Kräftiges Wachstum im ETP-Segment

• Dieter Haas
  

Nach einer langen Durststrecke scheint das im November 2010 an SIX Swiss Exchange eingeführte Segment der Exchange Traded Products endlich Fahrt aufzunehmen. Von anfänglich 29 stieg die Zahl bis 2013 zwischenzeitlich auf mehr als 60 Produkte. Von 2014 bis 2017 stagnierte das Angebot. Danach schrumpfte es stetig und fiel nach einer durch die Übernahme von ETF Securities durch WisdomTree erfolgten Sortimentsbereinigung im 3. Quartal 2019 bis auf 20 Einheiten. Der kontinuierliche Rückgang war einerseits eine Folge des schwindenden Interesses an Rohstoff-ETPs und andererseits verursacht durch den Rückzug einzelner Anbieter. Eine erste Trendwende bahnte sich im Jahr 2018 an mit der am 21. November erfolgten Handelsaufnahme des ETPs HODL von 21Shares auf den Crypto Basket Index, was zu einer Erweiterung des ETP-Spektrums führte. Die Diversifikation hat sich als Glücksfall erweisen. Dank etlicher neuer Krypto-ETPs von verschiedenen Anbietern konnte die Anzahl seither erheblich gesteigert werden und lag bei Redaktionsschluss bei mittlerweile 125 Einheiten. Die gelisteten ETPs teilen sich insgesamt elf Produktanbieter. Mit 43 hat 21Shares die meisten, gefolgt von ETC Issuance mit 18 und VanEck mit 14.

Marktübersicht

In der Tabelle 2 sind alle bis Ende 2021 gelisteten ETPs aufgeführt mit ihrem Basiswert, ihrem Ticker, dem Emittenten, den jährlichen Gebühren, den vorhandenen Vermögen (Assets under Management – AuM), der Handelswährung sowie, sofern vorhanden, der Kursentwicklung in CHF im laufenden Jahr, seit Ende Juni 2021 und seit Ende 2021. Von den bereits Ende 2020 kotierten ETPs war ABNB auf Binance der absolute Knaller, gefolgt von ETPs auf Ethereum und Ripple. Ab Ende Juni 2021 führte bis zum Stichtag am 17. Februar der ETP ASOL auf Solana die Rangliste mit grossem Vorsprung an. Dahinter folgten dicht aufeinander die ETPs ABNB, SETH (SEBA Ethereum) und AXTZ auf Tezos sowie weitere ETPs auf Ethereum. Es gab in dieser Zeitspanne mehrheitlich Gewinner. Zu den Verlierern mit zweistelligen Kursverlus- ten zählten mit SBTC ein ETP auf Short Bitcoin, ABCH auf Bitcoin Cash, die drei ETPs von FiCAS auf Active Crypto, AXML auf Stellar sowie AADA auf Cardano. Wesentlich un- vorteilhafter sieht das Bild seit dem Jahreswechsel auf. Seither dominieren die Minuszeichen. Nach dem hervorragenden Jahrgang 2021 legten bis dato die Kryptoanlagen fast unisono eine Verschnaufpause ein. Als Gewinner entpuppten sich im neuen Jahr bislang ausschliesslich ETPs auf Rohstoffe. Angeführt wurde die Liste am Stichtag vom ETP TPAL von GPF Metals auf Palladium, gefolgt vom ETP TNIK ebenfalls von GPF Metals auf Nickel und TPLT, ebenfalls von GPF Metals auf Platin.

Perspektiven

Im laufenden Jahr dürfte sich die Konsolidierung bei den Kryptoanlagen fortsetzen, auch wenn es zwischendurch kleinere Erholungsphasen geben könnte. Bitcoin, die mit Abstand gewichtigste Kryptoanlage, steckt zwischen zwei Halbierungen. Die letzte datierte am 11. Mai 2020 und die nächste wird voraussichtlich zwischen März und Juni 2024 stattfinden. Die Chancen auf ein Erreichen der von vielen erwarteten Marke von USD 100’000 dürfte wohl frühestens im kommenden Jahr Tatsache werden. Nach den rasanten Kursgewinnen bei Bitcoin in der Vergangenheit dürfte sich der Höhenflug der Kryptoanlage in den kommenden Jahren nur noch in deutlich abgeschwächter Form fortsetzen.

Der viel beachtete Analyst Plan B hat auf- grund der Entwicklung der letzten Monate sein Modell angepasst und verbreitet seit einiger Zeit vornehmlich eine auf einer loga- rithmischen Skala angepasste Version. Diese Modifikation erachten wir als realistischer als die ursprüngliche Fassung.

«Im laufenden Jahr scheinen die Chancen von ETPs auf Rohstoffe am grössten zu sein.»

Im laufenden Jahr scheinen die Chancen von ETPs auf Rohstoffe am grössten zu sein. Die Auswahl ist im Vergleich zu den Kryptoanlagen zwar noch klein, aber fein. Als Basiswerte werden ETPs auf Edel- und Industriemetalle angeboten. Beide Rohstoffsektoren sind im Vergleich zu den Aktien, historisch betrachtet, äusserst preiswert. Sie profitieren zudem seit dem Beginn der Pandemie zunehmend vom knapper werdenden Angebot. Diese Entwicklung dürfte anhalten. Zusätzlich befeuert wird das Ganze durch die seit März 2020 massiven Geldspritzen, welche mit einer üblichen Verzögerung zu einem kräftigen Anstieg der Teuerung gesorgt haben. Die von den Notenbanken im vergangenen Jahr als vorübergehend taxierte Inflation ist reines Wunschdenken. Der Geist ist aus der Flasche entwichen und wird sich 2022 und auch 2023 nicht einfangen lassen – ganz im Gegenteil. Das wird die Nachfrage nach sogenannten «Hard Assets» zusätzlich anheizen. ETPs wie TNIK auf Nickel, TSLV auf Silber, TPAL auf Platin, TPLT auf Palladium, TSLV auf Gold oder TCOP auf Kupfer versprechen im Jahr 2022 und darüber hinaus daher die grössten Gewinnchancen im SIX Swiss Exchange Segment der ETPs. Besonders TSLV dürfte, spätestens ab April, zu einem Höhenflug der Sonderklasse aufbrechen.

«Bei Redaktionsschluss lag der Silberpreis beim 79-fachen des Goldpreises.»

Gründe, die für Silber sprechen

Das Edelmetall ist derzeit der wohl günstigste Rohstoff. Bei Redaktionsschluss lag der Silberpreis beim 79-fachen des Goldpreises. Eine Rückkehr zum historischen Durchschnitt würde bedeuten, dass der Silberpreis um das Fünffache höher sein müsste und auf über USD 100/oz zu liegen käme. Die Menge an Silber, die an der Comex auf Termin verkauft wurde, entspricht einem Angebot von mehr als einem Jahr. Mit anderen Worten: Das verkaufte Silber kann nicht geliefert werden. Das bedeutet, dass es früher oder später einen Run auf physisches Silber geben wird. Silber ist der beste Wärme- und Stromleiter unter den Metallen. Deshalb enthält jedes Telefon, jeder Computer, jeder Fernseher, jede (anständige) Batterie und jede Photovoltaikzelle Silber. In dieser Zeit derGeldentwertung, des Gelddruckens und der Inflation müssen Sie sich schützen. Silber, als Geld- und Edelmetall, tut dies.