungen von Indexmitgliedern gänzlich durch den Rost und führen zu keiner Wertmehrung im Price Return Index.

Total Return (TR/GR): All inclusive

Diese Methode, welche eher selten anzutreffen ist, widerspiegelt den Gesamtertrag des Index. Darin enthalten sind sämtliche Ertragskomponenten wie Kursveränderungen sowie Dividenden- und Zinserträge, weshalb oftmals auch die Bezeichnung Performanceindex Verwendung findet. Es wird für die Berechnung somit unterstellt, dass diese Erträge zu 100 Prozent wiederangelegt werden. Oft findet diese Methode bei massgeschneiderten Indizes Anwendung, sofern der Asset Owner oder Lead Investor kein Problem mit einem transparenten, separaten Gebührenausweis für das Index-Management hat. Eine andere Variante ist, einen Price Return Index zu kreieren – mit sehr tiefer Management-Fee, aber Einbehalt der Dividenden.

Total Net Return (TNR): Ablass an den Fiskus

Eine leichte Abwandlung vom Total Return Index ist der Total Net Return Index. Auch dieser Index enthält Dividenden- und Zinserträge. Der Unterschied gegenüber dem Total Return Index ist, dass die Erträge nach Abzug der Quellensteuern einfliessen. Oft verfolgen Indizes, welche internationale Aktienkörbe abbilden, diesen Ansatz. Damit wird dem Steueranspruch des jeweiligen Staates auf die von den Unternehmen ausgezahlten Dividenden Rechnung getragen. Indexanbieter verwenden grundsätzlich die maximalen Quellensteuersätze, um die Net Return-Varianten der Indizes zu berechnen. Um zu verstehen, wie sich Total Return und Total Net Return in der Praxis unterscheiden, hat payoff ein Beispiel anhand des globalen MSCI World Index illustriert. Hierzu werden zum einen die Ländergewichtung, welche auf der Website des ETF Anbieters iShares publiziert ist, sowie zum anderen die Quellensteuersätze des Indexanbieters MSCI verwendet. Letztere werden auf der Website des Indexproviders veröffentlich. Kombiniert man beides, gelangt man zu einer durchschnittlichen Gesamtbelastung durch die Quellenbesteuerung. Basierend auf den von MSCI angewandten Quellensteuersätzen resultiert ein Abzug von 25.68% der von den im Index enthaltenen Firmen ausgeschütteten Brutto-Dividendenzahlungen. Hieraus wiederum ergibt sich die Wiederanlage im Index über die Nettorendite.

Auswirkungen für alle Anleger

Die Ertragsdurchlässigkeit der jeweiligen Index-Variante hat grossen Einfluss für institutionelle Kunden, bedingt durch die schiere Anlagesumme. Doch auch für Privatanleger können sich nennenswerte Summen ergeben, die dem Anleger je nach Index-Variante zustehen oder eben nicht. Je nachdem, welche Ziele Sie mit Ihrem ETF-Investment verfolgen, sollten Sie ebenfalls ein Augenmerk auf die Behandlung von Erträgen haben. Zielen Sie darauf, mit den vom Fonds erwirtschafteten Dividenden und Zinserträgen Ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, sollten Sie stets zu ausschüttenden Fonds greifen. Im anderen Fall, bei welchem Sie auf die Auszahlung von Erträgen verzichten können, ist der wiederanlegende (thesaurierende) Fonds das geeignete Vehikel.

 

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